Ich habe mich gefragt, warum man sich nach Trennungen meistens so einsam fühlt und glaubt, dass man nie wieder jemanden findet, den man so sehr lieben kann wie den Ex.
Dieser Glaubenssatz ist weit verbreitet. Auch ich habe ihn oft gefühlt. Das Gefühl des Alleinseins schlägt wie wild um sich und schreit dabei: „Panik, Panik! Achtung, Achtung! Kontrolle, Kontrolle!“ In solchen Momenten verlieren wir wirklich oft die Kontrolle und zwar über uns selbst. Der Kommandant unseres Körpers und Verstandes wird das Ego: der Teil in uns, der alles zerredet, überdenkt, prüft und taktiert. Und wenn Ego schon mal da ist, dann kann man sich auf etwas gefasst machen.
Die Stimme in deinem Kopf wird immer lauter. Erst säuselt sie, dann flüstert sie und irgendwann hörst du ganz genau hin und schenkst ihr Glauben.
Die Stimme in deinem Kopf wird immer lauter. Erst säuselt sie, dann flüstert sie und irgendwann hörst du ganz genau hin und schenkst ihr Glauben. Das ist fatal, denn dann passieren oft Dinge, die entweder alles verschlimmern oder deinen Herzschmerz noch weiter hinauszögern. Das Gedankenkarussell ist stark in den Momenten, in denen wir uns schwach fühlen und etwas Routiniertes aus unserem Leben wegbricht. An dieser Stelle steht für mich genau eine Frage:
Glaubst du an Zufälle? Ich nicht!
Ich glaube daran, dass wir durch alle Menschen und Situationen etwas lernen, das uns jede noch so traurige Erfahrung und jedes schockierende Erlebnis näher zu uns selbst bringt oder zumindest bringen soll. Ich war fünf Jahre in einer Beziehung, die auf Abhängigkeit basierte und jedes noch so auffällige Zeichen, mich daraus zu lösen, habe ich schlichtweg ignoriert. Es gab diese Zeichen in Form von Betrug, Unaufmerksamkeit und fehlender Zuneigung auf beiden Seiten. Der einzige Mensch, der das nicht sehen wollte und konnte, war ich.
Es fühlte sich so an, als ob ich gegen eine Wand renne, die schon immer da war, die ich jedoch vorher bewusst ignoriert habe.
Es geht dabei nicht um Schuld. Wenn ich nun zurückblicke, weiß ich genau, was mich hätte bereits früher erwachen lassen müssen, jedoch war ich wohl einfach noch nicht soweit, meine Lektion zu lernen. Man kann es auch so sehen, dass viele kleine Lektionen zu einem großen Kapitel wurden, und erst als das ultimative Ereignis eintrat, konnte ich alles erkennen. Es fühlte sich so an, als ob ich gegen eine Wand renne, die schon immer da war, die ich jedoch vorher bewusst ignoriert habe.
Plötzlich stehst du wie bei Game of Thrones auf einem Schlachtfeld, wo doch vorher alles (scheinbar) ganz schön war. Dieses Schlachtfeld kommt niemals „out of the blue“, es wartet manchmal schon lange darauf, endlich entdeckt zu werden.
Wir haben uns durch unsere Erziehung und die verschiedensten Einflüsse von außen zu dem Menschen entwickelt, der wir heute sind. Wir haben Meinungen übernommen und unser eigenes Bewusstsein für Recht und Unrecht entwickelt. Wir meinen, wenn alle derselben Meinung sind, dann wäre diese natürlich die richtige. Wir lassen uns oft von einem Kollektivbewusstsein treiben und beeinflussen. Dabei hat jeder seine ganz eigene Wahrheit. Wir maßen uns immer wieder an, andere zu beurteilen, um ja den Blick von uns selbst zu nehmen.
Wenn Beziehungen enden, dann suchen wir oft Ausflüchte, warum es nicht funktioniert hat. Wir neigen dazu, Schuld zu suchen.
Ich höre häufig, wie sich Menschen selbst als äußerst reflektiert betiteln und dies nach außen kundtun müssen, jedoch zeigt die Erfahrung, dass diejenigen, die am lautesten schreien, am weitesten entfernt von sich selbst sind. Denn in der Ruhe liegt die Kraft. Worauf ich aber hinaus will, ist Folgendes: Wenn Beziehungen enden, dann suchen wir oft Ausflüchte, warum es nicht funktioniert hat. Wir neigen dazu, Schuld zu suchen. Doch es gibt schlichtweg keine Schuld.
Jede unserer Handlungen, sei es lügen, betrügen oder verbal verletzen, sind in dem Moment, wo wir sie ausführen, eine bewusste Entscheidung, die wir treffen. Auf eine Aktion erfolgt eine Reaktion. So schlimm diese ausfallen mag, es ist immer zu meinem besten Wohl, denn es zeigt mir etwas, das ich vielleicht zeitnah nicht verstehe, aber rückblickend verstehen werde. In vielen Büchern steht geschrieben, dass die Menschen, die uns begegnen, ein Stück weit ein Spiegel unserer selbst sind.
Die Eigenschaften, die wir am Partner bemängeln, sind auch Eigenschaften, die wir in uns selbst tragen. Anstatt diese immer wieder zu verurteilen, würde uns die Annahme und Akzeptanz dieser Gefühle einen großen Schritt weiter bringen. Ich habe in meiner letzten Beziehung von meinem Partner keine Liebe gespürt, so wie ich sie mir vorgestellt habe. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich ihn als Spiegel meiner selbst wahrgenommen habe. Er hat mir gezeigt, was ich mir selbst nicht gebe: Selbstliebe.
Selbstwert und Selbstliebe waren für mich lange Begriffe, die ich nicht zuordnen konnte und kategorisch abgelehnt habe. Ich habe jedoch bemerkt, dass alles, was ich strikt von mir weise, immer mein Thema ist und war. Denn es ist das Ego, das nicht möchte, dass du erwachst und erkennst. Das Ego fühlt sich gut in der Routine und dem Gewohnten und es flüstert dir immer wieder zu, wie toll du selbst bist und das immer die anderen Schuld sind. Sind sie aber nicht!
Du trägst für alles Verantwortung, was um dich herum geschieht. Und du kannst dich entscheiden, ob du diese annimmst oder weiterhin dem Trugbild deiner selbst hinterherläufst.
Du trägst für alles Verantwortung, was um dich herum geschieht. Und du kannst dich entscheiden, ob du diese annimmst oder weiterhin dem Trugbild deiner selbst hinterherläufst. Beziehungen, sei es partnerschaftlich oder freundschaftlich, sind die besten Spiegel, die wir jemals haben können. Wenn du dir das bewusst machst, und die „Probleme“ und Konflikte genauer betrachtest, kann es dich unfassbar weit voranbringen in deiner persönlichen Entwicklung.
Schreit dich dein Partner z.B. an, kannst du dich fragen, ob du das in anderen Momenten bei anderen Personen womöglich auch tust. Lügt dich ein Freund an, frage dich, ob du selbst in anderen Situationen lügst. Nicht immer ist es so eindeutig zu erkennen.
Ich habe mich zum Beispiel bis Mitte Zwanzig gefragt, warum ich manchmal so ängstlich bin, Entscheidungen zu treffen. Zeitgleich waren um mich herum nur mutige entscheidungsfreudige Menschen und ich dachte so oft: „Wow, wie gefestigt die alle sind!“ Sie waren auch ein Spiegel, um mir zu zeigen, meinen Mut zu entdecken und die Angst zu hinterfragen. Es geht am Ende darum, die Dinge zu beobachten und nicht sofort abzulehnen.
Warum verhält sich eine Person, wie sie sich verhält? Und warum verletzt es mich? Warum macht es mich wütend? Die Antwort liegt immer in dir selbst.
Warum verhält sich eine Person, wie sie sich verhält? Und warum verletzt es mich? Warum macht es mich wütend? Die Antwort liegt immer in dir selbst. Und wenn wir das erkennen, kann unser Leben um ein Vielfaches einfacher werden. Hole den Beobachter in dir nach vorn. Von ihm kannst du am meisten lernen. Und schicke den ewigen Quassler in deinem Kopf – aka das Ego – weg. Du hast die Macht über dein Leben, über deine Gedanken und du bist Schöpfer von allem, was dir widerfährt. Du bist niemals allein, denn wenn du ganz bei dir bist, bist du verbunden mit allem.
Headerfoto: Mike Monaghan via Creative-Commons-Lizenz! („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt.) Danke dafür.
Danke 🙂