Wie oft haben wir uns schon verabschiedet? Wie oft wollten wir uns gegenseitig ziehen lassen? Ich kann es nicht mehr zählen. Als wäre es die Endlosschleife einer Romanze. Tränen am Gleis. Mehr als einmal. Küsse und Umarmungen, die nicht herzlicher sein könnten… und Schmerz.
Wir würden den Stoff für eine herzzerreißende Serie abgeben. An Dramatik mangelt es sicher nicht. Doch nun ist die Serie bei der letzten Folge angelangt. Es gibt keinen Cliffhanger. Alles ist entschieden und aus Stolz darüber den anderen erzählt. Aus und vorbei! Game Over.
Physisch sind wir getrennt – ja. Aber waren wir das nicht schon so oft, dass wir es gewohnt sind?
Und doch lassen sich unsere Gedanken nicht einsperren. Physisch sind wir getrennt – ja. Aber waren wir das nicht schon so oft, dass wir es gewohnt sind? Vernunft ist das, was Deine – und irgendwie auch unsere – Entscheidung untermauert. Ich traf sie schon vor Monaten – nun ziehst Du nach. Vielleicht weil es sich besser – gesünder – anfühlt, zu entscheiden, was uns der Verstand schon lange zuflüstert, das Herz aber negiert.
Kontrolle zu haben ist doch etwas, das uns Sicherheit vermittelt, nicht wahr?
Deine Worte sind immer noch da. Sie sind leiser und zaghafter geworden. Aber wirklich laut warst Du ja nie. Oder Stopp! Doch, warst Du. In den Momenten, in denen Du Dich ganz gelöst hast von Deinen Ängsten. Dann waren wir laut und leidenschaftlich. Wie Superhelden – oder Superschurken. Selbst aus der Ferne zu hören. Doch nun bist Du wieder scheu.
Ebendiese Furcht ist es, die Dich an Deinen Schatten zu binden scheint, der Dir in meinen Augen immer noch irgendwie bedrohlich und umsorgend zugleich anhaftet. In seinem Schutz zu leben ist einfacher, als im Licht stets mit der Sehnsucht nach etwas konfrontiert zu sein.
Ich komme mir vor, als hätte ich tausend Schlachten geschlagen, eine Welt ohne Dich als glücklich empfinden zu können.
Ich komme mir vor, als hätte ich tausend Schlachten geschlagen, eine Welt ohne Dich als glücklich empfinden zu können. Aber warum? Vor Dir war ich das doch auch irgendwie: glücklich. Ich habe jedoch das Gefühl, als hättest Du meinem Leben eine andere Dimension gegeben, die ohne Dich nicht zu existieren scheint.
Doch ja, es geht mir gut. Es gibt nur eben keine Momente mehr, die die Zeit zum Stillstand bringen und gleichzeitig in einem einzigen Augenblick verziehen lassen. Du schreibst immer… es werden neue Momente kommen. Beinahe einem Mantra gleich. Dann frage ich mich, ob Du es selbst auch so erlebst oder es nur mein Wunsch ist, dass ich von Dir – uns – loskomme und ich mich endlich wieder in anderen Armen richtig fallen lassen kann. Oder vielleicht ist es auch wieder Kopf über Herz.
So oft haben wir gelitten. Wie die Hunde. Aber ist es nicht stetige Sehnsucht gewesen? Ist es nicht das Verlangen gewesen, dem anderen nah zu sein? Die Eifersucht, dass andere das Leben des Seelenpartners dort bereichern, wo man selbst nicht hindarf?
Wir haben noch Kontakt, vermeiden aber bestimmte Themen, die früher selbstverständlich dazu gehörten. Keiner will dem anderen wehtun. Niemand möchte wirklich und in aller Ausführlichkeit hören, dass es dem anderen gut geht – obwohl man ihm nur das Beste wünscht.
Niemand möchte wirklich und in aller Ausführlichkeit hören, dass es dem anderen gut geht – obwohl man ihm nur das Beste wünscht.
Es ist schizophren und irgendwie doch wunderbar, dass Du noch immer in mir wohnst. Diese Worte würden jeden meiner Freunde mit den Zähnen knirschen lassen. Nur sage ich es ihnen nicht mehr. Ich besitze immer noch diese Arroganz zu glauben, dass mich niemand versteht… außer Dir.
Doch nun hast Du Dich selbst gezwungen, mir nicht mehr zu schreiben. Telefonieren willst Du ohnehin nicht. Da würde Deine Stimme viel zu viel verraten. Ich weiß, Du willst mich vor mir selbst beschützen und vielleicht auch vor Dir. Als ob man den Stoff aus Fürsorge vor dem Junkie versteckt. Denn: Ja, ich bin süchtig nach Dir…
Aber beginnt die Verantwortung nicht in Gedanken? Was ist schon eine physische Trennung, wenn man den anderen doch in seiner Fantasie bei sich hat – haben will? Beginnt die Geschichte dann nicht von Neuem und wird jedes Mal umso schmerzlicher; selbst wenn es nicht sein darf?
Wenn wir beieinander waren, haben Deine Augen geleuchtet, Du warst aufgeregt und außer uns war die Welt leer.
Als Du mir in einer SMS geschrieben hast, Du liebtest mich nicht mehr, war es wie die letzte Instanz. Keine Stimme, die es als Ausrede hätte entlarven können. Und vielleicht hast Du Recht. Aber manchmal frage ich mich, ob es eine Rolle ist oder ob Du es wirklich so meinst. Denn wenn wir beieinander waren, haben Deine Augen geleuchtet, Du warst aufgeregt und außer uns war die Welt leer. So etwas gibt es nicht, wenn man keine Gefühle in sich trägt – bilde ich mir zumindest ein.
Du sagst natürlich, das sei die Aufregung des Verbotenen. Aber ich denke, das ist wieder ein Versuch mehr, mit dem Verstand zu greifen, was größer ist als dieser, tiefer liegt, als er. Auch wenn er nicht wegzudiskutieren ist, so steckt mehr dahinter. Aber ja – jeder andere würde es uns genauso einreden. Mit Erfolg? Ich weiß nicht…
Ja, wir haben Fehler begangen, Du und ich – alle beide. Unser Größenwahn hat uns zerrissen. Dich – weil Du dachtest, die Welt gehöre Dir allein. Mich – weil ich dachte, Du gehörtest nur mir. Und nun stehen wir da. Reden – schreiben – über uns in der Vergangenheitsform. Wie schön es doch war und gleichzeitig tun wir so, als hätten wir keine Chance, etwas anders zu machen.
Nun stehen wir da. Reden – schreiben – über uns in der Vergangenheitsform.
Und mit „anders machen“ meine ich keine Konversation via SMS, sondern Handeln – im wahren Leben. Doch das Liebste braucht eben die Chance und den Mut dazu, in derselben Welt zu wandeln.
„Träumer“ hast Du mich immer genannt. Vielleicht bin ich das. Noch immer. „Unverbesserlich” – Deine Worte.
Dann steige ich eben auf Fuchur und fliege zum Elfenbeinturm. Nur noch dieses eine Mal… und unendliche weitere Male, bis der Verstand wirklich für immer siegt.
Headerfoto: Štefan Štefančík via Unsplash.com. (Gedankenspiel-Button hinzugefüght.) Danke dafür!