Freund:innen wissen, ich lasse keinen Trend unversucht, um endlich von Tampons loszukommen. Was klingt, wie der Versuch, mir das Rauchen abzugewöhnen, dürfte eine nicht minder kleine Bedeutung für meine Gesundheit und meine Brieftasche haben, denn wie wir inzwischen alle wissen dürften, sind Menstruationsprodukte in der Regel nicht günstig und auf Dauer oft sogar ungesund. Sie zerstören unsere natürliche Scheidenflora, führen häufig zu Juckreiz, Trockenheit, im schlimmsten Fall zu einem toxischen Schock.
Wie wir inzwischen alle wissen dürften, sind Menstruationsprodukte in der Regel nicht günstig und auf Dauer oft sogar ungesund. Sie zerstören unsere natürliche Scheidenflora, führen häufig zu Juckreiz, Trockenheit, im schlimmsten Fall zu einem toxischen Schock.
Also probierte ich mich nicht nur durch Binden, wie alle Anfänger:innen es wohl mit der ersten Periode taten, sondern versuchte auch die angepriesenen, natürlichen, neuen Tamponmarken, die ihren Job taten, aber eben auch nicht zufriedenstellender sind, bis ich bei der Menstruationstasse landete.
Vom Tampon zur Tasse
Anfangs noch belächelt, um sie später allen, die es hören wollten, anzupreisen. Ja, meine Tasse und ich waren glücklich miteinander, wäre da nicht mein Wunsch gewesen, meine Verhütung umzustellen, um bei der Kupferspirale zu landen.
Ja, meine Tasse und ich waren glücklich miteinander, wäre da nicht mein Wunsch gewesen meine Verhütung umzustellen, um bei der Kupferspirale zu landen.
Hey Leute, jetzt kennt ihr mich bald in- und auswendig, wie toll!
Wer sich mit der Anwendung von Menocups, wie sie auch genannt werden, nicht auskennt, hat keine Vorstellung davon, weshalb sich Spirale und Tasse ausschließen können. Nun ja, zum einen, wird die Menstruationstasse recht umständlich eingeführt. Viel interessanter ist die bei ungünstiger Lage und falscher, also ruckartiger Entfernung des Produktes, Auswirkung auf das Stück Glück, was mich für vier Jahre vor ungewollter Schwangerschaft schützt und um etwa 400 Euro meines Bankguthabens erleichtert hat. Meine Spirale eben.
Wer sich mit der Anwendung von Menocups, wie sie auch genannt werden, nicht auskennt, hat keine Vorstellung davon, weshalb sich Spirale und Tasse ausschließen können.
Die Problematik, etwas quasi herauszusaugen, was an Ort und Stelle bleiben soll, wurde sehr eindrucksvoll in vielen Foren beschrieben und aus Ermangelung an Erfahrung meiner Frauenärztin, ging ich die Kosten-Nutzen-Rechnung für mich durch und kam auf das Ergebnis, die Tasse wieder einzumotten.
Es war mir dabei wirklich lediglich um die große Unsicherheit in der Verhütung gegangen und nicht das Schreckgespenst, keine geeignete Toilette mit Waschbeckenzugang zu finden. Diesen Ekel hatte ich überwunden, als ich las, dass einige Menstruierende ihre Tasse einfach unter sich auszuleeren und mit etwas sterilem Urin Reste ins Klo spülten. Ja, Periode ist nichts für Schwächlinge.
Nun stand aber wieder die große Frage im Raum, wie ich mir, meinem Körper und vielleicht sogar meinem Sexleben Erleichterung verschaffen könne. Periodenprodukte neigen leider zu vielerlei Nebenwirkungen, von denen selbstverständlich gesundheitsschädliche den Vorrang bekommen, aber auch anderes nicht unerwähnt bleiben sollte.
Wer kennt es nicht, das Gefühl nach oder während der Periode sämtliche Körperflüßigkeiten am seidenen Faden rauszuziehen, um sich danach wie heißer Wüstensand zu fühlen. Trocken, unbrauchbar, voller Gefahren.
Wer kennt es nicht, das Gefühl nach oder während der Periode sämtliche Körperflüßigkeiten am seidenen Faden rauszuziehen, um sich danach wie heißer Wüstensand zu fühlen. Trocken, unbrauchbar, voller Gefahren.
Wir bereiten nicht nur uns, sondern auch unseren Partner:innen den wunderbaren Nährboden für Pilze, Infektionen und sexuelle Frustration, wenn plötzlich gar nichts mehr untenrum geht.
Alternativen für Menstruierende
Also grübelte ich, suchte online nach neuen Möglichkeiten und wurde ausgerechnet durch meinen kompetenten, sehr schwulen Lieblingskollegen auf Scheidenschwämmchen aufmerksam gemacht. „Was für Schwämmchen?“, fragte ich ihn ungläubig, als er sie nebenbei erwähnte.
Ja, Scheidenschwämmchen, die unter anderem in der Pornobranche großen Anklang fänden, weil eine menstruierende Darstellerin schnell mal eine unbrauchbare Angestellte sein könne und mit Hilfe dieses Produktes der Dreh stattfinden darf. Aha.
Also bestellte ich mir die Schwämme. Natürlich sahen sie aus – und unter der Anwendung von Essigwasser rochen sie auch so. Zumindest erwiesen sie sich als leicht einführbar und mit etwas Übung auch ganz praktikabel beim Sex.
Wäre da nicht folgendes Problem: Ich bin zweifache Mutter und ja, manchmal stimmen die Gerüchte, nach der Geburt verändert sich eben bei einigen von uns doch etwas. Ich beispielsweise habe stärkere Blutungen und kann nicht einfach nur auf ein Periodenprodukt zurückgreifen, nein.
Ich bin zweifache Mutter und ja, manchmal stimmen die Gerüchte, nach der Geburt verändert sich eben bei einigen von uns doch etwas. Ich beispielsweise habe stärkere Blutungen und kann nicht einfach nur auf ein Periodenprodukt zurückgreifen, nein.
Ich brauche manchmal noch Watte (ungesund und nicht sonderlich ressourcenschonend), eine Einlage (Herr, ich komme mir vor wie ein Baby) und nachts eine Periodenunterhose (noch so eine Erfindung!). So rundum verpackt fühle ich mich also sicher, aber auch ganz schön albern. Wie eine Verwundete, nicht nur wegen der Schmerzen in Rücken und Unterleib. Mich wundert dabei häufig, dass ich überhaupt noch laufen kann und nicht mit jedem Schritt verdächtige Raschelgeräusche mache.
Die Schwämmchen waren also eine schöne Idee, aber auch nur zusätzliches Geld, gut investiert in irgendeine Firma, die für mich dann eben die Meere schröpft.
Let it go! – Free Bleeding
Vor wenigen Tagen, auf dem dreizehnten Geburtstag meines Kindes, unterhielten sich ein paar Gäste über eine Methode, von der ich bis dato auch nie etwas gehört hatte: Free Bleeding. Wieder staunte ich, wieder verzog ich das Gesicht, wieder recherchierte ich mich durch das Internet.
Eine lange Anleitung gelobte eine einfache Handhabung, unter der Berücksichtigung von viel Geduld und einer guten Portion freier Zeit. Hab ich beides nicht, wollte ich aber trotzdem ausprobieren. Wie praktisch, dachte ich, dass meine Tage nicht lange auf sich warten ließen.
Ich sollte mich also ganz in Ruhe auf meinen Körper und seine Bedürfnisse konzentrieren. Ich sollte in mich hineinspüren, öffnet sich mein Muttermund oder sind Unterhose und Laken in Sicherheit. Ich sollte außerdem anfangs etwa zwei Toilettengänge pro Stunde, mit etwa zehn Minuten Sitzfleischzeit einplanen. Ui, dachte ich. Ich bin doch eine berufstätige Frau und das nicht im Homeoffice, sondern einer Kita. Nun gut, einatmen, ausatmen, keinen Stress machen. Die ersten zwei Tage blute ich ja sowieso ins Wochenende.
Ich sollte anfangs etwa zwei Toilettengänge pro Stunde, mit etwa zehn Minuten Sitzfleischzeit einplanen. Ui, dachte ich. Ich bin doch eine berufstätige Frau und das nicht im Homeoffice, sondern einer Kita. Nun gut, einatmen, ausatmen, keinen Stress machen.
Was soll ich sagen? Die Idee des Free Bleedings ist es, dem Körper zu erlauben, immer dann zu bluten, wenn dafür Zeit und Ruhe ist und es immer dann zu verbieten, wenn das Gegenteil der Fall ist. So also bei mir. Ich verbat meinem Körper streng und mit vorgezogenem Zeigefinger zu bluten, während ich im Supermarkt an der Kasse stand.
Die Idee des Free Bleedings ist es, dem Körper zu erlauben immer dann zu bluten, wenn dafür Zeit und Ruhe ist und es immer dann zu verbieten, wenn das Gegenteil der Fall ist.
Mich erinnerte dies an die Zeit, als ich mit winzig-kleinen Stilleinlagen ebenfalls einkaufen wollte und ein Milcheinschuss drohte, mich in den Orbit zu katapultieren. Es lief nicht, es schoss nur so aus mir heraus. Stilleinlagen bieten genug lustige Anekdoten, um ganze Artikel damit zu füllen. Kurzum, meine Periode machte, was sie wollte, mein Muttermund lachte mich aus.
Zu Hause saß ich stattdessen auf dem Klo, sah an meinen Schenkeln vorbei in die Schüssel und drückte, presste vorsichtig, wie empfohlen und massierte meine Bauchdecke. Nichts. Die Einlage gab mir etwas später zu verstehen, wer hier der Boss ist. Meine mentalen Fähigkeiten sind es jedenfalls nicht.
Nun ja, es soll wohl einfach wieder nicht sein. Mein Körper ist unpraktisch und scheinbar auch etwas verknotet. Niemand hat gesagt, es sei einfach zu menstruieren – nicht umsonst bekommen in einigen Ländern Menstruierende monatlich zwei freie Tage von ihren Arbeitgeber:innen geschenkt. Soweit scheinen wir hier leider noch nicht zu sein, aber falls dies je zur Debatte stünde, verspreche ich, nochmals mit dem Training zu beginnen.
Niemand hat gesagt, es sei einfach zu menstruieren.
Und falls das wieder nichts wird, sind es ja nur noch fünfzehn Jahre bis zur Menopause. So ein Glück!
Headerfoto: cottonbro via Pexels. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!