Der Mann von der Straße – Teil 2: „Lust auf einen spontanen Spaziergang?“

Jetzt wird es gruselig. Romantisch gruselig. Kaum-zu-glauben gruselig. Ihr könnt euch erinnern: Ich wurde letztens mitten in Berlin einfach so auf der Straße angesprochen. Ich bin diesmal nicht nach ’nem Euro, der Motz oder dem Weg gefragt worden, sondern nach meiner Handynummer. Nach anfänglichem Zögern hab ich sie rausgerückt und natürlich den restlichen Tag darüber nachgedacht, ob er eventuell ein Serienkiller ist oder einfach nur ’ne Wette verloren hat.

Heute klingelt mein Telefon und sein Name – Tim von der Straße – erscheint auf meinem Display. Kurze Panik breitet sich in mir aus. Ich greife nach dem Handy und halte es erst in der Hand wie ein heißes Fischstäbchen, sodass es mir fast auf den Boden fällt. Ich geh ran.

„Hey, ich mach Mittagspause und bin in der Nähe, wo wir uns getroffen haben. Wohnst du in der Gegend? Dann könnten wir uns auf einen kleinen Spaziergang durch den Park treffen.“

Wohnst du in der Gegend? Dann könnten wir uns auf einen kleinen Spaziergang durch den Park treffen.

Ich, zu Hause vor meinem Laptop, Strubbelhaare und ungeschminkt: „Ähh, jetzt sofort? Nee, heute Abend geht, aber jetzt gleich ist mir doch etwas zu spontan.“

Seine Stimme klingt ein klein wenig enttäuscht, wir verabreden uns aber für den Abend. Ich lege das Handy beiseite und lasse den Anruf kurz sacken. Eine Stimme in mir schreit mich an: „Zieh dir ’ne Jeans an, kämm dir die Haare und los! Was hast du zu verlieren und vor allem, was hast du gerade Wichtiges zu tun, dass du nicht für ’ne halbe Stunde vor die Tür gehen kannst? Du wolltest sowieso ein bisschen an die Luft und das mit einem gutaussehenden Typ, der dich kennenlernen möchte. Was gibt es da zu überlegen?“

Ok, ich gebe nach, nehme nochmal das Telefon zur Hand und rufe zurück. Ich sage: „Wenn du mir ’ne halbe Stunde gibst, können wir uns auch gleich treffen.“ Ein kurzes Hin und Her, wo genau wir uns treffen und wie ich meinen Kaffee trinke, damit er mir einen mitbringen kann und los geht’s.

Süße Anfänge ganz ohne Spielchen

Hektisch springe ich auf, versuche meine Mähne zu bändigen und werfe mich in Hose und Mantel. Über das Outfit muss ich mir dank des Wetters nicht groß Gedanken machen, es ist grau und kalt, also einfach warm einpacken. Nachdem er mich, als er mich ansprach, ungeschminkt und in Sportklamotten schon irgendwie sexy fand, hat er anscheinend sowieso schlechte Augen und der Druck ist nicht ganz so hoch.

Mein Herz klopft auf dem Weg zum Treffpunkt und als ich ihn sehe, wird mir erst bewusst, was für ein schöner Mann da vor mir steht. Groß, Bart, ein verschmitztes Lächeln. Ein echter Berliner. Er drückt mir den Kaffee in die Hand und wir laufen los. Es fällt uns nicht schwer, sofort ins Gespräch zu kommen und die halbe Stunde vergeht viel schneller, als sie sollte.

Als ich ihn sehe, wird mir erst bewusst, was für ein schöner Mann da vor mir steht. Groß, Bart, ein verschmitztes Lächeln. Ein echter Berliner.

Als sich unsere Wege fast wieder trennen, möchte ich noch wissen, wie alt er eigentlich ist. Ich schätze ihn auf Mitte-Ende dreißig und liege etwas falsch. Er ist 32, so alt wie ich. Als er mich nach meinem Geburtsdatum fragt, sehe ich ein Grinsen auf seinen Lippen. Mein Geburtstag ist der 10.10.88, seiner der 5.5.88. Wenn das kein Zeichen ist?

Wir verabschieden uns und ich laufe fröhlich hüpfend wie ein Flummi nach Hause. Natürlich erst, als ich um die Kurve bin. Wann hatte ich das letzte Mal solche Glücksgefühle wegen eines Kerls?

Zu Hause hole ich mein Handy aus der Tasche und sehe eine Nachricht von ihm: „Du bist nicht nur wunderschön, du bist auch noch supersympathisch. Ich würde dich sehr gern wiedersehen.“

Ohne Zögern, ohne zu spielen oder irgendwelche Drei-Tages-Regeln einzuhalten antworte ich: „Ich würde dich auch sehr gern wiedersehen.“

Die Fortsetzung findest du hier.

Headerfoto: Caleb Lucas via Unsplash („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

annenuranne fand als gebürtige Münchnerin ihren Herzensort in Berlin. Hauptberuflich ist sie HRlerin, in welcher Position sie ihre Passion, Menschen zu fördern, jeden Tag leben kann. Nebenbei schreibt sie begeistert Texte über Sex, Drugs, die Liebe, wahrer Dienstleistung und der Selbstverwirklichung im Beruf.

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