Gemeinsam durch dick und dünn: Unser erstes Beziehungsjahr war schwierig und schön

Weißt du noch wie wir letztes Jahr, genau vor einem Jahr, unser zweites Date hatten? Wir trafen uns im Treptower Park. Du mit deiner blauen Mütze und ich mit meinen dröhnenden Kopfschmerzen. Wir gingen uns ein Bier holen oder war es eine Mate? Dann setzten wir uns auf Steinbänke, mitten in die Märzsonne.

Meine Schläfen puckerten, ich wollte einfach nur liegen und so lag ich. Die Augen geschlossen, mit dem Kopf neben deinem Schoß. So viel Nähe erlaubte ich uns, obwohl wir einander erst einmal auf einen Kaffee zwei Wochen zuvor gesehen hatten. Da trugst du auch diese blaue Mütze und ich war überrascht, wie gut mir deine dazu passenden Augen gefielen.

Heute ist ein Jahr vorbei. Heute kenne ich dein Kind und du kennst meine. Wir stehen wenige Tage vor unserem ersten gemeinsamen Familienurlaub.

Heute ist ein Jahr vorbei. Heute kenne ich dein Kind und du kennst meine. Wir stehen wenige Tage vor unserem ersten gemeinsamen Familienurlaub. Wir standen eine halbe Pandemie, ein paar Mal Coronaansteckung innerhalb der eigenen Reihen, ein paar düstere politische Nachrichten und ganz viele private Erschütterungen später fester mit beiden Beinen in dieser Beziehung, als das zweite Date es vor einem Jahr erahnen ließ.

Da hatte ich nämlich gerade weitere drei Dates mit unterschiedlichen Männern geplant, nach dir, vor dir, zwischendrin. Ich sagte sie mehr oder minder alle ab, vertröstete, verschob oder gestand all jenen, die es interessierte: “Ich bin verliebt!“

Ich stand auf Zehenspitzen, du musstest dich hinunterbeugen – und wir küssten einander zum ersten Mal.

Denn als du mit mir, eine Kopfschmerztablette später, den letzten warmen Sonnenstrahlen nachlaufend auf der Lichtung des Parks zum Stehen kamst, da sah ich in diese hellen Augen – aufgeregt. Ich stand auf Zehenspitzen, du musstest dich hinunterbeugen – und wir küssten einander zum ersten Mal.

Gemeinsam durch dick und dünn

Seither waren wir unzertrennlich. Dieses Jahr weiß, vieles hätte uns wieder entzweien können. Dieses Jahr war turbulent und anstrengend, aber eben auch das schönste Jahr seit langem. Trotz Pandemie, während wir jede Parkbank zu Treffpunkten umfunktionierten. Trotz unserer Ängste vor einem Scheitern aneinander. Trotz des Gefühls, es würden nicht nur wir verletzt, sondern auch die Kinder im Hintergrund.

Du bist eine unglaubliche Stütze für mich, so wie ich es für dich war, als du dich in den ersten Monaten gequält und gewunden hast.

Die Kinder. Waren sie zu Beginn ein guter Grund, alles auf Sicherheitsabstand zu halten, sind sie jetzt Teil des gemeinsamen Lebens. Ohne sie geht es eben nicht. Ohne dich auch nicht mehr so richtig. Denn du bist eine unglaubliche Stütze für mich, so wie ich es für dich war, als du dich in den ersten Monaten gequält und gewunden hast.

Wir sind schon ein eigenartiges Gespann. Unaufgeregt, eigentlich. Wann immer ich denke, Normalität und Gelassenheit könnten mir nicht langweiliger erscheinen, bringst du meinen Bauch ordentlich zum Kribbeln. Wie damals, als du plötzlich nach meiner Hand gegriffen hast und mit mir den Park verließest. „Was tun wir hier?“, fragte ich verwirrt und zeigte auf die ineinander verknoteten Finger. „Keine Ahnung, aber es ist schön.“ Stimmt. Ein schönes Jahr mit dir.

Headerfoto: cottonbro (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

Laurine Lauretta, ein Perpetuum Mobile. Zwischen alleinerziehender Mutterschaft, pädagogischer Arbeit und Frausein, bleibt noch genug Zeit sich viele Gedanken um die Liebe, das Leben und allerlei Unsinn zu machen. Hier in Wort und Text.

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