Ein letztes Mal Repeat, ein letztes Mal genießen

Genug geheult! Alles vorbei und wieder alles von vorn! Als hätte jemand die Repeat-Taste gedrückt! Aber man wird ja weiser mit den Jahren. Und leiser? Kann man hier vielleicht doch irgendwo vorspulen? Hach…, die guten alten Kassettenrekorder! Was war das für eine geile Zeit! Heile Welt. Nur ab und zu Bandsalat… Ganz leicht wieder zu beheben, man brauchte nur einen Stift dafür.

Manchmal versinke ich in meinen Nostalgiegedanken… aber irgendwann werden vielleicht wieder mehr Fremde zu Vertrauten – und bleiben es. Und nicht umgekehrt. Who knows? Und solange: Rambazamba und Samba und Konfettiregen, bitte!

Aber vielleicht spulen wir doch noch mal zurück. Und nicht vor.  Zurück zu dieser schönen Stelle. Ein letztes Mal sich tragen lassen von der Melodie. Sich erinnern. Dieses warme Gefühl bei geschlossenen Augen. Genießen. Da ist dieser warme Sommertag, da sind Schäfchenwolken, Wiesen, Wälder. Sein Auto, in dem wir sitzen, die Spritztour. Pause.

Ein letztes Mal sich tragen lassen von der Melodie. Sich erinnern. Dieses warme Gefühl bei geschlossenen Augen. Genießen.

Picknick. Ohne Proviant. Da liegen wir auf Mutter Naturs Erde. Knutschen, zuerst schüchtern, ohne Picknickdecke. Da ist nackte Haut, da ist dieses Beben, da ist die Überraschung, da ist der Rausch. Er fühlt sich gut an. Unerwartet. Überraschend. Da ist dieses Leuchten in seinen Augen, während er mir eine Haarsträhne zur Seite streicht, um meine Stirn zu küssen.

Da ist diese Unsicherheit, die uns kurz zurückschrecken lässt. Schmetterlinge flattern um die Wette. Mehr Küsse. Mehr Haut zum Berühren. Atem um Atem, im Handel und Tausch. Da ist ein Vulkan, der Lava spuckt. Glühend rote Wangen verraten uns. Da ist die Vernunft, die die Notbremse zieht. Da ist der Förster mit seinem Hund, der uns fast erwischt, und da sind noch immer die Schmetterlinge in meinem Bauch.

Da sind Blicke, die wir uns zuwerfen, und Songs, die wir hören, und dieses warme, wohlige Gefühl, während wir schweigen und uns schief von der Seite angrinsen.

Aber auch der schönste Song endet mit einem letzten Akkord.

Dann kam eine Pause und dann kam die Distanz. Wieder zurück. Wieder auf Los. Wieder Annäherung. Der Abend in diesem Pub. Ein paar Weine später waren wir auf den Straßen unserer Stadt. Es war Nacht und da waren wir. Betrunken. Jedoch nicht vom Wein allein.

Ein paar Weine später waren wir auf den Straßen unserer Stadt. Es war Nacht und da waren wir. Betrunken. Jedoch nicht vom Wein allein.

Über eine Stunde konnten wir nicht loslassen. In dieser kalten klaren Nacht. So kamen einige Nächte und einige Weine und dazwischen nüchtern immer wieder ein Versuch. Und die Hoffnung. Und vor allem der Kopf.

Und da waren meine Ängste, meine Zweifel und hier war mein mutiges Herz – schon lang mit diesen Gefühlen für ihn, tief in meiner Brust. Das konnte er nicht wissen. Ahnen vielleicht.

Sie hat mich selbst überrascht. Diese Traurigkeit. Als hätte ich etwas verloren, dessen Platz niemand je wieder füllen kann. Da sind die Erinnerungen an die letzten Jahre, die wir uns kannten. Da ist der Gedanke, dass nun alles ausgelöscht wurde. Nichts ist mehr wahr oder nichts mehr übrig, was bleiben wird.

Und es erinnert mich an eine Zeit und an jemanden und alles dreht sich von vorn. Repeat.

Doch auch, wenn sich Gefühle wie Illusionen anfühlen und Menschen wie Geister, die mir nur im Traum erschienen und jetzt weit weg sind, kann ich neben all dem Schmerz, dem Verlust und der Wut eines für mich erkennen. Etwas Gutes.

Trotz allem, ich bin es immer noch; fähig, mein Herz zu öffnen, zu vertrauen und sogar zu lieben.

Trotz allem, ich bin es immer noch; fähig, mein Herz zu öffnen, zu vertrauen und sogar zu lieben. Auch wenn ich weiß, dass diese Fähigkeiten sich abnutzen – wie eine alte Kassette, die man immer wieder vor- und zurückspult, bis zu der Stelle, an der sie das Lieblingslied spielt.

Irgendwann ist vielleicht nichts mehr von ihr übrig; nichts außer Bandsalat. Und solange spule ich vor und zurück und nur ganz selten drücke ich den Knopf: Repeat. 

Headerfoto: Breno Bitencourt via Unsplash.com. (Gedankenspiel-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

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