Vor drei Jahren, drei so schmerzvollen Jahren, sah ich dich zum ersten Mal. Du liefst auf mich zu, über die Straße am Kotti. Noch nie hab ich so eine tiefe Liebe für einen Mann empfunden. Wir verbrachten den Abend zusammen auf der Tanzfläche, auf der Clubtoilette und schlussendlich in meinem Bett. Ich wusste, du fliegst am nächsten Tag zurück in deine Heimat und dachte, wir sehen uns nie wieder. Doch fünf Monate später riefst du mich an. Du bist zurück in Berlin, umgezogen, wir müssen uns wiedersehen. Sofort.
Ich hatte ein rotes Kleid an. Du erinnerst dich noch heute an das Kleid und sagtest mir, wie schön ich sei. Immer wieder sagtest du mir, wie großartig ich sei. Wieso konntest du dich dann nie endgültig für mich entscheiden?
Wir waren in Madrid bei deinen Eltern, besuchten auch meine und als ich in die Augen meiner Mutter sah, wusste ich, dass du mich nicht so liebst, wie ich dich.
Auch wenn du keine Beziehung wolltest, ich wollte um uns kämpfen
Eine feste Beziehung war für dich das Unwort. Sogar deine Freund*innen sagten dir, du solltest mich nicht so quälen, doch ich hielt durch. Solange ich konnte. Ich dachte, ich müsse kämpfen für uns. Ich dachte, solche Gefühle könnten nicht täuschen.
Der Sex – Feuerwerk. So eine Anziehung, Freiheit und Wildheit haben wir nie mit jemand anderem erlebt. Das sagst sogar du heute noch. Liebe ist wahrscheinlich doch etwas anderes als exzessiver Sex. Ein Trip mit dir, Stunden im Paradies. Lange Nächte, unendliche Gespräche, klebrige Körper und dein männlicher Atem, wenn du kamst. Jedes Mal, jedes Mal wie ein wildes Tier, das endlich frei sein darf.
Die letzten Tränen rollen über meine Wangen.
Du willst mich nicht. Du willst mich nicht fest an deiner Seite, du willst deine Freiheit bewahren und ich kann es einfach nicht ändern. Ich lerne, die Ohnmacht zu bändigen. Es ist so schwer, so schmerzhaft, dass es mein Herz fast zerreißt.
Für die Liebe sollte man nicht kämpfen müssen. Im Gegenteil. Jetzt kämpfe ich für mich.
Für die Liebe sollte man nicht kämpfen müssen. Im Gegenteil. Jetzt kämpfe ich für mich.
Ich lasse dich gehen. Nach drei Jahren so hoch und so tief, lass ich dich endlich gehen, um Kraft zu sammeln und aus dir zu lernen. Als hätte ich mein Gesicht und meinen Stolz gleichzeitig verloren, krieche ich ans Ufer, den Kopf gerade noch so über Wasser.
Die Worte, an denen ich mich festhalte wie an einem Strohhalm im Wind: „Manchmal bekommst du nicht das, was du begehrst, weil noch etwas viel Größeres auf dich wartet.“
Headerbild: Caique Silva via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt und zugeschnitten.) Danke dafür!
Toller Text! Genau so geht’s mir auch grad. Auch 3 Jahre und ich war immer davon überzeugt, dass es einen Weg gibt, aber wie du so schön geschrieben hast, für die Liebe sollte man nicht kämpfen müssen. Sehr stark von dir, dass du es geschafft hast dich zu trennen. Ich weiß, wie unfassbar schwer das ist..