Es gibt diese Nächte, die dich fortreißen in dunkelschwarze Abgründe, tiefer als dein letzter wahrgenommener Absturz. Oft trifft es einen unerwartet in einem Moment, in dem man sich stabil fühlt, die Sehnsucht nach Spaß, loslassen und fliegen können größer ist als alles andere und der Gin Tonic zu viel einem tatsächlich kurz Flügel wachsen lässt. Dann schwebst du völlig abgehoben und irgendwie drüber durch die Nacht, über Tanzflächen von rauchigen Clubs, losgelöst zwischen verzerrten Gesichtern mit dem Trugbild von Freiheit im Herzen. Und dabei wolltest du doch nur vergessen.
Vergessen, dass keiner da ist, der einem die Hand hält, der mit einem schweigt oder die Sonntagsbrötchen mit deinem Fahrrad abholen geht.
Dabei wolltest du doch nur vergessen.
Vergessen, dass man so oft nicht weiß, wer man ist, wo man hin will und ob man jetzt gerade überhaupt richtig ist. Vergessen, dass Lügen einen misstrauisch gemacht haben und dass auch gute Freund:innen einfach so gehen können.
Und je mehr man versucht, das alles mit den Zaubertränken der Nacht wegzuspülen, desto mehr verliert man selbst den Halt und im schlimmsten Fall knallst du in den Schatten von einem grauen und kalten Sonntagmorgen viel zu früh so richtig auf die Fresse.
Tiefschwarze Abgründe nach schillernden Nächten
Dann gibt es keinen Glitzer mehr oder lustige Partyhütchen. Nur noch verwischte Schminke, versiffte Klamotten, pochender Schmerz und ein Stein groß wie ein Trümmerfeld auf deinem Herzen. Vielleicht hast du den absolut falschen Mann geküsst oder dem absolut richtigen Mann wieder nicht gesagt, dass du genau das gerne tun würdest.
Vielleicht warst du zu laut, zu peinlich. Oder vielleicht auch ganz allein, angespült wie Strandgut auf dem Boden in der finstersten Ecke.
Vielleicht hast du den absolut falschen Mann geküsst oder dem absolut richtigen Mann wieder nicht gesagt, dass du genau das gerne tun würdest.
Es folgt ein Moment der größten Verachtung: Wie konnte man überhaupt und wie ist das so weit gekommen. Beantworten kann das keiner so richtig, waren wir doch alle Zombies, die auf der Suche nach dem letzten bisschen Liebe durch die Straßen und durch die Nacht gestreift sind.
Und vielleicht liegt genau darin unsere größte Hoffnung: dass irgendwo jemand unterwegs ist, der genau passen könnte und Ausschau nach einem hält. Und schließlich endet auch die dunkelste aller Nächte, hinterlässt vielleicht ein paar Schatten auf deinem Lebensmut und vielleicht gruselt es sich dich auch beim Blick zu deinem Spiegelbild.
Das Zombieherz kommt aus seinem Versteck zurück.
Aber irgendwann ist es wieder vorbei, du hast Glück und hörst auf dem Nachhauseweg diesen einen Song, der dich froh macht und das Zombieherz kommt aus seinem Versteck zurück, guckt zum Himmel und weiß: So schlimm ist es doch nicht.
Headerfoto: Daniil Lobachev via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt, Bild gecroppt.) Danke dafür!