Wenn man schon mal in der Schweiz ist, kommt man auf jeden Fall nicht drum herum auch nach ganz unten rechts zu düsen. Dahin, wo Italien das letzte Stückchen Schweiz liebkost. So ganz liebevoll. Und warm. Und fummelig. Lugano eben. Oder wie Mutti sagen würde: Musst Du gesehen haben!
Anreise
Wir reisen aus Genf an (unten links – manch einer nennt es auch Süd-Westen) und fahren am Mont Blanc-Massiv vorbei. Jule ist so aufgeregt, dass wir ungefähr 15 Mal an verschiedensten Aussichtspunkten halten müssen. Man könnte ja sonst den besten Spot für das optimale Bergfoto verpassen. Na sichi. Richtig gut ist das Ganze ja erst, wenn nur einer (ich) einen Führerschein hat und der andere (Jule) dauernd brüllt: „Oh Gott, hier MÜSSEN wir noch mal pausieren. Wegen Fotos!“ Zum Glück liebe ich Jule mehr als mich selbst, also verzeihe ich ihr sowieso alles. Sogar selbst verschuldetes Stop and Go. Jetzt guckt hier Bergfotos, voll schön:
Endlich da
Nach knackigen 5 Stunden und einem wirklich langen Tunnel sind wir endlich in Lugano. Ich bin sofort verliebt, die haben da nämlich Palmen. Fucking Palmen. Eben noch Schnee und jetzt schon mit einem Bein in der Karibik. Hammergeil. Ich will im Lago di Lugano schwimmen gehen. Jule erinnert mich daran, dass wir nur 10 Grad haben und ich jetzt bloß nicht krank werden darf. (Absoluter Eigennutz, siehe oben. Wegen Autofahrerin.) Hach, die Häuser sind durchweg übertrieben schön. Es riecht ein wenig nach Geld. Lugano könnte das Cannes der Schweiz sein. Keine Sorge, wir werden das natürlich noch rausfinden. Guckt doch erst mal Palmen und coole Kids:
Promenadenwalk
Schnell stellt sich heraus: Die haben hier nicht nur unfassbare Altbauten, nein, hier durfte sich auch der ein oder andere Architekt der Neuzeit verwirklichen. Und wer auch immer es war, er hat das alles ganz fein gemacht. 1+ mit Sternchen. Auf unserem Spaziergang treffen wir einen ziemlich coolen Dogwalker. Stichwort: knallrote Pumpjacke. Jegliche Versuche ihn nach den fancy Besitzern der Hunde auszuquetschen scheitern an der Sprache. In Lugano spricht man nämlich Italienisch. Wir können wirklich vieles (Eier kochen, Haare kämmen, Mettigel basteln), aber bei Italienisch sind wir raus. Schade eigentlich, klingt extrem schön. Übrigens sprechen so 70-90% der Bewohner auch Englisch oder aus Versehen Deutsch. Das ist eine grobe und äußerst ungenaue Schätzung, die wir selbstverständlich nicht belegen können. Ist ja auch völlig latte, guckt euch doch einfach mal dieses Panorama an, hält man ja nicht aus, wie schön das ist:
Schaufensterliebe
Also wer Bock auf Hermès, Versace und Bally hat, wird in Lugano seine Shopping-Gelüste zu 100% erfüllen können. Nebst den ganz noblen Adressen gibt es auch zahlreiche kleine Boutiquen, die sehr schöne Teile anbieten. Ehrlicherweise sei erwähnt: Mit 10 Euro kommt man hier nicht weit. Das würde aber auch nicht passen. Schließlich ist Lugano eins der edelsten Fleckchen der Schweiz. Ich persönlich bin beim Hermès-Schaufenster hängen geblieben. Gucken ist ja eh besser als kaufen. Weniger ist mehr. Ommmmmmmmhhhhh.
Krieg ich jetzt endlich ‘nen Espresso?
Wir sind in der italienischen Schweiz und ich hatte immer noch keinen Espresso. Das kann ja auch nicht gesund sein. Ich bin wahnsinnig kompliziert, was kaffeeartige Getränke angeht. Das liegt primär daran, dass meine Schwester Barrista ist und mir mein braunes Gold stets handgemahlen, warmgepustet und schaumversiegelt serviert. Niemand kann das so gut wie sie. #fact. Aber wollen wir mal nicht so sein und dem AnaCapri mit atemberaubendem Blick über Lugano eine Chance geben. Und siehe da: Anni ist happy. Sehr sogar. Nicht zu viel Säure, nicht zu heiß, gute Crema, einfach ein deliziöser Espresso Macchiato. Puh, Glück gehabt. Erster Versuch und gleich getroffen. Jule trinkt lieber Tee, die Frau hat Angst vor Kaffee. Tiramisu ist die einzige Form, in der dieser Geschmack ihren Mund entern darf. Bei Desserts macht sie halt immer eine Ausnahme. Konsequent inkonsequent. So lob‘ ich mir das.
Olivenweg
Am zweiten Tag wollen wir uns dringend noch ein Highlight reinziehen, das in jedem Reiseführer beworben wird: den Olivenweg. Wir sehen uns die Dinger ja direkt von den Bäumen essen. Wie, März ist nicht Erntezeit? Na das wollen wir erst mal sehen, liebe Natur. Sicherheitshalber haben wir uns eine Flasche Wein eingepackt. Falls wir zwischendurch Rast machen müssen. Gläser sind übrigens überbewertet. Weniger ist mehr, hatten wir ja oben schon.
Boah, dieser Pfad ist einfach unerträglich. Egal, wo man hinguckt, überall wird einem visuell die perfekte Postkarte ausgespielt. Das ist wie Real-Life-Photoshop, dieses Lugano. Wir sind so aufgeregt, dass wir das Stativ rausholen, die halbe Flasche Rotwein exen und richtig peinliche Selfies machen. Einmal Glamour, immer Glamour. Dieses kleine Fleckchen Erde verleitet einfach zum Duckface. Hupsi.
Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien
So, falls ihr es noch nicht so richtig fühlt, geben wir euch jetzt das Best-Of der italienisch angehauchten Architektur. Wir haben nichts mit Jesus am Hut, aber diese ganzen kleinen Kapellen sind einfach wahnsinnig hübsch. Außerdem hat sich der liebe Gott gar nicht darüber beschwert, dass wir vor seiner Tür den Wein ausgetrunken haben. Wie höflich von ihm. Ganz ehrlich: Wenn Du mal in der Gegend bist, dann halte Dir einen Tag frei, um Dir den womöglich schönsten Ort der Schweiz anzugucken. Soweit wir wissen, ist das für Deutsche noch ein ziemlicher Geheimtipp. Wir kannten Lugano vor unserem Trip durch das Käseland jedenfalls nicht, aber wir haben in Erdkunde auch nie aufgepasst. Doppelhupsi. And now get ready for the absolute prettiness, Lugano by night:
Wenn Dich jetzt das Reisefieber gepackt hat, können wir das absolut nachvollziehen. Sag uns doch Bescheid, wenn Du Dich auf den Weg machst und nimm uns bitte mit. Infos zu schlafen, futtern, Dogwalkern, der Sommerrodelbahn und Olivenerntezeiten findest Du hier.
Xoxo, Deine Palmenmädchen