Liebe Frauen, ich glaube, Ihr wisst, dass Männer wichsen. Falls nicht: Männer wichsen.
Und dass Frauen das Nämliche tun, also sich selbst befriedigen, davon gehe ich doch mal aus. Nein, das weiß ich, ich red ja hin und wieder mit Frauen, und bis jetzt ist mir noch keine untergekommen, die gesagt hätte: Ich? Nie!
Und wenn ich Frauen frage, wie denn das so ist, beim Masturbieren, wird eines klar: Frauen geben sich viel mehr Mühe dabei als Männer.
Ihr könnt mir widersprechen, wenn Ihr denkt, dass auch Ihr das eher schnell mal nebenher erledigt, um Druck abzubauen oder weil sich gerade keine andere Gelegenheit zur sexuellen Befriedigung findet, aber ich kenne wenige Männer, die sich extra viel Zeit für sowas nehmen.
Und worauf verwenden Frauen die Mühe und Zeit beim Onanieren?
Und worauf verwenden Frauen die Mühe und Zeit beim Onanieren? Machen sie es sich gemütlich, schön kuschelig, zünden sie Kerzen an und legen romantische Musik auf? Keine Ahnung, das müsst Ihr schon selbst wissen, ich bin schließlich keine Frau. Deswegen rede ich auch hier nicht über das, was Frauen machen.
Aber wenn ich dem Glauben schenke, was ich bisher so mitbekommen habe von Euch fremden Wesen, so lässt sich daraus doch Folgendes schließen: Ihr lasst Euer Kopfkino rennen, wenn Ihr es Euch selbst besorgt. Egal, ob Spielzeug zum Einsatz kommt oder nur die Finger oder der Duschkopf oder … sonst etwas, Ihr stellt Euch Dinge vor, die da passieren, die nicht unbedingt dem entsprechen, was tatsächlich gerade abläuft.
Ihr stellt Euch Eure Traummänner vor – egal, ob der werte Angetraute, der grad auf Geschäftsreise ist, oder George Clooney, der – statt Kaffee – Eure Klitoris schlürft (Schaum auf der Oberlippe inklusive); egal ob es sich an einem weißsandigen Strand in der Karibik abspielt oder doch gewagtere Szenarien zum Einsatz kommen (der Spion, der aus der Kälte kam oder ähnliches schwebt mir grad vor), oder ob irgendwelche Pornophantasien bedient werden (Warum liegt denn nun dieses verdammte Stroh da rum?).
Ganze Drehbücher offenbaren sich, da sind die aberwitzigsten Pornofilme langweilige Arthouse-Machwerke dagegen.
Vielleicht stellt Ihr Euch auch gar keine Männer vor, sondern Frauen. Oder … oder was auch immer. Manche Frauen haben mir von recht aufregenden Ideen erzählt; ganze Drehbücher offenbaren sich, da sind die aberwitzigsten Pornofilme langweilige Arthouse-Machwerke dagegen.
Nun, wie auch immer und wie gesagt: Ihr wisst, was in Euren Köpfen so abgeht. Ich schreibe es nur deshalb, um den Unterschied klarzumachen. Und weil ich ja auch meine Zeilen vollkriegen möchte. Denn bei Männern gibt es ganz einfach nicht viel zu erzählen. Wir machen das nicht.
Gut, vielleicht stellen wir uns schnell mal die nackte Scarlett Johansson, Keira Knightley, Natalie Portman, Angelina Jolie oder Oprah Winfrey vor. Aber da von irgendwelchen großartigen Phantasien zu reden, tut mir leid, das wär wahrlich übertrieben. Und dass viele Männer Pornos zum Wichsen anschauen, ist Beweis für den Mangel an eigener Phantasie.
Denn: Was schauen sie sich da an? Eben: rein, raus, aus. Mal so rein, mal so raus, aber das war‘s. Meistens wichsen wir einfach nur. Schwanz in die Hand, rubbelrubbelrubbel, spritz, wegwisch, einpack – was wollte ich noch machen? Ah, ja, einkaufen, stimmt, na dann …
Aber Wichsen ist auch meistens eher … enttäuschend, so verglichen mit dem, was sonst noch alles möglich wär.
Jetzt, wo ich das schreibe, kommt mir das selbst doch sehr enttäuschend vor. Aber Wichsen ist auch meistens eher … enttäuschend, so verglichen mit dem, was sonst noch alles möglich wär, wenn die eine, die ich da letztens gesehen habe, also wenn die jetzt klingeln würde, mit nichts auf der Haut als … einem Trenchcoat. Und dann erzählt sie mir was von wegen … ähm …
Also … Nein, sie ist, wie hieß die noch … Auf jeden Fall müsste sie dann … Nein, es geht nicht, mir fällt nicht ein, wie die Geschichte – mein ganz persönlicher Film – ausschauen könnte. Ich denk vielleicht an ihr Gesicht, an ihren Mund, an ihre Brüste, an ihren Körper. Aber Story? Nö.
Traurig. Aber wahr. Oder praktisch. Weil schnell. Oder traurig, weil schnell scheinbar wichtiger ist als schön. Oder: männlich.
Und ob das jetzt gut oder schlecht ist, dürft Ihr selbst entscheiden.
Euer Adam
Headerfoto: Stockfoto von KIRAYONAK YULIYA/Shutterstock. („Körperliches“-Button hinzugefügt, Bild gespiegelt.) Danke dafür!