Wir (Anni und ich) waren mal etwas, das nannte sich „Ossi“. Wir lebten in einem Land, das es mit dem freien Wählen und der Demokratie nicht ganz so eng nahm. Ironischerweise hieß es Deutsche Demokratische Republik. Vor nicht mal 30 Jahren wurde der letzte Mensch erschossen, der diesem unfreien System entkommen wollte. 30 Jahre, das ist echt nichts, reicht aber völlig aus, dass etwas mühsam Gelerntes wieder ganz gut in Vergessenheit gerät.
Demokratie wird oft als etwas Selbstverständliches wahrgenommen, aber sie erhält sich nicht von selbst. Sie ist eine zarte Pflanze, die unsere Aufmerksamkeit braucht. Lassen wir sie in der Ecke vergammeln und vertrocknen, wird sie braun. Sehr braun. Und Braun ist nun mal die hässlichste Farbe, die es gibt.
Der Anteil der Nichtwähler steigt seit Jahren und lag 2013 bei circa 28,5% oder in Körpern ausgedrückt: 18 Millionen.
Der Anteil der Nichtwähler steigt seit Jahren und lag 2013 bei circa 28,5% oder in Körpern ausgedrückt: 18 Millionen. 18 Millionen Menschen, die sich dachten, dass sich durch ihre Stimme eh nichts ändern wird, die alle Parteien einfach nur blöd fanden oder (Achtung!) sich nicht Richtung Wahlbüro aufmachen konnten, weil sie im Urlaub waren, das Wetter zu ungemütlich war, sie einen enormen Kater hatten, schon mit Jutta von nebenan zum Hefekranz verabretet waren oder das chronische Rückenleiden sie ans Bett fesselte.
Alle, die an besagtem Sonntag was Besseres vorhaben, können ganz bequem per Briefwahl ihre Kreuze setzen. Moderne Zeiten erfordern manchmal altertümliche Wege.
Okay, alles richtig gute Gründe, aber in unseren Zeiten einfach keine valide Ausrede, die Wahl zu verpassen. Wir wissen doch alle, wer am Wahlsonntag schon zehn Minuten vor der Öffnung gegen die Tür des Wahllokals klopfen wird: die besorgten Bürger. Das ist zum Glück ihr gutes Recht. Und zum Glück können alle die, die an besagtem Sonntag was Besseres vorhaben, ganz bequem per Briefwahl ihre Kreuze setzen. Moderne Zeiten erfordern manchmal altertümliche Wege – über den Briefkasten, so retro, so glam!
Anni wird am Wahlsonntag mit ihrem Mann (so süß) und ihrer Tochter (noch viel süßer) ordentlich einen durchkuscheln (im Bett ist es nämlich gemütlicher als in der Grundschule um die Ecke), Melanie nutzt ihren einzigen freien Tag in der Woche für Kaffee, Ausmisten und ne Runde auf dem Rad. Ich hingehen werde das machen, was ich am besten kann: Schlafen, Schokolade und Shavasana. Selbstredend machen wir das nur, weil wir unsere Stimme bereits vorher per Brief abgegeben und somit unseren Teil für den Erhalt unserer geliebten Freiheit getan haben. Amen.
Wir unterstützen die Initiative „Sonntag hab ich was Besseres vor“, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Wahlbeteiligung zu steigern.
Wir unterstützen die parteiunabhängige Initiative „Sonntag hab ich was Besseres vor“, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Wahlbeteiligung zur Bundestagswahl 2017 zu steigern. Weil wir können. Und du kannst auch. Auf dieser Seite findest du alle Infos zur Briefwahl.