Feuchte Filmpremiere

Berlin. Roter Teppich. Filmpremiere. Du und deine Freunde. Hipster-Freunde. Gewollter Individualismus. Ihr seht irgendwie nach Spaß aus. Aber das ignoriere ich. Ich will euch doof und aufdringlich finden. Egozentrische Jungschauspieler halt.

Die Premierenfeier findet in einem Nobelschuppen in Mitte statt. Diese Art Laden, indem sie Häppchen herumtragen und es Kerzen auf den Klos gibt. Dicke Egos in Anzügen schieben sich durch die Räumlichkeiten. Ich frage mich, ob sich die steife Stimmung heute noch in Ekstase auflöst. Ich trinke Moscow Mule. Viele. Und ich beobachte. Die Pseudowichtigen, die Groupies, die Schönen und die Reichen.

Nach und nach gehen die Anzugträger und die Tanzfläche füllt sich. Ich tausche High Heels gegen meine Sneaker. Ich tanze, trinke Kurze mit irgendwelchen Filmmenschen und beginne wirklich Spaß zu haben. Endlich.

Und plötzlich bist du wieder da. Alleine. Du tanzt mit halb geschlossenen Augen. Mein Körper bewegt sich langsam zu dem deinem. Wir sehen uns an. Gucken und tanzen. Unsere Körper entscheiden. Eng aneinander gedrückt, bewegen wir uns zum Takt. Ganz von alleine. Und spätestens als ich dich in dieser tanzenden Umarmung einatme, will ich dich.

Wir gehen auf die Terrasse. Es ist so spät, dass wir die Aufpasser überreden müssen, noch eine rauchen zu dürfen. Wir kennen mittlerweile unsere Namen, wissen, dass du viel jünger bist als ich, und erzählen uns, was wir so machen. Du bist Schauspieler. Überraschung. Ich erzähle, dass ich irgendwie was mit der Filmmusik zu tun habe und gucke dir dann beim reden zu. Ich wäge ab. Es ist spät. Ganz zu dir fahren will ich nicht. Ich muss morgen wieder früh zurück nach Hamburg. In meinem Hotelzimmer schläft eine Freundin von mir.

Du unterbrichst dich und meine Gedanken und fängst an, mich zu küssen. Gute Küsse, fordernde Küsse. Das mag ich. Du sagst mir, dass das alles für dich sehr aufregend sei. Wir küssen uns, bis die Aufpasser uns auffordern, rein zu gehen, weil sie langsam die Party beenden wollen. „Wir gehen jetzt auf eine dieser Nobeltoiletten“, flüstere ich. „Oder ist dir das zu aufregend?“

Wir schließen die Tür. Ich stehe mit dem Rücken an sie gelehnt, du an der Wand gegenüber. Wir schauen uns an. Unter deinen Blicken ziehe ich die Schuhe aus und streife die Strumpfhose ab. Dann mein Höschen.
„Komm her“, fordere ich dich auf.

Die süßen Küsse überspringen wir. Wild und aufgeregt suchen unsere Zungen einander. Mal sind sie eng umschlungen, mal provozieren sie sich gegenseitig, während wir uns in die Augen schauen.

Ich ziehe dich eng an mich und greife deinen Po, spüre deinen harten Schwanz. Deine Hände sind bereits überall unter meinem Kleid, auf meinem runden Po, meinem viel zu weichen Bauch. Du tastest nach meinem BH und öffnest ihn umständlich. Ich muss schmunzeln, immer das Gleiche. Dann greifst du nach meinen Brüsten, streichelst sie sanft und reibst meine Nippel zwischen deinen Fingern. Das macht mich Wahnsinnig. Und genau das flüstere ich dir ins Ohr.

Ich öffne deine Hose und beginne langsam, deinen Penis zu massieren. Erst sanfter, dann greife ich fester zu und bewege meine Hand auf und ab.
Du magst das.

Mit der anderen Hand nehme ich deine und schiebe sie langsam zwischen meine Beine. Ich gucke dir fest in die Augen, während ich deine Finger Zentimeter für Zentimeter tief in mich gleiten lasse. Als du merkst, wie feucht ich bin, stöhnst du leise unter meinen Blicken auf. Ich liebe diesen Moment. Dein Schwanz in meiner Hand wird noch ein bisschen härter. Deine Finger in mir locken mich und bewegen sich gleichzeitig immer schneller, sodass mir der Atme stockt und mir ein kleines bisschen schwindelig wird. Ich will dich in mir. Jetzt. Als könntest du Gedanken lesen, lässt du von mir ab, setzt dich auf den Klodeckel, holst das Kondom aus deiner Hosentasche und streifst es dir über. Dann ziehst du mich zu dir.

Ich schiebe mein Kleid hoch und setze mich ganz langsam auf dich. Quälend langsam. Geil langsam. Wir halten beide die Luft an. Dann fangen wir endlich an, uns zu bewegen. Langsam geht jetzt auf keinen Fall mehr. Wir werden schneller, unser Stöhnen wird lauter und es wird immer heißer in dieser Kabine. Irgendwann rinnt mir der Schweiß zwischen den Brüsten hinunter und die Haare kleben mir im Gesicht. Egal. So egal. Du umfasst meine Hüfte und ziehst mich bei jedem Stoß so fest an dich wie möglich. Wir ficken und geben uns hin. Zwischendurch schauen wir uns immer wieder an und müssen beide grinsen. Dann wird die Lust wieder so groß, dass wir selbst das nicht mehr hinkriegen.

Ich will, dass du mich von hinten nimmst und stehe auf, ziehe dich hoch. Du verstehst schnell. Du schiebst mein Kleid hoch, dringst langsam in mich  ein und beginnst, dich wieder zu bewegen. Ich halte mich an der Ablage über der Toilette fest. Deine Stöße werden jetzt immer tiefer und schneller. Lange wird es nicht mehr dauern, bis du kommst. Für mich kein Problem, ich kann unter diesen Bedingungen eh nicht richtig kommen. Ich brauche sonst zarte Berührungen. Härteres vögeln löst in mir eher einen kleinen, latenten Ganzkörperdauerorgasmus aus.

Als du jetzt auch noch mit einer Hand meine offenen langen Haare zu einem Zopf drehst und fest an ihm ziehst, verstärken sich meine Ganzkörperdauerorgasmuswellen noch mehr und ich kann spätestens jetzt nicht mehr leise sein. „Fick mich“, stöhne ich und merke, wie du mich schon gar nicht mehr richtig hören kannst. Immer tiefer, immer schneller, bis du inne hältst und ich spüre, wie dein Schwanz in mir pulsiert. Auch diesen Moment liebe ich.

Wir kichern und knutschen wie Teenager, als wir völlig verschwitzt aus unserem Rausch aufwachen und uns umständlich wieder anziehen.

Als wir wieder draußen stehen, an diesem warmen Sommermorgen, vermisse ich Berlin. „Sehen wir uns wieder?“, fragst du. „Bestimmt“, antworte ich. Deine Freunde warten auf dich. Wahrscheinlich müsst ihr jetzt noch zu After-Hour-Party, wie es sich richtige für Hipster gehört. Nicht für mich, ich steige in ein Taxi und fahre wieder zurück in mein eigentliches Leben.

Headerfoto: Beryl Chan via Creative Commons Lizenz 2.0! („Sexy Times“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

ANNA ZIMT ist 33 Jahre alt, isst am liebsten salzige Pommes mit Mayo und fühlt sich sexuell befreiter denn je. Sie lebt in Hamburg, liebt erste Dates und Großstadtabenteuer. Einst Streetworkerin in Berlin, hat sie gerade zwei Bücher veröffentlicht: "In manchen Nächten hab ich einen anderen" (könnt ihr hier kaufen) und "Leck mich!" (könnt ihr hier kaufen). Frau Zimt ist in ganz unterschiedlichen Welten unterwegs. Ihr Zuhause hat sie aber schon vor vielen Jahren gefunden.

2 Comments

  • Hey Anna,

    Ich mag Deine Podcasts und Videos.

    Eigentlich, weil ich gern Deine Stimme höre.

    Und es ist ja auch lustig, was Du so erzählst und schreibst, jedenfalls wenn man es als eine Art erotische „Kurz-Geschichte“ liest.

    Glauben kann man da sicher nur die Hälfte, auch wenn Frauen bei sowas im Allgemeinen nicht so flunkern wie wir Männer.

    Die Geschichte auf der Toilette klingt aber doch ein wenig stark nach einer Story, wie sich ein Hipster-Journalist von Bento eine schnelle, flüchtige Nummer vorstellt.

    Oder?

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