„Ich gehe jetzt aufs Klo, ziehe mir meine Strumpfhose und mein Höschen aus und dann suchen wir uns eine Parkbank“, flüstere ich dir ins Ohr, stehe auf und bahne mir durch das Kneipenschummerlicht den Weg zur Toilette.
Genau mein Beuteschema
Ein paar Stunden zuvor sitze ich beim Friseur unter der Wärmehaube und schreibe Nachrichten mit dir hin und her. Ich kenne dich von dieser Dating App. Heute treffen wir uns. Du schreibst witzig. Klug. Auf keinen Fall plump. Hast spannende Dinge zu erzählen. Findest mich ebenso interessant.
Du bist auch äußerlich sehr attraktiv. Alles in allem also genau mein Beuteschema. Finden auch meine Freundinnen. Die lassen sich ebenfalls die Haare machen. Nächste Woche fahren wir alle nach Berlin zu so einer Filmpremiere. Da wollen wir natürlich fabelhaft aussehen. Das passende Outfit werden wir gleich noch in großer Panik suchen gehen, um dann doch etwas aus dem heimischen Kleiderschrank zu nehmen.
Ich freue mich auf unser Date. Mein Bauchgefühl stimmt. Ich habe nicht oft Onlinedates. Nicht, weil ich nicht offen dafür wäre. Es sind nur leider so viele Menschen dabei, die es aus unterschiedlichen Gründen nicht sind. Für mich ist es die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dabei sollte man meinen, dass es einfach sei, jemanden für ein Abenteuer zu finden. Irgendeinen findet man sicherlich leicht. Aber ich suche ein Gesamtpaket, das zu mir passt. Da bin ich anspruchsvoll. Es geht schließlich um Sex – und nicht „nur“ um Sex.
Mit gebrochenen Rollenmustern sind meist auch die Dominanzverhältnisse unklar. Auch das finde ich vor allem sexuell reizvoll.
Ich verabschiede meine Freundinnen und steige in die Bahn, die mich zur Schanze, dem Berliner Betrüger und damit zu dir bringt. Du bist auch in echt toll. Und schön. Dein Gesicht mag ich besonders. Genauso offen und ehrlich wie auf den Bildern.
Wir setzen uns in den hinteren Teil der Bar. Ich frage, was du trinken möchtest und gehe dann zur Theke. Das mache ich fast immer so bei dieser Art von Dates. Als kurze Sortierungspause für beide Seiten. Zum Ankommen. Kurz sacken lassen. Denn bei der Begrüßung ist meist schon alles entschieden. So gebe ich uns beiden Zeit zu entspannen oder zu überlegen, wie wir aus der Nummer galant wieder rauskommen.
Ich mache das aber auch, um schon gleich zu Beginn mit der üblichen Rollenverteilung zu brechen. Konservative oder starre Vorstellungen mag ich nicht. Du bist der Mann, der du bist. Und ich bin die Frau, die ich bin. Eine, die beispielsweise gerne die Zügel in der Hand hält. Aber mindestens genauso gerne wieder loslässt. Mit gebrochenen Rollenmustern sind meist auch die Dominanzverhältnisse unklar. Auch das finde ich vor allem sexuell reizvoll. Die klassische Variante von Mann ist dominant, Frau devot muss somit nicht die erste Wahl sein.
Gefummel im Kneipenschummerlicht
Du arbeitest in der Werbung und betreust große und fiese Unternehmen. Und du fragst dich, wie es sein kann, dass eine halbe Million Euro für eine sechsminütige Autopräsentation ausgegeben werden und andere Menschen auf der Welt nichts zu Essen haben. Das kann ich mehr als nur gut verstehen.
Gerade gekündigt, willst du in wenigen Wochen nach Südamerika fliegen. Von dort aus die Welt bereisen, Gutes dabei tun und nie mehr zurück kommen. Auch das verstehe ich irgendwie. Ein Mann, der weiß, was er will. Das finde ich immer sehr anziehend.
Wir spüren, dass wir uns mögen, uns etwas zu sagen haben.
Langsam entspannen wir uns miteinander. Wir spüren, dass wir uns mögen, uns etwas zu sagen haben. Vertiefen uns immer mehr in Gesprächen über Reisen, die wir schon gemacht haben. Lustigen Backpackeranekdoten. Über spannende und skurrile Menschen, die wir unterwegs trafen. Situationen, wunderschön bis schrecklich, die wir niemals vergessen werden.
Ohne es wirklich zu merken, kommen wir uns langsam näher. Berühren uns wie zufällig, wenn der andere etwas sagt, dem wir zustimmen. Strahlen uns an, rücken unmerklich näher zusammen.
Plötzlich sind wir mitten im Spiel. Und dann küsst du mich. Auf die perfekte Art und Weise. Zart und dann so unerwartet aufrichtig lustvoll, dass du mich sofort mitreißt. Unser Kuss dauert Minuten und lässt uns völlig miteinander versinken. „Du hast auf meinen Mund geguckt, da wusste ich, dass du mich küssen willst“, sagst du zu mir, als wir wieder auftauchen.
Aha, denke ich. Ein Körpersprachenleser. Schön. Wir küssen und küssen und unsere Hände tun, was sie nicht lassen können. Aber auch, wenn es in dieser Kneipe fast dunkel ist, wird mir unser Gefummel langsam unangenehm vor den anderen Gästen.
Unbändige Lust
Unsere Lust aufeinander ist jedoch mittlerweile so groß, dass damit aufzuhören auch keine Option ist. Ebenso ausgeschlossen ist es für mich, heute noch zu dir nach Hause zu fahren und die Nacht und den Morgen mit dir zu verbringen. Ich habe viel zu tun.
Mit dir schlafen würde ich aber auch richtig gerne. Im Hier und Jetzt zu sein macht gerade so viel Spaß. Bis der letzte Zug fährt, muss ich mir also etwas einfallen lassen. Bis dahin bleibt uns aber noch ein bisschen Zeit.
Beim Onlinedating wird uns Frauen von den Männern mehr als viel angeboten. Da gibt es beispielsweise den Fußfetischisten, der gerne meine getragenen Socken kaufen möchte, oder den Sklaven, auf dem ich meine Notdurft verrichten soll. Ich bin da absolut wertfrei, aber meinen Geschmack treffen solche Anfragen nur sehr, sehr selten. Auch Outdoorsex ist sehr beliebt. Manche finden das einfach so heiß.
Deine Hände unter meinem Kleid fühlen sich noch besser an. Sie erkunden meinen runden Po, fassen erst vorsichtig, dann bestimmter zwischen meine Beine.
Für andere ist es vor allem deshalb eine gute Idee, weil sie mit ihrer Freundin zusammenleben und die nicht mitbekommen soll, dass sie auch mit anderen schlafen. Auch eine Lösung, wenn man seine Freundin liebt und auf Abenteuer mit neuen Menschen nicht verzichten möchte. Ob es die beste ist, sei mal dahingestellt.
Ich habe jedenfalls noch nicht viele Erfahrungen damit gemacht, es irgendwo draußen in der Großstadt zu tun. Bis jetzt, denke ich mir. Es ist Sommer, es ist dunkel, es gibt Parkbänke und wir sind extrem heiß aufeinander. Warum also nicht?
Wir knutschen und fummeln uns durch die Hauseingänge. In dieser warmen Sommernacht ist es schön und aufregend, nur mein leichtes Kleid und nichts mehr darunter zu tragen. Deine Hände unter meinem Kleid fühlen sich noch besser an. Sie erkunden meinen runden Po, fassen erst vorsichtig, dann bestimmter zwischen meine Beine.
Wir brechen unser Vorspiel immer wieder ab, wollen schnell in den Park, wo uns keiner sieht. Du kennst dich besser aus und weißt, wo wir lang müssen. Im Park angekommen suchen wir nicht lange, bis wir eine Bank finden, die im Dunkeln liegt.
Wir ineinander
Nach der ganzen Fummelei in der Bar und auf dem Weg hierher ist klar, dass wir uns nicht mehr zurückhalten wollen. Du setzt dich also auf die Bank, ziehst deine Hose runter und das Gummi drüber. Dann ziehst du mich auf dich. Du bist recht forsch und bestimmend. Das mag ich. Das ist heiß.
Vor allem, weil du einfach so bist und nicht, weil du denkst, dass ein guter Liebhaber so sein sollte. Ich setze mich langsam auf dich. Dein harter Schwanz füllt mich perfekt aus. Ich hab so Lust auf dich und uns ineinander. Will mich einfach nur mit dir bewegen. Dir geht es offensichtlich genau so.
Du packst mich an meiner Hüfte und ziehst mich fest und eng an dich. Bist jetzt ganz tief in mir. Wir fangen an, uns zu bewegen. Sehr schnell und sehr heftig. Wahnsinn. Jeder Stoß löst mehr Verlangen aus. Von Lust getrieben will mein Körper alles und das jetzt sofort.
Von Lust getrieben will mein Körper alles und das jetzt sofort.
Deine Hände, die sich unter meinen BH schieben und meine Brüste packen, kneten, streicheln, necken. Deine wilden Küsse, die mir zeigen wollen, wie geil auch dich das alles macht. Wir keuchen vor Lust. Unser Stöhnen verliert sich im Dunkel der Nacht. Wir sehen uns nur noch verschwommen, der Rausch hat uns fest im Griff. So wie wir uns.
Wir klammern uns aneinander, um uns nach jeder kurzen Distanz so schnell es geht wieder zu vereinen. Ich liebe es, wie du fickst. Deine Leidenschaft, deine kopflose Hingabe. Du willst dich nicht mehr zusammenreißen, so laut sein, wie du sein willst. Als du kommst, stöhnst du laut auf und lässt alles los. Dein Gesicht verzieht sich, deine geschlossenen Lieder zucken. Ich kann jede Welle sehen. Schon lange ist niemand mehr so schön vor mir gekommen.
Du bringst mich zur Bahnstation. Wir sind ein bisschen kicherig. War ja auch ganz schön aufregend. Zum Abschied küsst du mich wieder auf die perfekte Art und Weise. Zart und aufrichtig. Wir werden uns noch einmal wieder sehen. Dann bist du weg. Erstmal für immer.
Headerfoto: heddaselder via Creative Commons Lizenz 2.0! („Sexy Times“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!