Marleen | 35 | Hamburg

„Ich bin in meinen WGs immer die Hausmeisterin gewesen.“

“Die Tasse gebe ich dir lieber nicht, da ist ein Foto von mir nach einer Nasen-OP drauf.” – “Äh, bitte was? Zeigen!” Und Tatsache, Marleen besitzt einen Kaffeebecher, der sie mit Verband um den Kopf und ziemlich krass angeschwollenem Gesicht zeigt. (Das war ein medizinischer und kein kosmetischer Eingriff und, so wie das Foto aussieht, äußerst schmerzhaft.)

Den Becher hat ihr damals eine gute Freundin geschenkt, erzählt sie. Ob dieses “Geschenk” das Ende der Freundschaft war, will ich wissen. Quatsch, ist doch mega witzig! Na wenn ein Kennenlernen schon so anfängt, dann weiß man, hier kann es nicht langweilig werden.

Wir sind an diesem Sonntagvormittag nämlich bei Marleen im beschaulichen Hamburg-Alsterdorf zu Gast und setzen uns erstmal – samt leicht verstörendem Kaffeebecher – an den bereits gedeckten Frühstückstisch. Es gibt Tomaten mit Kräutern, beides aus dem Gemeinschaftsgarten der WG, Eier, frische Brötchen und eine Fülle an Leckereien, die alle selbst gemacht sind: Von Pflaumen-Chutney über Erdnussbutter bleiben keine Wünsche offen. Wir kosten von allem ein wenig und kommen aus den „Mmmhhhs“ und „Woooows“ gar nicht mehr raus.

Diese unkomplizierte Gastfreundschaft hat unser heutiger Single wohl vom Papa geerbt, der ist Ungar und die sind nämlich sehr gesellig – und temperamentvoll. Das Eis ist dank Marleens offener und direkter Art also schon gebrochen, bevor wir überhaupt unsere Taschen abgelegt haben.

Aber der Reihe nach, um wen geht’s hier? Wir stellen vor: Marleen, 35, seit 2017 überzeugte Wahl-Hamburgerin. Geboren wurde der blonde Lockenkopf in Gera. Dort lebte sie auch bis sie 14 war und ihre Eltern sie nach Franken „aufs Land verschleppten“, wie sie immer noch sichtlich empört erzählt. Da hat man gerade den ersten Freund, den ersten Kuss und dann soll man umziehen? Verständlich, dass sie die ganze Autofahrt in die neue Heimat durchgeheult hat.

Mit dem Landleben hat sie sich auch in den weiteren Jahren nicht richtig anfreunden können, dafür ist sie dann doch zu sehr Stadtmensch (Stadtrand lässt sie auch noch durchgehen, Hauptsache man ist schnell dort, wo was los ist).

Trotz Heim- beziehungsweise Stadtweh, machte Marleen bald ihren Frieden mit dem Wessi-Schulsystem und einen sehr erfolgreichen Realschulabschluss. Im Zuge dessen rettete sie eine beeindruckende Vintage-Stehlampe aus dem Sekretariat des Rektors vor dem Sperrmüll – indem sie das gefühlt 100 kg schwere Teil alleine von der Schule nach Hause trug. Die Lampe steht heute noch in ihrem Schlafzimmer und fügt sich nahtlos in ein stilsicher ausgesuchtes Ensemble aus Secondhand-Lieblingsstücken ein.

Mit Lampe und Abschluss im Gepäck machte Marleen dann erstmal eine Ausbildung zur Kinderpflegerin, um dann endlich (!) das Landleben gegen High-Life in Nürnberg zu tauschen. Hier machte sie erst ihr Abi nach und probierte sich dann zwei Semester lang am Studium der Sozialökonomie.

Das war ihr aber viel zu dröge und so wechselte sie schnell nach Wiesbaden, um Landschaftsarchitektur zu studieren. Für sie eine schlüssige Wahl, denn ihre Familie “hat ein kleines Pflanzenproblem“, wie sie sagt. Soll heißen, sie hat zwei angeborene grüne Daumen und eine große Leidenschaft für Natur und Umwelt in die Wiege gelegt bekommen. Wir haben uns direkt Tipps für unsere kränkelnden Zimmerpflanzen abgeholt.

Studium Nummer zwei war also der Hit und nach dem Bachelor heuerte Marleen zunächst bei einem Planungsbüro an. Doch als sie sich 2012 „zwischen Boreout und Burnout“ wiederfand, zog sie die Reißleine. Sie kündigte. Und ließ sich von ihren damaligen Mitbewohnerinnen kurzerhand dazu inspirieren, eine Flugbegleiterinnen-Ausbildung zu machen.

Interessantes Detail: Marleen hat eigentlich Flugangst und sagt von sich selbst: „Ich gehöre auf den Boden.“ Äh, ob sie damals wusste, dass man als Flugbegleiterin relativ viel Zeit in der Luft verbringt? Das wäre halt ihre Art, mit Ängsten umzugehen – die direkte Konfrontation. Krasse Frau.

Und so flog Marleen mit ihrer Flugangst zwei Jahre um die Welt und lernte vor allem die Karibik kennen und lieben (Barbados ist ihr heißer Tipp). Wenn es privat ums Reisen geht, ist für die Frau mit dem Oktopus-Tattoo am Unterarm weniger gleich mehr: Rucksack packen und los – bitte nix vorher buchen und einfach ab ins Abenteuer. Wer eher auf Malle und All-Inclusive steht, ist hier also an der falschen Adresse.

Als nach zwei Jahren mit Fliegerei Schluss war, ging Marleen erstmal zurück an die Uni für den Masterstudiengang „Umweltmanagement und Stadtplanung in Ballungsräumen“. Aber dann war auch wirklich mal gut mit Wiesbaden – und es ging nach Hamburg, wo sie mit ihrer guten Freundin Lynn, die sie aus ihrer Zeit als Flugbegleiterin kennt, zwei Zimmer mit Garten im beschaulichen Alsterdorf bezog.

An dieser Stelle von Marleens biographischer Erzählung erscheint Lynn wie aufs Stichwort in der Küche. „Marleen ist eine begnadete Köchin“, sagt sie mit einem Griff zum selbstgemachten Pflaumen-Chutney. „Nur schnippeln geht bei ihr gar nicht.“ „Stimmt“, grinst Marleen. „Ich wäre echt eine gute Hausfrau, so lange jemand für mich die Arbeit drum herum übernimmt.“ Wir halten das für einen Eins-a-Deal, liebe Männer. Bisschen Karotten schnitzen, bisschen spülen und dafür essen wie Gott in Frankreich. Männer mit eigenen Kochkünsten sind aber auch gern gesehen, das findet Marleen sogar “sehr sexy“.

Wer Marleen lieber erstmal zum Essen ausführen will, hat genauso gute Karten – denn unser Foodie ist eine Alles-Esserin. Zu ihren Favoriten in ihrer (erweiterten) Hood zählen das Quan Do in der Gertigstraße, das Kailua Poke am Winterhuder Marktplatz oder “irgendein Laden, wo ich ein gutes Steak bekomme”. Ziemlich entspannte Mischung.

Clubs und durchzechte Nächte sind bei ihr momentan eher nicht so angesagt, dafür kostet sie das Hamburger Livemusik-Angebot in vollen Zügen aus und geht regelmäßig auf Indie-Konzerte. Gerade wartet Marleen zum Beispiel sehnsüchtig auf den Nachholtermin von Beirut.

Um in Hamburg Anschluss zu finden, hat sich die Halb-Ungarin unter anderem einer Parkour-Gruppe angeschlossen. Ja genau, das ist dieser spektakuläre Sport, wo lebensmüde Menschen von Hausdach zu Hausdach hüpfen. So halsbrecherisch ist Marleen allerdings (noch) nicht unterwegs, ihr geht es einfach um die Freude an der Bewegung. Im Freien, wenn’s geht.

Laufen steht daher auch hoch im Kurs – das aber bitte nur barfuß oder mit Laufsandalen an den Füßen. Frei nach dem Motto „Selbst ist die Frau“, hat sie sich die nach einer kurzen Internetrecherche einfach selbst gebastelt. Passen besser als jeder 150-Euro-Schuh und eignen sich super für Tage, an denen einem beim Laufen zu heiß wird und man einfach in Ohlsdorf in die Alster hüpft und nach Hause schwimmt. Haben wir schon erwähnt, dass es mit Marleen nicht langweilig wird?

Wenn ihr Bewegungsdrang gestillt ist, ist die 1,88 m große Frau mit den endlos langen Beinen auch durchaus für Netflix auf der Couch zu begeistern – lieber aber noch liest sie. Im Schnitt so vier Bücher zur gleichen Zeit. Genre? Alles. Aktuell stapeln sich auf ihrem Nachttisch unter anderem ein Roman von T.C. Boyle, eine Biographie von Goethe und Die Macht der Geographie. Findet sie super interessant. Wir finden an dieser Stelle diese Frau immer spannender, es gibt kaum ein Thema, für das sie sich nicht begeistern kann.

Liebe Männer, wenn ihr bis hierher aufmerksam mitgelesen habt, dürfte klar sein: Diese Frau ist ein Hauptgewinn – sie ist klug, witzig, sportlich, selbstbewusst und eine grandiose Köchin.

Wer bei ihr landen kann? Ein offener, intelligenter Typ, der ihre Begeisterung für Outdoor-Sport teilt, das wäre ziemlich gut. Bart wäre auch schön. Aber was am wichtigsten ist: Marleen sucht jemanden, der weiß, was er will und der ihr genauso viel Freiraum zur Weiterentwicklung gibt, wie sie ihm.

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ANNA hat nach zahlreichen Stationen rund um die Welt in Hamburg ihren Heimathafen gefunden. Hier arbeitet sie als Audio Redakteurin und wird beim Anblick der Hafenkräne im Sonnenuntergang immer noch sentimental. Sie liebt Sommer im Norden und Winter im Süden, mag laufen, surfen und Wermut trinken und träumt von einem Cottage in Irland. Jede Woche schreibt sie im Verve Letter über Freundschaft, Feminismus und #popculturepleasures.
SUSI hat nach ihrer Fotografenausbildung lange in der Modefotografie gearbeitet und vor zwei Jahren nochmal angefangen, Fotojournalismus zu studieren. Ihre Leidenschaften sind in der Tat Bananen und Sport (laufen, surfen und so eine Art Crossfit) und ihr Bulli, mit dem sie gerade unterwegs ist.

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