Handy und Gesundheit – herrscht da ein Zusammenhang? Vielleicht ja. Denn: Wir nutzen unser Handy mittlerweile so viel und so unbewusst, dass andere Aspekte unseres Lebens und gerade unsere mentale Gesundheit darunter leiden können. Es folgt: Eine kleine Abhandlung über unseren treuen, technischen Begleiter und ein paar Vorschläge, um unsere Lebensqualität zu verbessern.
Nie ohne mein Handy!
Kennst du das? Man geht aus dem Haus, läuft ein paar Schritte und merkt dann, dass man das Handy vergessen hat. Eine Erkenntnis, die uns häufig dazu bringt, umzudrehen, da wir nun wirklich nicht ohne Handy unterwegs sein wollen. Oder aber die uns mit einem komisch flauen Gefühl zurücklässt, sofern wir uns entscheiden, das gute Stück nicht noch zu holen.
Handys haben sich rasch entwickelt. Nicht nur, was ihre Technik angeht, sondern auch in Bezug auf ihren Stellenwert und ihre Wichtigkeit in unserer Gesellschaft und unseren Köpfen. Everytime I’m … checking my smartphone!
Wir wachen auf und blicken aufs Handy.
Wir wachen auf und blicken aufs Handy. Wir machen uns Kaffee und checken nebenbei erst mal Social Media. Wir gehen zur Arbeit und lesen auf dem Weg Nachrichten. Wir sind bei der Arbeit, schauen aber regelmäßig in WhatsApp, um ein bisschen zu chatten, und greifen jedes Mal zum Handy, wenn es wegen einer neuen Push Notification vibriert.
Wir machen Feierabend und surfen uns in die Tiefen des Internets. Hangeln uns von einem Artikel zum nächsten, sehen ein lustiges Katzenvideo nach dem anderen und vergessen, was wir eigentlich tun wollten, weil wir mal wieder an unserem treuen, technischen Begleiter kleben bleiben. Und irgendwann gehen wir ins Bett – jedoch nicht, ohne vorher nochmal unsere Messenger, Insta und Co. zu checken.
Übermäßiger Konsum?
„Wie oft nutze ich mein Handy?“ Hast du dir diese Frage schon mal gestellt? Und hast du schon mal gewagt, eine Antwort darauf zu finden? Was ich eben beschrieben habe, ist vielleicht überspitzt ausgedrückt, doch Fakt ist: Das Ausmaß unserer Handynutzung am Tag ist beachtlich.
Studien zur Handynutzung zeigen: Wir mögen unser Handy wirklich sehr. Das legt auch eine Untersuchung der Uni Bonn nahe. Sie haben die Daten von 60.000 Handynutzer:innen ausgewertet und festgestellt, dass unsere Handynutzung am Tag folgende Zahlen mit sich bringt: Im Schnitt greifen wir 88 Mal zu unserem Handy und ganze 53 Mal entsperren wir es.
Durch die häufige Handynutzung werden wir unproduktiver, unaufmerksamer und können sogar Schlafprobleme bekommen.
Die Plattform Annie App hat in einer Untersuchung ermittelt, dass die weltweite Handynutzung am Tag bei durchschnittlich 3 Stunden und 40 Minuten liegt. Und eine Studie zur Handynutzung von Deloitte und bitkom zeigt außerdem, dass 41% der deutschen Handynutzer:innen bereits in den ersten 15 Minuten nach dem Aufstehen auf ihr Handy sehen. In diesem Sinne: Guten Morgen!
Doch was ist eigentlich so schlimm daran, so oft zum Handy zu langen? Ganz einfach: Der Griff nach dem Handy kann zur Sucht werden, denn wir versprechen uns davon Positivität und Bestätigung.
Handys lenken uns von realen sozialen Interaktionen, von der Arbeit und Hobbys ab. Durch die häufige Handynutzung werden wir unproduktiver, unaufmerksamer und können sogar Schlafprobleme bekommen. Wir sind weniger achtsam und nehmen unsere Umwelt viel weniger bewusst wahr. Und so weiter und so fort.
Mir scheint, das Handy ist nicht mehr nur eine praktische Technik, sondern vielmehr ein dauerhafter und kaum für einen Moment wegzudenkender Begleiter, der zu unserem wichtigsten Hab und Gut zählt.
Was wäre, wenn wir das Handy einfach mal weglegen?
Versteh mich bitte nicht falsch: Natürlich ist das Handy super, um Kontakte zu halten, zu kommunizieren, sich zu informieren und auch um Spaß zu haben. Ich nutze mein Handy genauso für all diese Dinge. Doch, wie so häufig, ist es wahrscheinlich so: Die Menge macht’s.
Handy oder kein Handy – das steht wohl in der heutigen Welt kaum zur Debatte. Also sollten wir uns doch besser auf das Wie konzentrieren. Wie in vielen anderen Bereichen haben wir auch hier die Wahl: Wollen wir einen bewussten und achtsamen Konsum pflegen oder wollen wir unser Handy völlig willkürlich und gedankenlos nutzen?
Manchmal verbringe ich Zeit mit Menschen und habe doch das Gefühl, nicht alleine mit ihnen zu sein, weil sie immer wieder auf ihr Handy sehen, mal eben eine Nachricht schreiben oder aber das Phone stets neben uns liegt. Manchmal bin sicher auch ich diejenige, die anderen das Gefühl gibt, nicht alleine mit mir zu sein.
Manchmal frage ich mich, ob wir nicht viel mehr von der Welt wahrnehmen würden, viel mehr sehen würden, viel mehr empfinden würden und glücklicher wären, wenn wir unser Handy einfach nicht so oft zücken würden.
Manchmal frage ich mich, ob wir nicht kreativer wären, mehr Hobbys hätten, spannendere Dinge erleben oder interessante Dinge lernen würden, wenn wir nicht so viel Zeit in unser Handy investieren würden.
Manchmal frage ich mich, ob unsere Freundschaften und Beziehungen nicht enger, vertrauter und intimer wären, wenn wir uns mehr aufeinander konzertieren würden, statt auf unser Handy.
Manchmal frage ich mich, ob wir nicht viel mehr von der Welt wahrnehmen, viel mehr sehen, viel mehr empfinden würden und glücklicher wären, wenn wir unser Handy einfach nicht so oft zücken und ihm nicht einen so hohen Stellenwert zuschreiben würden.
Im Übrigen schreibe ich hier absichtlich wir, denn ich will niemanden aus diesem Gedankenspiel ausschließen. Ob du dich jedoch angesprochen fühlst oder nicht, das überlasse ich ganz dir.
Für eine bewusstere Nutzung des Smartphones
Ich will Handys nicht verteufeln, denn sie haben auch ihre Vorteile und sind oft eine wahre Hilfe. Was ich aber will, ist dich, und genauso auch mich selbst, zu ermutigen, Smartphones bewusster und achtsamer zu nutzen. Handys wieder mehr wertzuschätzen und gezielt nach ihnen zu greifen, um sie bestmöglich zu verwenden und gleichzeitig mehr von unserem Leben fernab der modernen Technik zu haben.
Hier ein paar Inspirationen für einen gesünderen Umgang mit dem Handy:
- Öfter mal ohne Handy aus dem Haus gehen
- Handy in der Stunde nach dem Aufstehen und in der Stunde vor dem Zubettgehen nicht mehr nutzen
- Handy nur zu bestimmten Zeiten nutzen
- Handy nicht nutzen, wenn man gerade etwas mit anderen macht oder sich einem Hobby, der Arbeit o. Ä. widmet
- Handy nicht die ganze Zeit in unmittelbarer Nähe haben
- Push Notifications ausschalten und nur Apps installieren, die man wirklich braucht. Alle anderen löschen
- Handyfreie Tage einrichten
- Handy wieder als privilegiertes Gut schätzen (wie damals, als wir noch jung und Handys für uns noch was Besonderes waren)
- Handy (häufiger) auf lautlos stellen
- Nicht immer direkt auf Nachrichten antworten, sondern zu einem passenden Zeitpunkt bewusst Zeit dafür nehmen
Ein paar Tipps und Worte speziell zur Social-Media-Nutzung findet ihr außerdem in diesem Artikel von mir.
Lasst uns einfach versuchen, unsere Handys bewusst zu nutzen und nicht als ständigen dauerhaften Begleiter zu sehen und es alle paar Minuten zu checken. Ich mein: Das könnte doch wirklich nicht schaden, oder?
Headerfoto: Sinitta Leunen via Unsplash. („Gesellschaftsspiel“-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!
Danke für deine Zeilen, wenn ich mal mein Handy vergesse, merke ich wie befreit ich bin. LG