Tatort Tinder

Das Spiel mit dem Feuer beginnt. Da passt es ganz gut, dass Tinder, diese neue Trend-App, das Symbol des Feuers trägt. Dieser Hype verbreitet sich derzeit rasend schnell und ich muss zwangsläufig immer an diesen äußerst eindringlichen Schrei-Song von Scooter denken.

Die einzige Voraussetzung, um mitzumischen: ein Facebook-Profil. Wie auch bei diversen anderen Applikationen funktioniert Tinder in Verbindung mit dem größten sozialen Netzwerk. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll. Tinder! Eine App, die dir Fotos von (willigen) Frauen und Männern aus deiner Umgebung anzeigt, die du dann, salopp gesagt, entweder schön oder hässlich findest.

Die angezeigten gemeinsamen Interessen erscheinen mir jedoch eher nebensächlich, getreu dem Motto Gesicht vor Charakter. Ich stufe die Männer dort größtenteils als „hässlich“ ein. Sorry Jungs, aber wenn ich Fotos von euch mit einer Katze auf dem Schoß, 3 Frauen im Arm oder oberkörperfrei vor dem Spiegel posierend sehe, dann bekomme ich Falten, weil ich mein Gesicht verziehen muss. Nein, ich will nicht mal das Bild wegklicken, bitte geh von allein weg! Aber von allein geht da nichts. Ich muss fleißig weiter schauen, Bild nach links ziehen bedeutet „nope“, Bild nach rechts „like“.

Ich „tindere“ immer mal wieder zwischendurch auf Arbeit, in der Bahn und im Bett. Ist auch eine ganz gute Fingerübung. Mittlerweile habe ich ein wenig Angst, dass ich  irgendwann versuche, die Männer im realen Leben wegzuwischen, anstatt ihnen verbal zu sagen, du bist „hot“, du „not“.

Meine Freunde erzählen mir, wie gut die Männer und Frauen bei Tinder doch im Gegensatz zu Friendscout und Finya aussehen und dass Sie bereits einige Dates hatten. Mein Mitbewohner berichtete mir unlängst von einer Dame, die  gleich ziemlich direkt fragte, ob er ihr einen Orgasmus verschaffen könne. Jetzt stellt sich mir immer noch die Frage, was ich genau bei Tinder eigentlich suche? Sex, Freundschaft oder die Macht, über das Äußere einer Person zu entscheiden?

Zwischen den gefühlten 200 Männern mit verschwommenen Fotos finde ich vielleicht einen, der irgendwie doch ganz gut aussieht und dann passiert es: Mein Ex-Freund! Horror! Panik!

Was macht der da? Was soll das? Bitte nicht. Jetzt fühle ich mich schlecht und der Widder in mir sagt: Maria Jesus im Himmel, jetzt „like“ doch endlich mal einen Typen – meinetwegen auch den mit dem Hamster auf dem Kopf – und mach ein Date klar!

Ay Ay.

4 Tage später. Ich habe und wurde gelikt: Match! Das erste Tinder-Date.

Wir gehen essen. Er sagt mir, ich sähe auf den Fotos ganz anders aus, meint es aber positiv. Okay. Ich sage nichts dazu und denke mir, ja du siehst auch ganz anders aus, aber negativ. Es sind die ersten Sekunden, die dir sagen: Top oder Flop.

Das Essen kommt, ich bereite jetzt schon eine Ausrede vor, diese Zusammenkunft schnell zu verlassen. Was sage ich nur? Es muss unglaublich plausibel klingen.

Ich: „Ach, heute läuft ja Tatort, da muss ich pünktlich zurück sein.“ Tatort: Tinder-Date!
Er: „Wirklich, ich dachte, wir gehen noch was trinken?“  Um – Gotteswillen – NEIN.
Ich: „Sorry, aber ich bin da sehr konservativ (dass ich so etwas jemals sagen muss), ich schaue jeden Sonntag Tatort.“

Wir verabschieden uns, er schreibt, ich reagiere nicht. Er schreibt weiter, von knutschen und erotischen Abenteuern. Auweia! Ich werde wohl „Schluss machen“ müssen.

Ich: „Ich muss dir deine Hoffnung leider nehmen, das alles wird es mit mir nicht geben.“
Er:“ Ja, ich habe selbst auch gemerkt, dass es von meiner Seite nicht so passt.“

Is‘ klar!

Tinder, Tinder! Was mache ich nur mit dir? Ich bin lustlos und nach 2 Wochen bringt mir das ganze irgendwie doch keine Befriedigung. Los, noch einen Versuch?!

Da erhalte ich ein Zeichen vom Vodafone-Gott: Ihr Highspeed Guthaben ist für diesen Monat aufgebraucht. Ihre Surfgeschwindigkeit wird auf 64kbit/s begrenzt.

Amen.

Headerfoto: Frau mit Handy via Shutterstock.com. (Gedankenspiel-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

ANNELIE ist eigentlich ein Einhorn, das auf die Erde geschickt wurde, um möglichst viel Konfetti und Liebe zu verstreuen. Sie widmet sich voll und ganz neuen Lebenskonzepten und unterstützt das Universum beim Erwecken derjenigen Menschen, die noch in ihren alten staubigen Strukturen verharren. Sie weiß eines ganz sicher: Die größte Kraft, die es gibt, ist und bleibt die Liebe. Mehr von der fabelhaften Annelie gibt es auf ihrem Blog.

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