Daniel | 37 | Hamburg

„In Mexico City Autofahren war wie Kinofilm gucken.“

Wir treffen Daniel in seiner Lieblingsbar, der Möwe. Und in meiner Lieblingsbar, der Möwe. Hamburgs einzige Bar mit dauerhaftem Einhornpony-Luftballon und den allerfeinsten Getränkebeschilderungsneonkarten. (Whisky Smash!) Und das Ambiete. So schön. Ein Ort zum immer wieder kommen. Während die Biere bereits bestellt sind, erzählt uns der ursprünglich aus der Nähe von Münster kommende Daniel schon mal, dass er seit einiger Zeit mit seinem Vater als Versicherungsmakler arbeitet und warum er Hamburg mit seiner Offenheit, dem Understatement, der unterkühlten Herzlichkeit mag. Aber das ist ja noch nicht alles.

Was hast du uns denn heute mitgebracht, Daniel?

Nummer 1: Reiseführer.

Wo ist denn Ushuaia?

Das ist der unterste Zipfel von Patagonien, in Argentinien. Im Lonely Planet steht noch drin, dass dort das südlichste Post Office der Welt ist, aber inzwischen gibt es auch eines in der Arktis.

Und von da hast du Karten verschickt?

Nee, das ist halt super tourimäßig. Ich habe da einen Schatz vergraben, also wenn du da mal hingehst … Meine Eltern haben damals gesagt, sie würden ein Jahr später hinfahren und dann habe ich einen Tag lang Schatzsuche für sie gemacht. Ich hab auch alles schön aufgeschrieben und ich habe sogar noch die ganzen Schatzkarten. Und wahrscheinlich liegt der Schatz da noch. Ein paar Leute wissen schon, wo er ist, aber bisher ist er noch nicht gehoben.

Bist du einzeln gereist oder war das ein richtige Weltreise?

Eine Weltreise habe ich nicht gemacht, nur zwei Backpacktouren. Einmal in Amerika und einmal in Asien. Das war schon ziemlich geil. Das war auch nicht durchgehend allein, da waren noch Freunde aus den USA, die haben mich dort getroffen.

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Woher kennst du deine Freunde aus den USA?

Nach dem Abi habe ich ein Jahr bei Up with People mitgemacht, das kennst du wahrscheinlich nicht. Ist ein internationales Programm, bei dem wir mit 120 Leuten aus 30 verschiedenen Ländern um die Welt gereist und dann so alle drei, vier Tage in eine neue Stadt gefahren sind. Und in jeder Stadt haben wir dann ein Musical aufgeführt.

Echt? Krass. Und was war das Thema des Musicals?

Diese ganze Organisation, so eine Hippie-Bewegung, ist in den sechziger Jahren begründet worden und will die Welt verbinden, Leute sollen sich kennenlernen, und das grobe Thema war so Westside Story-/Romeo und Julia-mäßig. Zwei Gangs, die sich bekriegen und dann ein Liebespärchen. Wir waren auf dieser einjährigen Welttour sogar für einen Monat in Deutschland und ich als Deutscher habe zuerst gesagt: Äh, wat willst du denn jetzt in Deutschland? Aber im Endeffekt war das richtig geil.

In welchen Städten warst du so?

Das war eher Süddeutschland. Pforzheim, Mülheim, Donau-Eschingen. So. Und das war mal etwas total anderes, denn in jeder Stadt, in der wir waren, haben wir in einer Gastfamilie gewohnt – das heißt, ich habe in einem Jahr in 62 Gastfamilien gewohnt. Und da habe ich dann eben auch diesen Freund kennengelernt, der da mit mir nach Argentinien ist.

Und wenn du jetzt sofort verreisen könntest, würdest du an einen der Orte zurückkehren oder lieber etwas ganz Neues bereisen?

Das ist echt eine schwere Frage. Ich bin seit drei Jahren in Hamburg und bis vor zwei Jahren bin ich ganz viel gereist, aber jetzt fühle ich mich hier so wohl, jetzt mache ich gerade nicht viel. Je mehr ich gereist bin, desto mehr Ideen hatte ich immer, was ich noch sehen möchte. Es gibt natürlich schon viele Orte, wo ich sage, da würde ich gerne wieder hingehen, aus den verschiedensten Gründen, aber es gibt genauso viele Orte, wo ich noch nicht war. In Afrika zum Beispiel. Das ist so das, was ich richtig spannend finde. Und über Kuba habe ich mit einem Freund schon gesprochen, dass man da eigentlich hin müsste, bevor so richtig der Kapitalismus einkehrt. Und dann habe ich jetzt die letzten Tage über Bhutan eine Doku gesehen, und da habe ich auch schon mal von gehört, die haben das Glückssozialprodukt. Das ist wirklich so von der Regierung vorgegeben und steht in der Verfassung, dass alle Entscheidungen in Glück gemessen werden. Das fand ich auch sehr geil und spannend.

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Was machst du in deiner Freizeit in Hamburg?

Ich wohne seit zwei Jahren in St. Pauli und bin da auch, wenn ich rausgehe. Vielleicht mal Schanze, aber eigentlich St. Pauli. In mir schlagen auch zwei Herzen: Einerseits mag ich das ganze Gewusel hier und das Städtische, ganze viele Leute auf einem Ort, aber am Wochenende fahre ich auch gerne mal raus. In die Harburger Berge, wandern gehen kann man das nicht wirklich nennen, aber spazieren. Mal nach Blankenese. So was. Ansonsten spiel ich Gitarre, ich habe mir von einer Freundin gerade ein Keyboard ausgeliehen, das finde ich ganz spannend. Fotografiert habe ich auch mal. Ich mach immer mal hier und da so, was mir gerade gefällt.

Mit welchen Adjektiven würdest du dich denn selbst beschreiben?

Nachdenklich würde ich sagen. Und humorvoll.

Über was kannst du lachen?

Über trockenen Humor und Situationskomik, Slapstick.

Was kann man wirklich jederzeit in deinem Kühlschrank finden?

Generell ist da nicht viel drin, aber Gemüse habe ich immer da.

Gibt es auch etwas, das du nicht so gut kannst?

Sicherlich. (Lacht.) Mann ey, das ist hier ja wie im Bewerbungsgespräch! (Alle lachen.) Ich bin eigentlich ein sehr unsicherer Typ. Merkt man mir nicht an, ich wirke immer sehr cool, aber eigentlich geht in meinem Kopf die ganze Zeit um: Na, was denken die denn jetzt eigentlich von mir?

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Hast du einen Lieblingsplatz auf der Welt?

In Hamburg liebe ich den Elbstrand und Park Fiction. Generell am Wasser fühle ich mich wohl. Ich wollte auch mal in Barcelona wohnen, das Wasser vor der Nase und die Berge im Rücken. Ich brauche meine Wärme im Winter. Mir fällt gerade aber noch der eine Ort ein, der über allem steht: Einmal in den Weltraum geschossen werden und auf die Erde gucken. Meiner Meinung nach müsste das zu jeder Grundschulausbildung dazu gehören. Dann würde nämlich jeder sehen, wie klein und unwichtig wir sind, und viele Leute etwas anderes denken. Aber rein nur für mich, das wäre es, ja.

Welche Charaktereigenschaften wären dir bei einer Partnerin wichtig?

Ehrlichkeit, ein bisschen Köpfen, weil ich das Gefühl brauche, nicht nur mit jemandem über alles zu diskutieren, sondern auch sprechen zu können. Natürlichkeit ist das wichtigste, denke ich.

Wenn man sich kennenlernt oder die ersten Male trifft, gibt es etwas, das die Unbehagen bereitet beim Daten?

Die ganze Unsicherheit. Das macht natürlich auch die Spannung und das Kribbelnde aus, aber wenn man merkt, dass man für jemanden wirklich etwas empfindet, dann diese Unsicherheit, dass man nicht weiß, wo es langgeht. Was natürlich irgendwie dazu gehört und cool ist, aber das kann manchmal auch ganz schön nervenaufreibend sein.

Und umgekehrt, was findest du super?

Die andere Person wirklich kennenzulernen. Und dann auch von dem anderen überrascht zu werden. Auch wenn man es nicht will, ich finde man schiebt Personen immer in Schubladen. Und wenn dann jemand doch anders ist, als man vielleicht gedacht hat, das finde ich spannend. Ich lerne generell gerne Menschen kennen.

Und braucht es für dich gemeinsame Leidenschaften? Das Reisen zum Beispiel?

Ja, genau. Ich denke auch, wenn jemand nur gerne am Strand liegt, sich eincremt und sonnt, dann fehlt da etwas. Eine generelle Neugierde ist mir wichtig, Weltoffenheit, Toleranz. Jemand, der in etwas festgefahren ist, mit dem komme ich nicht so klar. Man muss auch nicht immer derselben Meinung sein, aber man muss so flexibel sein, seine Meinung noch ändern zu können.

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Was war das beste Geschenk, das du je bekommen hast?

Beim schlechtesten fällt mir sofort etwas ein.

Ja, dann sag das schlechteste.

Ein Rasierer, als ich dreizehn war und gerade so den ersten Flaum bekommen habe. Es war mir so unfassbar peinlich, denn damals fand ich das total schlimm mit dem Bartwuchs. Und dann haben mir meine Eltern einen Rasierapparat geschenkt und das fand ich richtig scheiße. Das beste Geschenk. Hm … Ich weiß nur, dass ich mir mit einer Freundin früher immer technische Sachen geschenkt habe. Eigentlich total unromantisch, Lampen, Radiowecker und so, war aber echt cool. Das eine Geschenk, das gibt es aber gar nicht.

Gibt es etwas, das du noch gerne lernen würdest?

Ja. Etwas Vernünftiges auf eine Leinwand bringen zu können. Da habe ich auch schon mal ein bisschen was ausprobiert, aber bin irgendwie viel zu verkopft herangegangen. Ich hätte Lust, mal so richtig etwas fließen zu lassen, aber da habe ich eben auch gemerkt, da musst du schon etwas von Technik verstehen. Ich bin allgemein so ein neugieriger Typ, deshalb reise ich auch so gerne, und ich glaube Lernen finde ich einfach immer eine gute Sache. Oder auch Leute kennenzulernen. So wie heute Abend, das ist ein super spannende Sache.

Finden wir auch!

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Von der handverlesenen Hamburger Academy of Love bekommt Daniel unser abschließendes Prädikat: besonders wertvoll. Und unterhaltsam. So einen findet man kein zweites Mal. Und da ihr ihn jetzt sicher unbedingt treffen wollt, schreibt doch mal. Dann geht’s eines Tages mit Daniel in den Weltraum. Oder wenn das dann immer noch zu teuer ist, auf Delfinen schwimmend in den Sonnenuntergang, während Daniel euch einen kleinen Schwank aus seiner Jugend erzählt. Auch voll okay.

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Aber keine Sorge. Mehr Jungs aus Hamburg gibt es hier.

Maria und Daniel sind der neue Stern am Hamburger Text- und Bildhimmel. Als Yoga-Junkie bearbeitet Maria ihre Bilder gern im Spagat und ist nach Feierabend auch mal nah am Wodka gebaut, während Daniel beim Trinken immer an die Elektrolyte denkt und am liebsten eine Ping Pong Bar aufmachen würde. Beide halten den Pudel für Hamburgs größte Kulturinstitution und brennen darauf, euch die Hamburger Herzen zufliegen zu lassen. Wäre ja gelacht, wenn unser Power Tag-Team of Love das nicht schafft!