Die Sache mit dem Heiratswunsch… Habe ich nicht auch mein Glück verdient?

Ich kann es drehen und wenden, wie ich will. Da puckert es in meiner Brust, fliegt uns um die Ohren, bei jeder sich bietenden Gelegenheit und beschämt mich zutiefst: mein inniger Wunsch, eine Ehefrau zu sein.

Wenn meine Freundinnen mir ins Gewissen reden, weil ich schon wieder an meiner Beziehung zweifle und ich den dicken Kloß hinunterschlucke, der sich bei jedem Brautmodengeschäft auftut, wird mir klar: Das hier ist keine Kleinigkeit für mich.

Eine Ehe als Lebenswunsch

Hier geht es um einen Lebenswunsch. Was für andere die Karriere, eine Weltreise oder eigene Kinder sind, ist bei mir eben ein tief verwurzeltes Bedürfnis, den einen Menschen zu finden und dieser eine Mensch zu sein – gerne auch zeitweise.

Selbstverständlich ist mir klar, dass es dieses once in a lifetime womöglich gar nicht geben wird. Zumindest nicht in der Form, wie Hollywood uns lange glauben ließ.

Denn selbstverständlich ist mir klar, dass es dieses once in a lifetime womöglich gar nicht geben wird. Zumindest nicht in der Form, wie Hollywood uns lange glauben ließ. Es mag auch in meiner Vita holperig zugegangen sein, unter gut 50 Liebhabern war ja auch nie der eine.

Und so frage ich mich, wieso ich noch immer an etwas festhalte, was sich augenscheinlich gar nicht erreichen ließ. Vielleicht nicht, weil ich den ewig selben Mustern nachsteige und meine Partner eben nicht den stereotypen Ehemann abgaben. Oder eventuell auch einfach keiner von ihnen dachte, ich sei Heiratsmaterial. Bin ich nämlich auch gar nicht.

Es geht nicht um eine große Party oder ein teures Kleid

Während mein Freund mir nämlich versucht, jeden Wunsch von den Augen abzulesen, verkennt er den eigentlichen Kern der Sache. Es geht nicht um das Brautkleid und die Party, gar das Ritual, die Zeremonie oder den Ring. Es ging mir immer schon um das Gefühl, Teil eines so exklusiven Bündnisses zu sein, dass sich nichts und niemand ohne Weiteres dazwischendrängen könnte.

So jedenfalls die sicherlich etwas idealistische Vorstellung mit der ich seit Jahren, bald Jahrzehnten, schwanger gehe.

Wenn es nach mir ginge, würde ich still und heimlich heiraten, damit ich mich nicht vor den Augen aller blamiere, wenn ich mir schweißgebadet meinen Ring über die Wurstfinger stülpen lasse. Oder auch schon allein deshalb, weil ich keine Lust habe, mehr als drei Augenpaare auf mir lasten zu sehen.

Ich bin eben am Ende doch kein Mensch für die Bühne und Eheschließungen geben mir immer das Gefühl, die Braut sei sowas wie der Star in der Manege.

Ich bin eben am Ende doch kein Mensch für die Bühne und Eheschließungen geben mir immer das Gefühl, die Braut sei sowas wie der Star in der Manege. Natürlich liebe auch ich die schönen weißen Kleider und genieße die Tränen in den Augen der Verwandtschaft, wenn ich nun mit Mitte dreißig endlich zum Altar begleitet würde, aber darum geht es mir persönlich nicht.

Sicherheit und Glück fürs Leben

Mir geht es um Sicherheit, die ich jemandem verspreche und die ich für mich in Anspruch nehmen möchte. Um das Gefühl, eine eingeschworene Gemeinschaft zu bilden, die sich immer und immer wieder den wachsenden Herausforderungen stellt.

Da ich weiß, wie schnell Menschen dazu neigen, die Flucht anzutreten, erschien mir das Bündnis Ehe zumindest nahezu perfekt, sich eben nicht impulsiv aus dem Staub zu machen. Sondern einmal, zweimal, ja sogar fünfzehn Mal innezuhalten und lösungsorientiert Probleme zu bewältigen – als Team, als Freunde, als Eheleute.

Wenn die Kinder nämlich aus dem Haus sind und alle Singlefreundinnen vergeben, auch die letzte Lieblingsoma verschieden und die Katze traurig miaut… Dann wird es Zeit für jemanden, der einem zumindest an den meisten Tagen der Woche nicht nur nicht auf den Keks geht, sondern sogar richtig Spaß macht.

Jemand, mit dem es sich viel lachen lässt. Jemandem, mit dem die Streitigkeiten produktiv und die Versöhnungen der Kracher sind. Jemand, der mich interessiert, nicht einmal im Monat oder zweimal die Woche, sondern eine lange Lebensstrecke hindurch.

In meinem Partner glaube ich so jemanden zu sehen. Ich sah so jemanden auch in dem Partner davor und vermutlich auch in dem ein oder anderen durch die vielen Jahre meiner Existenz. Aber nun gut, warum auch nicht?

Niemand sagt, es sei unmöglich, genau nach diesen Menschen Ausschau zu halten. Ich würde mich ehrlicherweise auch gar nicht mit weniger abgeben.

Niemand sagt, es sei unmöglich, genau nach diesen Menschen Ausschau zu halten. Ich würde mich ehrlicherweise auch gar nicht mit weniger abgeben. Denn habe ich nicht absolutes Glück verdient? Habe ich nicht Sicherheit und Liebe verdient? Haben wir nicht die Chance, gemeinsam alt zu werden, so wir dies wollen?

Eben! Und so mag dieser Mann an meiner Seite denken, er müsse mir die Party bezahlen, das Kleid überziehen und vor versammelter Freundschaft Lippenbekenntnisse machen, aber er versteht nicht, wonach ich mich hier wirklich sehne. Eigentlich sehr schade.

Headerfoto: Furknsaglam (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

Laurine Lauretta, ein Perpetuum Mobile. Zwischen alleinerziehender Mutterschaft, pädagogischer Arbeit und Frausein, bleibt noch genug Zeit sich viele Gedanken um die Liebe, das Leben und allerlei Unsinn zu machen. Hier in Wort und Text.

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