Griechenland ist schön, so viel wusste ich schon von diversen Inselbesuchen, als ich den Flieger nach Thessaloniki nahm, um mich mit meinen Freunden von dort aus nach Sarti durchzuschlagen. Sarti ist ein kleiner Ort auf einer der drei Halbinseln von Chalkidiki, quasi am Mittelfinger.
Vorweg möchte ich erwähnen, dass wir im Oktober, also in der Nebensaison, da waren. Touristenhorden und Deutsch sprechende Kellner machen mich unglaublich nervös, deshalb sind wir der Tourizeit bewusst entgangen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie der Ort im Sommer brummt und quillt und platzt, aber schenkt man den Geschichten der Einheimischen Glauben, ist es dann dort nur empfehlenswert, wenn man gerne am Strand kuschelt, die Leute am Nachbartisch die eigene Sprache sprechen hört und auf Volksfeststimmung steht.
Hat man es gerne ruhig, die Strände für sich und kann auf Disko und 40 Grad im Schatten verzichten, dann empfehle ich den Oktober – und zwar genau den Oktober. Im November wird es kühler, im September hat man es noch mit verwirrten Saisonnachzüglern zu tun. Also warum nicht schon mal buchen (Flüge gibt es preiswert von den üblichen Verdächtigen, Unterkünfte ebenfalls) und sich ein knappes Jahr in der Vorfreude auf nächsten Herbst suhlen? Hier schon mal meine sorgsam recherchierten Profi-Aktivitäten-Tipps:
1. Strände auschecken
Das Gute an einer Halbinsel ist, dass man ganz viel Meer hat. Und Strand. Mit dem Mietwagen kann man die Küste gut erkunden. Überall, wo wir unseren aufblasbaren Reithai anschleppten, waren wir ziemlich alleine. Hervorzuheben ist der Orange Beach, der Goa Beach und die Strände von Platanitsi und Kriaritsi. Das Wasser war zugegebenermaßen frisch, aber ich bin vielleicht auch kein guter Maßstab. Geschnorchelt sind wir gerne zwischen den neugierigen Fischen, auch wenn ich mich echt nicht getraut habt, über die dunklen Riffe zu schwimmen. Vorsicht auch vor den wunderschönen Seeigeln, die zwischen den Steinen eine Dauerparty feiern. Eine Übersicht gibt es hier.
2. Durch den Ort flanieren
Sarti in der Nebensaison ist echt strange. Da stehen verlassene Greifarm-Kuscheltier-Automaten rum, fast alle Restaurants haben geschlossen und am Strand des Ortes verwaisen die Stroh-Sonnenschirme. Katzen und Hunde übernehmen den Ort, ein paar local Rentner sitzen am Straßenrand und gucken rum. Ein Spaziergang durch Sarti lohnt sich – und lässt sich ganz ehrlich eh nicht vermeiden. Wer aufmerksam ist, wird viele von liebevoll bis creepy eingerichtete Häuser und Gärten finden, Fischernetze und kleine Brunnen und Kakteen und bunte Fensterläden. Was auch immer gut geht: Am Strand abcornern, auf Türme steigen und den Berg Arthos bestaunen.
3. Kerzen anzünden/Jesus huldigen
Jesus kommt ja nicht immer bei allen gut an, aber in Griechenland kann man ihm schlecht entkommen. An jeder Straßenbiegung findet man kleine Schreine, bei denen sich die Locals kreuzigen. Sarti selbst hat eine schöne Kirche auf einem kleinen Hügel inmitten des Ortes mit einer separaten Kapelle, in der ich für schlappe 50 Cent gerne Kerzen anzündete. Das Kerzenanzünden ist ein Ritual, das ganz losgelöst von Göttlichem funktioniert – es ist eine Minute, die ich mir nehme, um mich dafür zu bedanken, was ich habe, und mir Gesundheit und Liebe für mich und meine Crew zu wünschen. Danach fühle ich mich immer seltsam zufrieden. Wer noch mehr Jesus verträgt, besucht den örtlichen Friedhof.
4. Müll sammeln
Klingt erst mal nicht unbedingt nach Spaß, erfreute sich bei uns aber ziemlicher Beliebtheit. Den Strand zu reinigen, an dem man liegt, ist eine sehr meditative Beschäftigung. In und um Sarti sind die Strände recht sauber, aber wenn man mal genauer hinguckt, findet man dort zwischen Ohrenstäbchen, PET-Flaschen und Regenschirmen so allerhand. Die Faulen können sich ein kleines Tütchen schnappen und Zigerettenstummel in greifbarer Nähe einsammeln. Die ganz Ambitionierten sortieren die Plastikteilchen danach nach Farben und legen schöne Muster.
5. Tiere bespaßen
Ehrlich gesagt hätten wir auch einen Vollzeitjob aus dieser Tätigkeit machen können. In Sarti gibt es an jeder Ecke bedürftige Kätzchen und fröhliche Hunde, die sich über Futter, Streicheleinheiten und Stöckchenwerfen freuen. Streift man etwas weiter über die Halbinsel, finden sich noch allerhand Honigbienen (nicht so liebesgeil, aber trotzdem spannend), Schafe, Ziegen und (Überraschung!) noch mehr Katzen – auch gaaaanz viele kleeeeine!
6. Wandern/Cruisen
Auf der Halbinsel gibt es alle möglichen Dinge zu erkunden – Pinienwälder und Häfen und Klippen und oben bereits Besprochenes. Am besten macht man sich einfach auf den Weg, verfährt/verläuft sich und findet heraus, wo die kleinen Wege und Straßen hinführen. Immer im Gepäck: ein Bikini, eine Dose Katzenfutter, eine Mülltüte und ein paar Kilo Oliven Wem langweilig wird, der fährt mit Auto oder Bus nach Thessaloniki, denn das ist nicht nur die zweitgrößte Stadt Griechenlands, sondern auch ein sehr zu empfehlender Fleck Erde.
Leute, wir sehen uns im nächsten Herbst auf Schalgidiggi – wie wir Locals gerne sagen. Bis dahin!