Es bumst der Busen, es wemmst die Wemse – ein erotisches Wald-Gedicht

Es bumst der Busen, es wemmst die Wemse,
in tiefer Nacht, wie auch die Gemse,
es wird gestöhnt, es wird geleckt,
was bald auch dann den Förster weckt.

Ein tiefer Schlaf ist sonst ihm hold,
wenn er sich so zur Seite rollt,
doch heute Nacht gibt’s keine Bremse,
es bumst der Busen, es wemmst die Wemse.

Der Förster zuckt denn hoch sogleich,
und stößt sich prompt die Birne weich,
am Balken über seinem Bette,
wenn er ihn doch gepolstert hätte.

Die Stirn des Försters liegt in Falten,
was hat das Ächzen zu bedeuten,
was aus dem Walde rüberschallt,
während ein Tier das and’re knallt.

Es wird gehobelt, es wird gekeult,
dass sich das Moos nach unten beult,
am Stamme und im Unterholz,
wird der Partner umgebolzt.

Der Förster ist nun angezogen,
auch seine Schläfrigkeit verflogen,
zieht noch schnell die Hausschuhe aus,
und eilt ganz eifrig aus dem Haus.

Hier draußen dröhnt es von dem Ächzen,
man hört es knarzen, knattern, krächzen,
gar hundertfach verstärkt es scheint,
durch Wind, all den Ton vereint.

Der Förster nähert sich den Bäumen,
noch immer glaubt er fest zu träumen,
nichts sehen kann er, es bleibt düster,
während nahe dran es bumsen Biester.

Doch plötzlich tönt es laut in Höhen,
die er niemals vorhergesehen,
es wirft ihn fast nach hinten um,
ein letzter Stöhn, dann alles stumm.

Er hört es langsam aber sicher,
auf einmal klingt es nach Gekicher,
das aus dem Walde rüberhallt,
es wird dem Förster mächtig kalt.

Rückzug, Rückzug, denkt er sich,
das ist meine Sache nich’,
magische Kräfte hier sind am Werk,
rasch, hinunter den kleinen Berg.

Er läuft geschwind so flink er kann,
auf sein Haus zu und kommt an,
an der Türe heil und sicher,
und doch – kein Schlüssel – das ist bitter.

Da stöhnt er auf vor wildem Zorn,
und plötzlich beginnt es ganz von vorn,
es bumst der Busen, es wemmst die Wemse,
heute Nacht gibt’s keine Bremse.

Es bleibt dem Förster nun nichts übrig,
als sich zu setzen, und das niedrig,
auf seine Schwelle direkt vorm Haus,
man sucht sein Glück nicht immer aus.

In tiefer Nacht, das lernt der Mann,
ein Tier ein Tier gar bumsen kann,
doch nicht nur einmal, wie er dachte,
nein, bis zum Morgengrauen es krachte.


Headerfoto: Weihnachtliche Illustrationen via Shutterstock.com. (Wald im Hintergrund hinzugefügt.)Danke dafür!

GOTTFRIED HAUFE schreibt Texte, um sich selbst besser zu verstehen. Klappt manchmal ganz gut. Neben dem Auftritt auf Lesebühnen und in Kombination mit Musik hat er auch den Wurf gewagt, eine Mischung aus Lesung und Theater zu kreieren. Ein Lesestück halt. Für im gegenteil schreibt er die Texte aber gerne noch mal extra auf.

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