Wenn wir geboren werden, sind wir ziemlich reine Wesen. Wir ruhen in einer Art bedingungslosen Selbstliebe und sind im tiefen Vertrauen verankert, dass wir geliebt werden für das, was wir sind. Natürlich begreifen wir das als Baby nicht auf rationaler Ebene. Wir fühlen es nur. Und das reicht vollkommen aus, um uns sicher und geborgen zu fühlen.
Erforsche deine Gefühlswelt, ja dein ganzes Glaubenssystem nun als der Erwachsene, der du bist! Ruhst du immer noch in einer Art bedingungslosen Selbstliebe? Glaubst du immer noch tief in dir, ja fühlst du mit jeder Faser, dass du es verdienst, geliebt zu werden für all das, was du bist – mit all deinem Licht und all deinem Schatten? Oder glaubst du, du musst Anteile von dir verstecken und Masken tragen, von denen du dir mehr Anerkennung und Liebe erhoffst? Glaubst du, du musst um Liebe kämpfen, weil es für dich nicht ausreicht, einfach nur zu sein?
Je tiefer du in dich hineinspürst, desto bewusster wird dir, wie sehr die Liebe, die du glaubst zu verdienen, an Bedingungen geknüpft ist. Wie du dich tief in deiner Gefühlswelt von dieser ursprünglich so reinen Form von Selbstliebe abgetrennt hast. Wie Glaubenssätze in deinem Kopf herumspuken, die dir mit aller Macht zu erzählen versuchen, dass du nicht gut genug bist. Nie gut genug warst. Und nie gut genug sein wirst.
Der Sturm des Lebens ist über dich hinweggefegt. Du wurdest verletzt. Von deiner Familie, von deinen Freunden, von irgendwelchen Beziehungen, die tiefe Narben in deinem Herzen hinterlassen haben. Ja, du hast diesen tiefen Schmerz der Ablehnung gespürt. Die Trauer über deine vermeintliche Unvollkommenheit. Die Wut gegenüber denjenigen, die dir diese emotionalen Wunden zugefügt haben. Das Gefühl der Ohnmacht, wie du es nur zulassen konntest, dass Menschen dich so behandelt haben. Und mit der Anrede „Du“ meine ich eigentlich „Wir“. Denn wir alle tragen diese Emotionen in uns. Manche spüren sie mehr, andere weniger.
Es fällt leicht, aus dieser Perspektive ins Opferdasein zu rutschen. Einen Schutzpanzer um dein Herz zu bauen. Ja, sich von all dem Schmerz in deinem Herzen abzuspalten und in eine Art Gefühlsstarre zu verfallen, die Weichheit in Härte und Vertrauen in Sarkasmus wandelt. Es fällt leicht, die Verantwortung für diese schmerzhaften Gefühle an die Menschen abzugeben, die uns verletzt haben. Und sich an Vorwürfe zu klammern, die den Blick nach Außen statt nach Innen richten.
Die Krux an der Sache: In der Opferrolle findest du weder Heilung noch Wachstum. In dieser Opferrolle verbringst du dein Leben damit, auf die Liebe zu warten. Auf eine Beziehung zu warten, die deine Wunden heilt. Du gibst deine Kraft an andere ab und machst dich emotional abhängig von Menschen, die dich immer und immer wieder verletzen. Dich immer und immer wieder auf Distanz halten. Und immer und immer wieder jenen Glaubenssatz in dir schüren, du seist nicht gut genug und würdest keine Liebe verdienen!
Ich frage dich: Wie willst du offenen Herzens Liebe geben und empfangen, wenn tief in dir Wunden und emotionale Programmierungen schlummern, die dein Herz aus Angst vor weiteren Verletzungen verschlossen halten? Wie willst du geliebt werden für das, was du bist, wenn du selber nur ein begrenztes Bild deiner selbst für liebenswert hältst? Ja, wie willst du Partner anziehen, die dir gut tun, wenn du nicht gelernt hast, dich selbst liebevoll zu umsorgen, sanft und empathisch dir selbst gegenüber zu sein?
Richtig. So schmerzlich diese Wahrheit auch sein mag. Auf einer tieferen Ebene wirst du unter diesen Umständen tatsächlich dein Leben lang in ungesunden Beziehungen vor dich hin schmoren und vergeblich auf Liebe warten. Auf eine Liebe warten, die gar nicht zu dir kommen kann, weil deine Glaubenssätze über dich selbst, all deine Gefühlsmuster der Selbstablehnung eine Mauer der Angst um dein Herz errichten.
Willst du wirklich lieben lernen, musst du bei dir selbst anfangen. Du musst lernen, radikale Eigenverantwortung für deine Gefühle zu übernehmen und Schritt für Schritt all den Schmerz der Ablehnung heilen. Du musst all die Masken ablegen, die du dir aufgesetzt hast, weil du glaubtest, dein wahres Selbst sei nicht liebenswert. Und du musst dabei wahrscheinlich in Abgründe deiner Seele blicken, die dir unbequem und viel zu dunkel erscheinen.
Um heilsame Beziehungen zu führen, in denen du dich weder aufopferst, noch deine Bedürfnisse narzisstisch ins alleinige Zentrum der Beziehung rückst (beide Extreme entspringen dem Impuls der Angst). Um heilsame Beziehungen zu führen, in denen du für das geliebt wirst, was du wirklich bist. Und um heilsame Beziehungen zu führen, in denen du selbstbestimmt im Einklang mit deiner inneren Wahrheit handeln kannst, anstatt dich in der Ohnmacht deines verletzten inneren Kindes zu verlieren, die dich zum Spielball für andere macht.
Live and love your naked self!
Dein Ludwig
Das ist mir zu oberflächlich. Wer sich ein wenig mit der Entwicklung von Erziehungsstilen und Bindung(stheorien) und die geschichtliche Entwicklung dazu beschäftigt, weiß,dass es leider nicht so einfach mit dem Baby, dass sich so geliebt fühlt. Unsere Eltern wurden noch als Säuglinge schreien gelassen, es würde die Lungen stärken, außerdem dürfte man sie nicht verhätscheln und noch immer ist es erschreckend weit verbreitet, Babys nach 4 Stundenplan zu füttern. Wenn Bedürfnisse übergangen werden fehlt Ur-Vertrauen und ein Gefühl für das eigene Selbst. Aber die Ansätze sind nicht falsch.
Ein sehr guter Artikel, der ein zentrales Problem unserer heutigen Beziehungswelt beleuchtet. Von Damaris Wieser stammt das Zitat: „Wenn ich mich nicht selbst liebe, wie sollte es dann jemand anderes können?“
Der Workshop in Berlin klingt nach einer tollen Möglichkeit, sich genau auf diese so wichtige Reise nach der Eigenliebe zu begeben.
Hey, habt ihr auch Tipps für solche Seminare in Köln und Umgebung?