Nina | 32 | Berlin

„Da trink ich meinen Cappuccino und ess mein Pistazien-Dingsbums.“

Man muss es leider so sagen, wie es ist: Die Berliner Wettergötter können so richtige Arschgeigen sein. Hammer Sommer, ein goldener Herbst und ausgerechnet dieser Sonntag spielt da nicht mit. Während wir uns durch den Wind kämpfen auf dem Weg nach Alt-Treptow, schicken wir Stoßgebete gen Himmel. Möge es doch ein klitzekleines bisschen Sonnenschein geben. Alles Bitten und Betteln hilft nicht, Klärchen hat heute keinen Bock. Zum Glück ist das dann eigentlich auch wieder vollkommen egal, denn Nina, die uns die Tür öffnet, strahlt für zwei.

Ein kurzes „Hallo, hallo“ und „Guten Tag, wie geht’s?“ und schon finden wir uns samt Kaffee mit Milchhaube auf japanischen Tatami-Matten, die mitten in Ninas geräumigem Wohnzimmer liegen, wieder. Trotz Sofa und Sessel, auf dem sie manchmal gerne ihr Frühstück genießt und dabei den Morgen begrüßt, fühlen wir uns automatisch dem Boden hingezogen. Ist ja auch Sonntag – der Tag mit offizieller Gammelbescheinigung.

Möglicherweise ist ein großer Teil dieses Interviews mehr im fläzenden Liegen als im aufrechten Sitzen entstanden. Und eventuell ist es uns auch sehr schwer gefallen, am Ende des Tages wieder Goodbye zu sagen. Das Erste, das uns nämlich geflasht hat, ist Ninas Natürlichkeit und das Selbstbewusstsein, das uns begegnet. Sehr charmant.

Aus Singen am Hohentwiel, einer kleinen Kleinstadt am Bodensee, in der Nina trotzdem groß geworden ist, hat es sie nach einer ziemlich turbulenten Zeit vor und nach dem Abitur nach Mannheim für einen Bachelor in Kultur und Wirtschaft, über Arnheim in den Niederlanden, bis nach Berlin verschlagen. Drei Jahre in Holland haben allerdings gereicht, um zu merken: Nina + Arnheim = Das wird nix. Eine damalige Beziehung und Studium haben sie zwar lange dort gehalten, trotzdem ist sie schon damals immer wieder in Berlin gelandet.

Ihr älterer Bruder Dino, der sich übrigens vor etwa einem Jahr bereits ebenfalls mit im gegenteil todesmutig auf den Singlemarkt geworfen hat (Und seien wir mal ehrlich, wie häufig gab es diesen Fall wohl schon in der amourösen Porträtvermittlung? Vielleicht schreiben wir gerade Geschichte!), war bereits hier und mittlerweile ist Nina in ihrem sechsten Jahr Berlin.

Die Tür zur Großstadt hat unter anderem auch die Contact-Impro-Szene geöffnet. Und obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch zwischen Arnheim und Berlin pendelte und gar nicht bewusst mit der Hauptstadt geliebäugelt hatte, hatte das Unterbewusstsein schon die ersten Umzugs-Kartons gepackt.

Ninas Start als Neuberlinerin hat eine gewisse Komik und einen kleinen Oh-Nein!-Moment, aber auch einen Augenöffner bereitgehalten. Zur Zwischenmiete in Kreuzkölln durfte die obligatorische Einweihungsparty natürlich nicht fehlen. Da Nina schon immer sehr kontaktfreudig war und viele Menschen kennt – und davon auch bist heute reichliche zu ihren Freunde zählt –, wurde die Gästeliste immer länger und selbst +5 natürlich gar kein Problem. Am Abend der Party offenbarte sich allerdings Berlins Macke: die Unverbindlichkeit. Für Nina ein leichter Schock, das ist man vor einem Leben in Berlin oft nicht gewohnt.

Während sie heute ironisch an diese Anekdote zurückerinnert, gesteht sie allerdings auch, wie viel Freiheit sie diese Erfahrung mit Berlin gelehrt hat. Dass diese Art und Weise zu leben einen großen Reiz auslöst und auch hilft, die Dinge manchmal nicht so ernst zu nehmen. Generell gilt nämlich: Kein Ego, keine Probleme. Eine gewisse Selbstironie und auch die Fähigkeit, sich selber zu tragen sind für Nina wichtig.

In Nina krachen da manchmal auch gerne Welten aufeinander. Mit einem deutlichen Hang zum Perfektionismus, der ja bekanntermaßen nicht immer förderlich ist, und der gleichzeitig stetigen, abenteuerlichen Suche nach neuen Impulsen kann da ab und zu (gewollte) Reibung entstehen. Und wenn die Struktur durcheinandergebracht ist, wird das auch schon mal zu einer kleinen Herausforderung.

Für Nina sind solche Erfahrungen jedoch nicht zwangsläufig störend, sondern viel eher bereichernd, ja sogar notwendig, um auch mal ein bisschen gerüttelt zu werden. Sie selber beschreibt sich auch als „eine komische Mischung aus risikoavers und Neugier nach Neuem“ und kann nicht umhin zuzugeben, dass das nicht immer leicht zufriedenzustellen ist.

Erzählt Nina von ihrer Jugend, beschreibt sie sich als eine Mischung aus Partygirl und Streber. Ordnet sich selbst als happy Teenager ein, der sich geerdet gefühlt hat. Eltern, die sehr laisser-faire drauf waren, haben sogar manchmal den heimlichen Wunsch nach mehr Grenzen geweckt.

Wer selber in der Pampa groß geworden ist, der kennt die Geschichten von dem einen Typen, der das Auto hatte und alle zur nächsten Disco chauffierte. In Ninas Fall hieß die Disco der Wahl Top Ten und donnerstags gab es das unschlagbare Angebot einer Flasche Sekt für 7 €. Am Morgen saß sie dann natürlich trotzdem zur 1. Stunde in Mathe. Ein Teenager dauerhaft mit dem Fuß auf dem Gaspedal quasi. Deswegen ging es nach dem Abitur auch direkt mit dem Around-The-World-Ticket für ein halbes Jahr um die Welt.

Wenn Teenager-Nina nicht gerade mit ihren Freunden Zeit verbrachte oder die Spielführerin beim Handball gegeben hat, dann war sie – nach einer unerfüllten Erfahrung mit Holzblasinstrumenten – am Kontrabass zu finden. Wie man bereits mit 9 Jahren zu einem so wuchtigen Instrument kommt, ist natürlich auch eine Story für sich. Sagen wir nur so viel dazu: Es sollte ein cooleres Instrument her und ein gewisser Junge, der heute ein bekannter Musiker ist, spielte möglicherweise ein tragende Rolle. Eventuell gab es da auch noch ein Poster dieser Person über ihrem Bett, welches der Angeschmachtete sogar einmal live zu Gesicht bekam.

Nach der Schule war das Instrument zwar für eine Weile aus Ninas Leben verschwunden aber mit dem Umzug nach Berlin ist auch das Spielen zurück. Musikalisch begleiten Ninas Alltag heute übrigens Bands wie Fat Freddy’s Drop oder Cory Henry.

Die Lust, sich selber zu erforschen und mit Kopf und Körper auseinanderzusetzen, hat Nina schon immer beschäftigt. Sie war sogar mal für Psychologie eingeschrieben. Nach dem bereits erwähnten Bachelor hat sie dann allerdings ihren Master in Berlin im Innovation Management gemacht, nebenher mit ihrem Bruder und einem Freund das mittlerweile etablierte Comedy Café eröffnet. Ein Herzensprojekt, bei dem für sie vor allem die Planungsphase extrem spannend war und ursprünglich auch mal damit geliebäugelt wurde, das Ganze in Vollzeit zu betreiben. Dann musste sie feststellen, dass das Leben hinterm Tresen nicht so wirklich ihres ist, und ließ sich zusätzlich im Body-Mind Centering© ausbilden.

An diesem Punkt macht Ihr bitteschön direkt die Esoterikschublade wieder zu, die Ihr gerade aufgezogen habt. Während wir nämlich gepflegt vor uns hinlümmeln und Nina keck auf einem Gymnastikball hüpft, erklärt sie, dass BMC© eine Bewegungs- und Körperarbeit ist, die einem helfen kann, wieder eine stärkere Einheit von Körper und Kopf zu entwickeln – eben Body und Mind.

Vielleicht nicht die schlechteste Idee bei all dem, was mit der Welt zurzeit passiert, finden wir. Kurzum lassen wir uns nach Einführung in die Theorie natürlich nicht lumpen und verlangen einen Praxistest. Und wir lernen, meine Lunge kann ich mit den Fingerspitzen am Schlüsselbein fühlen und man kann tatsächlich ein Zellbewusstsein entwickeln.

Beim Kiezspaziergang führt uns Nina über die Elsenbrücke, wo sie gerne die Sonne genießt und auch mal mit Hörnchen und Kaffee aus ihrem Lieblingscafé Caffegiando in italienischer Manier die Seele baumeln lässt. Eine pränatale Liebe zu Italien besitzt sie nämlich auch. Und in diesem berlino-italo Kleinod hat sie das Gefühl, echtes Italien zu erleben. Während früher auch ein wildes Nachtleben einen großen Charme auf sie ausgeübt hat, ist sie heute in der Hinsicht etwas ruhiger geworden. Stichwort: Qualität statt Quantität und das am besten natürlich mit den liebsten Freunden.

Wenn wir jetzt also alles richtig gemacht haben und unsere Teaser aus Ninas Leben Euch hungrig auf die Details machen, dann traut Euch! Denn, wie wir heute gelernt haben: Mut und Neugier lassen ganz viele spannende Dinge entstehen und das ist es doch, was die Liebe fordert.

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Chris ist mehr oder weniger ins Fotografieren hineingestolpert. Mit einem schlichten „Mach mal“ wurde ihm die Kamera in die Hand gedrückt und seitdem hat er die auch eigentlich auch nie wieder abgegeben. Am liebsten hat er es, wenn das Objekt sich gar nicht so arg fotografiert fühlt und alles so natürlich wie möglich bleibt. Als jemand, der ständig neue Impulse sucht, findet man ihn mit der Unterwasserkamera im tiefen Meer, mit der Drohne hoch über Baumwipfeln oder einfach mal kopfüber beim Bouldern, wo die Gedanken baumeln dürfen.
Tabea wollte eigentlich gar nicht nach Berlin, ist dann aber doch aus Versehen hier gelandet. Sie glaubt, ihr Tag hat 72h, interessiert sich für alles, liest viel, will überall hin, alles können und das am Liebsten gleichzeitig. Ein echter Tausendsassa. Käse ist ihre Leidenschaft.