Ein Hotelzimmer

Wir kennen uns weder gut noch lang, doch dass es so enden wird, war schon vom ersten Augenblick an klar. Das Essen reine Formsache und die paar Gläser danach auch eher Gewohnheit als Notwendigkeit. Jetzt sitzen wir im Taxi auf dem Weg in ein Hotel. Wir wollen, können, dürfen nicht in ein bekanntes Bett fallen. Brauchen einen unverbrauchten Spielplatz für unsere Wünsche. Wollen uns austoben, richtig loslassen. Was wirst du mit mir anstellen? Was ich mit dir?

Während der Fahrt schweigen wir beide. Noch nicht einmal geküsst haben wir uns. Und doch weiß ich, wie gut sich deine Lippen anfühlen werden. Wünsche ich sie mir überall. Will entscheiden, wann deine Zähne dazu kommen. Wie lang du jede Stelle verwöhnst, bevor wir Plätze tauschen. Ich dich kosten darf. So verfliegen die Minuten.

Du hast das Hotel gewählt. Ich wollte nur sicher sein, dass wir weit genug weg sind. Uns niemand sieht, erkennt, auffliegen lässt. Ob ich das öfter mache, fragst du. Und an deiner Frage sehe ich, dass auch du mit nein antworten wirst. Wir spielen ein gefährliches Spiel. Unerfahren und doch gierig. Sehnsuchtsvoll, den Körper des Anderen begehrend. Wie lang war ich mir sicher, dass ich so was nie tun würde. So was machen nur andere. Im Fernsehen vielleicht. Aber dieses Prickeln. Es ging nicht mehr weg. Ob es dein Blick ist. Dein Duft, vielleicht auch deine Hände. Die Vorstellung, wie sie sich nur um mich kümmern. Mir helfen zu begreifen. Alles erkunden, was ich zu oft verstecken muss.

Ich versinke immer weiter in meinem Traum. Kann dich fast spüren. Riechen sowieso. Seh dich vor mir. Immer wieder. Über mir. Mal dominant, dann wieder meinen Wünschen folgend. Wir wollen ausprobieren. Erforschen, was wir uns bisher nicht getraut haben. Deine Spuren überziehen mich. Unsicherheit war gestern. Heute weiß ich, was ich will. Dich. Bis in die Morgenstunden.

Niemand wird es erfahren. Der Urlaub dauert noch. Die Straßen leer. Ganz anders als mein Kopf. Warum schon wieder eine Abbiegung? Ich kenne mich nicht mehr aus. Aber vertraue dir. Warum auch immer. Nehme jetzt deine Hand. Will dich endlich spüren. Nicht länger warten. Kann deinen Puls spüren. Ein leichtes Zittern. Es brennt auf meiner Haut. Wie lang hab ich das nicht mehr gespürt?

Diesen Sog. Nur im Moment sein. Keine Zukunft haben. Keine Vergangenheit. Werden wir das schaffen? Einfach auseinander gehen? Tun, als wäre nichts passiert? Aufhören können, wenn wir wissen, wie gut es sein kann? Wie gut es vielleicht mit niemand anderem mehr sein wird? Nicht Liebe, sondern etwas anderes. Manchmal Teil davon, aber irgendwann dann auch nicht mehr.

Der Taumel, die besonderen Küsse. Von Gier beseelt. Ganz ohne Sicherheit, ohne Rückzugsort, einmalig. Ein paar Minuten noch, sagst du. Lächelst mich kurz an. Was dieses Lächeln beinhaltet. Wirst du mich gleich im Lift nehmen? Oder warten bis die Türe unseres Zimmers offen ist? Sollen wir zuerst baden? Oder danach? Ob die Kondome reichen werden? Meine Hüften pochen. Ich drücke deine Hand immer fester. Sag doch endlich was. Küss mich. Wie hältst du das aus?

Wir biegen in die Einfahrt ein. Gleich sind wir da, sagst du. Brichst die Stille. Mein Herz fängt an zu rasen. Wann wirst du mich küssen? Sanft oder gleich stürmisch? Soll ich dich lieber küssen? Die Oberhand bewahren? Kann ich jetzt noch zurück? Ich will nicht zurück. Nur noch nach vorne. Nur noch in deine Arme. Auf deine Haut. Dich in, auf mir, überall spüren. Wir steigen aus.

Die Nacht hat gerade erst begonnen.

Headerfoto: Sexy Legs via Shutterstock.com! („Sexy Times“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

Der Mensch hinter NACHTFARBEN lebt in Wien, entwickelt Spiele und macht auch sonst ein paar spaßige Dinge mit und ohne Liebe. Mehr soll nicht gesagt werden, wir wollen ja noch genug Platz für deine Phantasie lassen.

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