Am Ende haben wir nur uns selbst | Ein Liebesbrief an mich

Ich liege hier. Ich liege hier einfach so rum und schaue dabei in den Spiegel des Kleiderschrankes gegenüber von meinem Bett. Ich muss lächeln. Aus tiefstem Herzen.

Ich muss lächeln. Aus tiefstem Herzen.

Lächeln über all das, was war. Lächeln über all das, worüber ich so viele Tränen vergossen habe. Lächeln über all die schrecklichen Momente. Über all die Menschen, die sich entschieden haben, aus meinem Leben zu gehen. Den einen fiel diese Entscheidung leichter, den anderen schwerer. Lächeln über all die Momente, die sich wie das Ende angefühlt haben. Das Ende von allem. Was sollte noch kommen? Über die Tage, an denen die Handlungen der anderen meinen eigenen Tag in absolute Sinnlosigkeit und Dunkelheit gehüllt haben. An denen ich die Bedürfnisse der anderen über meine eigenen gestellt habe. Ich kann mein Gesicht kaum von diesem Lächeln abwenden.

Ich liebe mich. Ich bin authentisch – immer. Denn ich bin eine sehr schlechte Schauspielerin

Einige werden die folgenden Sätze mit Sicherheit als merkwürdig empfinden, vielleicht auch als eingebildet oder arrogant. Aber: Sie sind das, was ich fühle. Ich liebe mich. Ich bin authentisch – immer. Denn ich bin eine sehr schlechte Schauspielerin. In den meisten Situationen lasse ich mich ausschließlich von meinen Emotionen und Gefühlen leiten. Dadurch werden objektiv betrachtet oft nicht die besten Entscheidungen getroffen, aber durch das damit verbundene Lernen werde ich immer reicher.

Ich liebe Menschen mit meinem ganzen Herzen, auch, wenn sie meine Liebe in den meisten Fällen überhaupt nicht verstehen können.

Ich liebe Menschen mit meinem ganzen Herzen, auch, wenn sie meine Liebe in den meisten Fällen überhaupt nicht verstehen können. Denn ich weiß, dass ich Gefühle auf eine ganz besondere Art und Weise empfinde. Eine Art und Weise, die den meisten Menschen ihr gesamtes Leben verborgen bleiben wird. Ich akzeptiere dieses Geschenk.

Ich finde Menschen schön, die verletzt sind, unperfekt und ein wenig kaputt.

Ich finde Menschen schön, die verletzt sind, unperfekt und ein wenig kaputt. Allerdings riskiere ich es nicht mehr, mich selbst an ihren gebrochenen, scharfen Kanten zu schneiden. Ich weiß, dass ich sie an einem gewissen Punkt mit ihren Wunden alleine lassen muss. Dennoch wünsche ich ihnen, dass sie jede einzelne Verletzung heilen können.

Ich bin unfassbar witzig.

Ich bin unfassbar witzig. Mein Gesicht ist schön. So schön, dass ich an manchen Tagen zu oft in den Spiegel gucken muss. Weil ich mag, was ich sehe. Ich bin klug. So klug, dass ich manchmal sogar ein wenig zu viel verstehe. Und dann ist da noch dieses Talent, Gefühle und Situationen in Worte zu fassen, in denen andere Sprachlosigkeit empfinden.

Ich fühle jeden einzelnen Satz, der hier geschrieben steht.

Ich fühle jeden einzelnen Satz, der hier geschrieben steht. Es wird in Zukunft ganz bestimmt auch Tage geben, an denen ich jeden einzelnen wütend und verzweifelt wieder durchstreiche. Aber ab jetzt werde ich dabei höchstens noch zu einem feinen Bleistift, anstatt zu einem dicken Edding greifen. Denn zumindest tief in mir sind sie für die Ewigkeit in Stein gemeißelt. Sollte sich jemals wieder eine dicke Staubschicht über sie legen, werde ich sie einfach mit ganzer Kraft wegpusten.

Die Gesellschaft lehrt uns, dass wir bescheiden sein sollen. Doch ganz ehrlich, um es mit den Worten von Charlotte aus Sex and the City zu sagen: „I´m a catch!“

Ja, ich weiß. Die Gesellschaft lehrt uns, dass wir bescheiden sein sollen. Uns selbst nicht allzu sehr loben sollen. Doch ganz ehrlich, um es mit den Worten von Charlotte aus Sex and the City zu sagen: „I’m a catch!“

Ich bin mir bewusst, dass noch zahlreiche herausfordernde, zermürbende, herzzerreißende Situationen in meinem Leben warten werden. Doch ich weiß auch, dass ich für mich da sein werde. Außerdem werden die kleinen Worte über meinem linken Schlüsselbein mich daran erinnern: „This too shall pass“. Es geht vorbei. Es geht weiter. Immer.

Es ist verrückt. Ich bin alleine. Und ich lächele. Dieses Lächeln zaubert mir kein besonderer Erfolg, keine andere Person oder kein lustiges Meme ins Gesicht – da bin nur ich selbst im abgedunkelten Zimmer. Doch warum?

Ich weiß, dass ich die einzige Person bin, die mir wirklich Sicherheit geben kann.

Weil ich weiß, dass ich die einzige Person bin, die mir wirklich Sicherheit geben kann. Die Sicherheit, die ich viel zu lange im Außen und in anderen Menschen gesucht habe. Ich bin die Person, die jede Sekunde meines Lebens für mich da sein wird, die niemals nicht ans Telefon gehen oder nicht zurückschreiben wird. Ich bin die Person, der ich nicht misstrauen muss. Die mich niemals anlügen wird. Die Person, für die ich niemals meine eigenen Ansprüche und Standards senken muss, um sie auf ihrem Level zu treffen. Ich bin die Person, die in den glücklichsten und den beschissensten Zeiten an meiner Seite stand. Nur durch mich selbst bin ich an dem Punkt hier angekommen.

Ich bin die Person, die in den glücklichsten und den beschissensten Zeiten an meiner Seite stand.

An dem Punkt der Selbstliebe. Und zwar nicht der, die sich morgens in Form von lieblos daher gesagten Affirmationen vor dem Spiegel ins Gesicht geknallt wird. An dem Punkt der Selbstliebe, die aus dem tiefsten Inneren kommt und die eigentlich keinerlei Worten bedarf. Dieses andere Gefühl war plötzlich da. Und es fühlt sich unbeschreiblich an. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich kann es ausnahmsweise nicht in Worte fassen.

Eine kleine Träne entsteht in meinem rechten Auge. Es war alles wert. Und jetzt, jetzt beginnt alles neu.

Headerfoto: Alena Shekhovtcova (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

MADAME FOX schreibt Geschichten aus dem Leben, mal traurig, mal lustig, aber immer echt. Mehr von ihr könnt Ihr auf ihrem Blog lesen.

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