Ja genau, es stimmt: Wir haben nur ein Leben. Ein heiliges Leben, das in vollen Zügen genossen werden will, in dem die wunderbaren Momente von Glück und Zufriedenheit überwiegen, wir unsere Ziele erreichen und unsere Träume wahr werden. Bis zum Ende. Ein erfülltes Leben, das wünscht sich jeder, am besten so lange wie möglich. Ewig.
Das Maximum der Gefühle wird dann erreicht, wenn wir all unsere Potenziale ausgeschöpft, quasi ein Superhelden-Leben geführt haben. Dieser Gedanke ist so präsent, weil die Möglichkeiten der Lebensgestaltung stetig zunehmen und bis ins Detail an Wichtigkeit gewinnen, abgesehen von den wenigen Verpflichtungen, die uns an dem einen oder anderen Tag eine Stufe herabsteigen lassen.
Überall werden wir von Potenzialen, Möglichkeiten und Innovationen überschüttet – sei es in den sozialen Medien oder direkt vor unseren Augen in der unmittelbaren Umwelt.
Ein erfülltes Leben, das wünscht sich jeder, am besten so lange wie möglich. Ewig.
Dein Freund hat sich einen neuen Bus gekauft, dessen Innenleben bis ins kleinste Detail durchgeplant wird, damit er allzeit frei und unabhängig sein kann. Heute geht es an die Ostsee, schon morgen wacht er in Frankreich am Strand von Seignosse auf. Und mit einem Sprung nach vorn liegt er quasi auf seinem Surfbrett und spürt die frische Seeluft, während ihm die warmen Strahlen der Sonne einen fantastischen Start in den Tag bieten.
Deine Freundin erzählt dir von ihrer neuen Selbstständigkeit, in der sie autonom ihre Arbeitszeit gestalten kann und neuerdings in einem fancy Coworking House mit allerlei Spielereien arbeitet. Sie kann sich vor lauter Aufträgen kaum retten, weil sie jeden Tag auf einem neuen Hipster Event sein kann und die spannendsten Leute trifft, mit denen sie sich über die neusten Startup-Ideen austauschen kann.
Der Freund Deines Vaters berichtet dir, dass er nach zwanzig Jahren harter Arbeit endlich aufgewacht ist und nun sein Leben umkrempeln möchte. Er hat endlich erkannt, dass es sich in seinem Leben nicht ausschließlich um die Arbeit drehen kann. Und plötzlich wird er als Backpacker ohne viel Krimskrams um die Welt reisen, warum auch nicht!
Die Freundin Deines Freundes strahlt über beide Ohren, als sie dir erzählt, dass sie jetzt nur noch ihrer Leidenschaft nachgehen möchte. Unabhängig davon, wie viele Semester sie bereits ihren Eltern auf der Tasche gelegen hat, indem sie durch die Städte trampt und lediglich mit ihrer Ukulele die Herzen der Vorbeiziehenden berühren möchte.
Wie erstrebenswert es ist, einfach mal das zu machen, wonach man sich seit Jahren sehnt.
Wow, ihr habt es geschafft, wirklich beeindruckend, wie selbstbewusst ihr euer Leben gestaltet habt. Wie erstrebenswert es ist, einfach mal das zu machen, wonach man sich seit Jahren sehnt. Dem Gedanken nachzugehen, der einem schon viel zu lange im Kopf herumirrt oder manchmal einfach dem nachzuspüren, was das Bauchgefühl einem gestern erst geflüstert hat.
Ehrlich, ich freue mich für diese Art Menschen. Dass sie ihr Leben aktiv gestalten und versuchen, ihren Topf voller Glück und Zufriedenheit jeden Tag ein wenig zu füllen. Ich selbst arbeite täglich daran – ehrlich, das ist gar nicht so einfach, aber mein Wille stubst mich jeden Tag ein Stück weiter nach vorn.
Aber genau bei dem Wort „aktiv“ liegt die Crux. Es ist nicht jeder dazu fähig, bereit oder ungebunden genug, all seinen sehnlichsten Wünschen mal eben nachzugehen. Und so bleibt dem einen oder anderen nichts anderes übrig, als zu den Menschen aufzuschauen, die es geschafft haben. Die einzig allein ihrer Passion nachgehen, um ein selbsterfülltes Leben zu leben. Und so sehnst Du Dich tagein, tagaus ein Stückchen mehr nach ein wenig Ausgleich, einem Funken Freiheit, einer Pore Glück.
Doch Dir sind die Hände gebunden. Du fühlst Dich ohnmächtig und siehst keine Chance, die Hindernisse überwinden zu können, die den Weg versperren. Und genau hier beginnt der entscheidende Part: Du stehst an einer Abzweigung. „Schreite ich in die eine Richtung und bleibe auf dem bisherigen Pfad meines Lebens oder gehe ich zur Abwechslung mal in die andere Richtung?“
Hat das Karussell erstmal Fahrt aufgenommen, ist es gar nicht mehr so leicht, es wieder zu stoppen.
In diesem Moment beginnt das Gedankenkarussell sich zu drehen. „Bin ich zufrieden mit meinem bisherigen Leben?“, „Bin ich eigentlich glücklich und erfüllt?“, „Aber ich würde so gerne dies oder das ändern, jenes ausprobieren oder mich einfach mal treiben lassen, ohne Gedanken!“
Hat das Karussell erstmal Fahrt aufgenommen, ist es gar nicht mehr so leicht, es wieder zu stoppen. Wir denken über hypothetische Dinge und Situationen nach. Wir stellen uns Situationen vor, die gar nicht greifbar oder realistisch für uns sind und das Schlimmste daran ist die berühmte Frage „Was wäre wenn?“.
Ja was wäre denn, wenn ich den ersten Knopf meines Alltags nach links anstatt nach rechts drehe? Wieso nehme ich nicht einfach meine Energie, meinen Mut, meinen Willen in die Hand, um meinem Traum, meinem Ziel oder meinem Wunsch ein Stückchen näher zu kommen? Es reicht nicht, wenn ich mir hypothetisch vorstelle, was wann eintrifft wenn ich dies und jenes tun würde.
Lass Dich nicht von den Reizen Deiner Umgebung einschüchtern oder Dich von den vielen Möglichkeiten überfordern. Wie wäre es, wenn Du Dich stattdessen vielmehr von der Energie der anderen beflügeln lassen würdest? Fokussiere Deinen Blick auf das, was Du ganz allein für Dein Leben anstrebst.
Konzentrier Dich ausschließlich auf Dein kostbares Leben. Schau in den Spiegel, schenk Dir ein Lächeln und sprich Dir Mut zu.
Lass den berühmten Tunnelblick emotional zu und konzentrier Dich ausschließlich auf Dein kostbares Leben. Schau in den Spiegel, schenk Dir ein Lächeln und sprich Dir Mut zu. Setze einen Schritt vor den anderen. Nimm Dein Leben in die Hand und pack die Schublade an, die noch in Chaos versinkt oder mit Inhalt gefüllt werden könnte.
Lass Dein Gedankenkarussell nicht die Überhand gewinnen – nachdenken ist zwar hilfreich, zerdenken jedoch nicht. Letzteres bewirkt nur, dass wir mit heruntergelassenen Schultern und einem leeren Blick zu den für uns unerreichbaren Sternen hinaufschauen und uns ohnmächtig im Gras sitzen. Nein, führe Dir Dein Leben vor Augen, nimm Deine innere Stärke, Dein Ich in die Hand und geh Deinen Weg.
Oder lass Dich zur Abwechslung einfach mal von der bunten Brise des Lebens treiben, die jeden Tag eine kleine Überraschung für Dich bereit haben wird – auch schön!
Headerfoto: Gabriel Matula via Unsplash. („Wahrheit-oder-Licht“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!