„Ich hab Biss. Wenn ich was will, dann zieh ich das auch durch.“
„Ich bin schon ziemlich geil“, steht in Franzis Vorstellungsmail. Und – oh boy! – das ist eine Untertreibung, obwohl es ja eigentlich mit einem ironischen Zwinkern gemeint war.
Kaum stehen Fotografin Johanna und ich vor ihrer Wohnungstür, zieht Franzi uns auch schon strahlend in ihre Arme. Kurz überkommt sie der Zweifel: „Oje, ich umarme immer direkt, ich hoffe, das ist okay?“, fragt sie und streicht ihre langen Haare aus dem Gesicht. Natürlich sind Begrüßungsumarmungen okay, besonders bei so tollen Menschen wie Franzi!
Eine Minute später sitzen wir auf der kuscheligen Couch in der Ecke ihrer Einzimmerwohnung in einem Friedrichshainer Hinterhaus. Sie schenkt Sekt ein – und schon sind wir mitten im Gespräch. Nix mit Smalltalk. Den findet Franzi fürchterlich, auch bei Dates: „In meiner Freizeit will ich inspririerende Gespräche führen!“ Und zwar mit jemandem, der ihr etwas Neues erzählen kann.
Ob Weintrauben-Produktion in Kalifornien oder Politik – wichtig ist Franzi echte Leidenschaft. „Da höre ich gerne zu. Aber dieses ‚Wo kommst du her? Was machst du beruflich?‘… Es ist viel cooler, wenn man im Gespräch einfach so darauf kommt!“
Mir erzählt sie es mir trotzdem: Aufgewachsen ist sie im Erzgebirge und mit süßen 18 nach Greifswald gezogen, fürs Biologiestudium. Damals wurden Studienplätze noch von der ZVS (Zentrale Vergabestelle für Studienplätze) zugewiesen. „Ich wusste erst gar nicht, wo Greifwald eigentlich ist.“ Trotzdem ist ihr die kleine Studierendenstadt an der Ostsee schnell ans Herz gewachsen.
Ganz im Gegensatz zum Biologiestudium: „Ich war wahrscheinlich die schlechteste Studentin auf der Welt.“ Weder Pflanzen noch Tiere haben sie besonders interessiert. Am schlimmsten waren die Exkursionen in den Wald samstagmorgens um sieben. „Ich war immer die im Kapuzenpulli, die ne Sonnenbrille aufhatte. Ich kam gerade aus’m Club und wollte einfach nur schlafen, statt Vögel zu beobachten.“
Zum Glück hat Franzi dann aber festgestellt, dass sie Bakterien super findet: „Ich mochte einfach alles, was krank macht.“ Die Begeisterung war so groß, dass sie – nach einem Zwischenstopp in Kopenhagen – in der Schweiz über Pilzinfektionen der Haut promoviert hat. „Zu forschen hat mir riesigen Spaß gemacht. Aber man steht dafür 12 oder 14 Stunden am Tag und auch am Wochenende im Labor und gibt komplett sein Leben auf.“ Um das zurückzubekommen, ist sie nach Berlin gezogen und arbeitet jetzt in der Medizinabteilung eines Pharmaunternehmens.
„Hier bin ich so richtig angekommen“, erzählt sie und strahlt übers ganze Gesicht. Das liegt auch daran, dass Franzi schon vor dem Umzug Freunde in Berlin hatte. „In der Schweiz kannte ich niemanden, das war anfangs oft einsam. Danach wollte ich nur noch in eine Stadt ziehen, in der ich schon meine Base hatte.“
Noch ein Vorzug der Hauptstadt: Brammibals Donuts in der Danziger. Mindestens einmal im Monat muss Franzi dorthin, schließlich wechselt das Sortiment monatlich. Eine Auswahl steht vor uns auf dem Tisch und irgendwo zwischen Passionfruit Granola, Hibiskus und Rosmarin verliere ich kurz den Gesprächsfaden. Nom, nom, nom!
Die andere Ablenkung heißt Levi, hat das flauschigste Fell und die zauberhaftesten Pinselöhrchen ever. Like – ever. Seit eineinhalb Jahren wohnt der Kater bei Franzi. Schnell hat er sich als Frühwarnsystem herausgestellt: „Manchmal beißt er Typen, die sich später als arschlöcherig herausstellen“, grinst Franzi. Sonst ist er ganz lieb: „Im schlimmsten Fall hat man mal Haare im Frühstücksei. Aber keine Sorge, ich bin Mikrobiologin, ich desinfiziere regelmäßig alles!“
Angekommen in Berlin, mit schöner Wohnung und Flauschekater, hält Franzi die Augen offen nach einem Partner. Schnell hat sie festgestellt, dass viele Männer von ihrem Doktortitel abgeschreckt sind: „Nach drei oder vier Dates merke ich, dass es ein Problem ist, auch wenn es mir nicht so gesagt wird. Dabei definiere ich Cleverness gar nicht über ein Studium, sondern darüber, wie interessiert jemand ist.“
Franzi zuckt die Schultern. Es sei vermutlich gut, dass solche Männer sich gleich aussortieren – „die können wohl nicht mit starken Frauen wie mir umgehen.“
Insgesamt ist Franzi vor Dates entspannter geworden: „Früher habe ich mir unendlich Gedanken gemacht, was ich anziehe. Jetzt haste Glück, wenn ich mir die Haare wasche!“ Sie lacht. „Ich möchte kein geschöntes Ich zeigen. Wenn wir uns gut finden, wirst du mich eh nach ein paar Dates morgens ohne Schminke sehen.“
Bis dahin trefft ihr Franzi am besten auf ein Späti-Bier im Park. Bei schlechtem Wetter ist sie auch für Craft-Bierbars zu haben. Grundsätzlich gilt aber: „Ich kann auch im Februar Biere im Park trinken!“
Franzi überlegt. „Am tollsten wäre es eigentlich, jemanden auf einem Konzert kennenzulernen. Ich mag das sehr – Bier trinken und rumspringen, als wäre man wieder 16. Wenn man über nichts nachdenkt und es fast egal wäre, welche Band spielt, Hauptsache die Stimmung ist geil.“
Die größten Chancen darauf gibt’s für Franzi bei den Beatsteaks, ihrer Lieblingsband. Da wird sie ein bisschen zum Fangirl: „Ich schrei schon, wenn sie auf der Bühne stehen. Aber ich werf jetzt nicht meinen BH.“ Zugegeben: Mit 17 hat sie mal auf einer Autogrammstunde geweint. Aber diese Zeiten sind vorbei, schließlich mag sie die Künstler in erster Linie wegen ihrer Musik.
Mittlerweile sind die Donuts verputzt und wir sind unterwegs, Franzi zeigt uns einen Park. Dort steht das grüne Grundgerüst eines Hauses. Mittendrin macht eine Frau Yoga, ganz in sich versunken. „So sehe ich beim Yoga nicht aus“, lacht Franzi. „Mein Kopf ist viel röter!“ Trotzdem hat sie kürzlich einen Yoga- und Surfurlaub in Portugal gemacht. „Ich hab gar nicht darüber nachgedacht, ob das zu anstrengend sein könnte. Wenn ich was will, zieh ich das auch durch.“
Vom Surfen bekam sie zwar Muskelkater bis in den kleinen Zeh, war aber trotzdem begeistert: „Wenn mir jemand Surfen beibringen möchte, das wäre der Hammer! Dafür bräuchte er aber starke Nerven. Ich bin nicht so begabt.“ Angeblich fehlt die Balance, behauptet sie, beweist uns aber das Gegenteil, als sie gleich darauf einen Standspagat macht: „Als Kind habe ich Geräteturnen gemacht und das seitdem nicht verlernt. Wenn ich betrunken bin, führe ich das gerne vor.“
Einer Schnapsidee scheint auch ihr Erinnerungstattoo an die Schweiz entsprungen zu sein: Der Berg von Lugano, eingebettet in ein Whiskeyglas. „Wir haben einfach viel getrunken dort. Ich bin davon abgekommen, dass jedes Tattoo eine Bedeutung haben muss.“
Auf Franzis linkem Schlüsselbein findet sich trotzdem eines mit Tiefgang: In der Handschrift ihrer Oma steht dort kærlighed, das dänische Wort für „Liebe“. Noch mehr Dänemarkliebe versteckt sich auf Franzis Oberschenkel. Dieses Tattoo möchte sie uns im Park zwar nicht zeigen, aber dafür erzählt sie umso begeisterter davon. „Die Meerjungfrau habe ich zusammen mit dem Tätowierer entworfen. Zuerst war sie total dünn, das habe ich bestimmt zehnmal korrigieren lassen. Jetzt hat sie eine ganz normale Figur – allerdings mit sehr großen Brüsten.“
Dass die Meerjungfrau auf dem Oberschenkel ist, hat ein paar Leute verwirrt. Den würde sie doch wohl nicht zeigen. „Watch me! Natürlich laufe ich in Hotpants rum!“, ruft Franzi und lacht. Ihre Augen funkeln entschlossen, als sie fortfährt: „Ich habe vielleicht nicht die perfekte Figur, aber ich stelle mich trotzdem in Unterwäsche vor dem Spiegel und sage: Yes baby, geil!“
Eine perfekte Figur ist ihr auch bei Männern nicht wichtig. Tattoos gefallen ihr umso mehr! Wenn du also ein tätowierter, biertrinkender Konzertgänger und Surfer bist: Ran an die Tasten und schnell auf ein Späti-Bier im Park verabreden. Du kannst aber auch ganz anders sein, Hauptsache, du kommst dieser tollen Frau nicht mit 08/15-Smalltalk!
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Franzi ist in love. Finden wir natürlich spitze!