Als Single-Frau um die 30 sieht man sich hin und wieder im persönlichen Umfeld mit so einigen Aussagen konfrontiert. Zum Beispiel, dass ja alles gerade nur deshalb so sei, wie es ist, weil man – oder in diesem Fall: Frau – den Richtigen noch nicht gefunden habe.
Lieber „der Richtige“: Das mit uns beiden könnte wirklich interessant werden! Nicht nur, dass du es endlich schaffen wirst, meine Wildheit und meine Reiselust zu zähmen – oh nein! Ich werde dir dafür noch unterwürfig dankbar sein.
Du wirst mir mal zeigen, wo es lang geht. Natürlich kannst du auch alles reparieren und kennst dich mit Versicherungen aus.
Du überzeugst mit einem makellosen Portfolio, sowohl optisch als auch monetär. Du bist so einer, der mitten im Leben steht und weiß, wie man die Dinge anpackt. Du wirst mir mal zeigen, wo es lang geht. Natürlich kannst du auch alles reparieren, den Rasen mähen – und kennst dich mit Versicherungen aus.
Es wird in meinem Zuhause nie wieder schief in die Wand gekloppte Nägel geben und ich werde auch nie wieder bei Google schauen müssen, wie ich die TÜV-Plakette an meinem Auto ablese. Du wirst mir mindestens zwei wundervolle Kinder schenken, die meinem bisher sinnfreien Leben endlich einen solchen geben werden, und ich werde erkennen, dass die Mutterrolle genau das ist, was mir immer gefehlt hat – obwohl ich gar nichts vermisst habe.
Ich werde, dank dir, meinen Horizont unendlich erweitern, weil ich mich plötzlich für Dinge wie Rendite, Sous-vide-Garen und gemeinsames Fahrradfahren interessiere. Ich muss auch nicht mehr alleine reisen – das hab ich nämlich nur deswegen gemacht, weil du mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen bist.
Überhaupt muss ich mich sowieso nicht mehr so viel mit mir selbst beschäftigen, denn ich habe ja nun dich!
Überhaupt muss ich mich sowieso nicht mehr so viel mit mir selbst beschäftigen, denn ich habe ja nun dich! Mein neues heliozentrisches Weltbild, mit dir: meiner persönlichen Sonne.
Lieber „der Richtige“, wo auch immer du bist: Bleib bitte einfach da! Ich werde es dir sicherlich auch nicht übelnehmen.
An diesem Berg unrealistischer Erwartungen kannst du selbst als Superman nur scheitern und dabei habe ich noch nicht mal die Tatsache berücksichtigt, dass all die oben genannten Aspekte für mich überhaupt nicht relevant sind (außer vielleicht die Sache mit der TÜV Plakette), sondern mich eher in den Wahnsinn treiben.
Lieber „der Richtige“, lass uns lieber getrennt durch unsere Leben ziehen.
Lass uns lieber getrennt durch unsere Leben ziehen, uns verabreden mit eben den Nicht-Richtigen, die mir schon viel Glück wie auch Unglück beschert haben. In jedem Fall aber immer die Möglichkeit, an der Begegnung zu wachsen und mehr zu mir selbst zu finden.
Das ist nämlich der einzige Ort, wo ich wirklich sein möchte: bei mir. Wenn du da mal vorbei schauen willst, mach das gerne! Und danach ist es völlig ok, wenn du zurückgehst in deinen eigenen Garten – voller unbegrenzter Möglichkeiten. Vielleicht werden wir Nachbarn.
Headerfoto: @pabloheimplatz via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt. ) Danke dafür!
Ach, das spricht mir aus dem Herzen! Danke für den ironischen Blick auf „den Richtigen“!