Von Penisgrößen und Status

Körpergröße und natürlich auch Penisgröße sind Dinge, die Männer beschäftigen. Diverse Studien zeigen eindeutig, dass größere Männer im Beruf oft erfolgreicher sind und dass Frauen ganz klar Typen bevorzugen, die mindestens genauso groß sind wie sie selbst.

Das sind Fakten, die gängige Flirtratgeber gerne ignorieren, weil den Autoren dazu nichts Gutes einfällt, was in ihre Argumentationskette passt – meistens wird dort behauptet, mit dem richtigen Auftreten und etwas Manipulationsgeschick könnte man(n) jede haben.

Zum Glück gibt es viele kleine Frauen, insofern sollten immer noch genügend potenzielle Partnerinnen für diejenigen Typen übrig bleiben, die von eher kleinerer Statur sind. Tatsächlich macht es als Mann in der Regel wenig Sinn, größere Frauen anzusprechen, es sei denn, man verfügt über einen besonders hohen sozialen Status bzw. einen wesentlich höheren sozialen Status als die große Herzdame. Denn der gesellschaftliche Stand bzw. der soziale Status stellt eine dritte bedeutsame Größe bei der Partnersuche dar, die sich im Wesentlichen über Einkommen, Bildungsabschluss und Berufsprestige definiert.

Frauen schauen gerne zu ihren Männern auf, sowohl im realen als auch im literarischen Sinne. Hat da gerade irgendwo eine Feministin aufgeschrien? Mir egal, die Erde ist keine Scheibe und Männer und Frauen sind definitiv auch nicht gleich. Eines von beiden sollte als Mann also definitiv gegeben sein – Körpergröße oder ein gewisses Maß an gesellschaftlicher Größe durch sozialen Status.

Mir hat mal eine Bankerin erklärt, ich sei ihr nicht männlich genug, weil ich nicht mindestens genauso viel Geld verdiene wie sie. 100.000 Euro im Jahr macht eben nicht jeder. Zum Glück war ich mit meinen 1,80 wenigstens einen Kopf größer als sie und sie musste hochgucken, um mir das ins Gesicht zu sagen, was die Situation ein wenig grotesk wirken ließ. Aber allein der gemeinsame Besuch bei Tiffany war die kurze Bekanntschaft wert.

Zum Thema Penisgröße wurde und wird auch immer wieder viel geschrieben, es gibt jede Menge Statistiken zu Umfang und Länge des männlichen Glieds, viele davon in eher zweifelhaften Messverfahren ermittelt. Aber das Interessante ist, dass diese Statistiken nichts im Hinblick darauf zählen, wie eine Frau so ein Ding individuell für sich bewertet. Wirklich rein gar nichts. Das hängt nämlich hauptsächlich von zwei Faktoren ab: erstens davon, was für Typen sie im Laufe ihres Liebeslebens so gehabt hat und zweitens davon, worauf sie steht und wie sie körperlich gebaut ist.

Nehmen wir mal an, eine 30-jährigeFrau mit normaler Figur hat fünfzehn Typen gehabt. Von Willi Winzig bis Roland Riesig war alles in ihr drin. Ihre Einschätzung eines „neuen“ Glieds wird wohl in etwa der Einschätzung entsprechen, die man selbst anhand öffentlicher Daten zu Penisgrößen vornehmen kann. Je nachdem, wie sie untenrum so beschaffen ist und was sie für Erfahrungen gemacht hat, wird sie auf verschiedene Penismaße reagieren. Von „zu klein“ (spürt zu wenig) bis „zu groß“ (tut weh) bis hin zu „ist ihr tatsächlich relativ egal“ (weil ihr z.B. nur klitorale Stimulation wirklich was bringt) ist jede Reaktion möglich.

Nehmen wir jetzt eine 25-jährige zierliche Frau, die immer darauf geachtet hat, dass ihre Partner in etwa ihrem Körperbau entsprochen haben, zumindest nicht allzu viel größer und kräftiger waren. Diese Partner hatten eher kleinere bis maximal mittelgroße Penisse. In ihrer Wahrnehmung ist mittel also schon groß. Das gleiche gälte aber auch für die 30-jährige Frau mit normaler Figur, falls sie statt der fünfzehn sehr unterschiedlichen Typen nur die acht oder zehn davon mit kleinen bis durchschnittlich großen Penissen gehabt hätte.

Zeichnen wir nun das Bild einer großen kräftigen Frau, 34 Jahre alt, mit ausladendem Becken und etwas Übergewicht, die noch dazu über schwaches Bindegewebe und eine schwache Muskulatur verfügt. Sie hat viele Typen vernascht, sich bewusst immer nur an große Männer gehalten und wenn kein Mann verfügbar ist, befriedigt sie sich selbst mit einem Vibrator, der den Durchschnittspenis wie ein winziges Würstchen erscheinen lässt. Für sie fängt ein Ding erst ab Pornodarstellermaßen an, ein richtiger Penis zu sein. Alles darunter wird nur vorübergehend akzeptiert, um die Batterien ihrer Sexspielzeuge zu schonen. Ein Mann mit kleinerem Penis kann ihr allein durch Penetration auch keine Befriedigung mehr verschaffen. Aber – und das ist der Punkt – hätte auch diese Frau, sagen wir, weil sie eigentlich schüchtern ist und selten ausgeht, nur drei oder fünf langjährige Partnerschaften mit mittelmäßig bestückten Männern gehabt, wäre ihre Wahrnehmung eine völlig andere.

Zwei private Beispiele aus meinem eigenen Liebesleben sollen verdeutlichen, dass auch die körperliche Beschaffenheit einer Frau für ihre Bewertung eines Glieds nur eine sekundäre Rolle spielt. Ich hatte mal eine recht stabil gebaute Frau aus Bayern, die ich, wenn ich sie mit der Hand befriedigen wollte, mit drei oder vier Fingern gleichzeitig penetrieren musste, weil sie da unten einfach nicht allzu eng war. Dennoch war sie vom Sex und von der (ziemlich durchschnittlichen) Größe meines kleinen Freundes sehr angetan und recht ungläubig, als ich ihr irgendwann die tatsächliche Zentimeterzahl verriet – sie hatte anscheinend nur wenige Partner gehabt und eine realitätsferne Vorstellung von dem, was Männer da unten so mit sich rumtragen können.

Anders war es mit meiner ersten mehrjährigen Freundin. Ein kleines, recht schmales Mädchen, damals noch keine 18 Jahre alt. Aber ihr Ex, der ihr erster Freund gewesen war, hatte, wie an der ganzen Schule bekannt war, stattliche 22 Zentimeter am Start. Nachvollziehbar, dass ihr mein Durchschnittslümmel eher mickrig vorkam. Jung und unerfahren, wie ich zu der Zeit noch war, hat mich das ziemlich fertig gemacht – heute würde ich darüber lachen.

Was lässt sich festhalten? Die tatsächliche Maße eines Glieds und dessen Größe aus der Sicht einer Frau können sehr stark voneinander abweichen. Jede Frau trägt quasi ihre persönliche Penisgrößenstatistik mit sich rum. Dazu kommt, dass man Maße oft nicht sehr gut abschätzen kann, besonders ohne praktisch vorhandene optische Vergleichswerte. Das soll heißen, dass die Durchschnittsfrau beispielsweise 14 cm und 16 cm nur dann wirklich unterscheiden kann, wenn sie zwei Schwänze dieser Größe im direkten Vergleich nebeneinander sieht oder – in welcher Situation auch immer – direkt hintereinander spürt.

Was hast du jetzt davon? Nicht allen, aber sehr vielen Frauen ist Penisgröße relativ egal, solange sie nur ordentlich befriedigt werden und der Rest passt. In dem Moment, wo du dein Ding rausholst, hat sie die Entscheidung sowieso schon getroffen und zumindest die eine Nummer ist dir so gut wie sicher. Die zwei wesentlich wichtigeren Größen auf dem Weg dahin sind Körpergröße und ein gewisser sozialer Status.

Stefan ist Soziologe und Sozialarbeiter, er lebt in Frankfurt am Main.

Headerfoto: Raul Smith via Creative Commons Lizenz!

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10 Comments

  • Laut diesen Argumenten müsste ich mit meinen 12cm also eine Jungfrau suchen und darauf hoffen das sie nie einen Porno sieht 😀

  • Was für eine Erkenntnis! Dass Frauen von heute das Bankkonto wichtiger ist als alles andere! Hier wird es „sozialer Status“ genannt. Wirklich belustigend…

  • Nö, Männer interessieren sich nicht für Körpergröße, das ist mir total egal. Frauen ist es immer wichtig, wie groß Männer sind. Steht ja auch direkt im zweiten oder dritten Satz.

  • Interessanter Beitrag und ich finde ihn sehr nahe an meinen eigenen Erfahrungen geschrieben.
    Zu den gesellschaftlichen Auswahlkriterien: Es gilt wohl die eine feine zu finden, die einen ‚arm und klein‘ liebt und für die man dann beruhigt da sein kann, wenn man(n) ‚reich und groß‘ wird. Die breite Masse triffst du aber leider schon ganz gut mit deiner Beschreibung.

    Praktische Erfahrung zur Anatomie? Ja eine molligere Frau ist quasi immer ‚weiter‘ als ihre schlanke Freundin. Schlanke, sportliche Frauen – am ehesten intensive Reiterinnen – sind halt meistens wesentlich enger und fester. Völlig unwissenschaftlich natürlich, aber mit der Zeit weiß man doch recht genau, was einen da unten erwartet. Spaß machen kann alles, jenseits der 68kg kenne ich mich allerdings nicht aus. Mich interessiert das auch eigentlich auch gar nicht so sehr – ich mag nunmal einfach gerne zierlich und mich interessieren auch keine großen Brüste oder die exakte Beschaffenheit ihrer Vagina. Wenn wir uns gerne küssen, wird der Rest eh gut.

    Eine unerfahrene Frau, die nur die eine Riesengröße kennt, kann durchaus richtig fies werden. Sowas wünsche ich keinem bei seinen ersten Malen. Das passiert aber wirklich nur in der Welt der ONS’s. In einer echten Beziehung mit Liebe zwischen zwei Menschen würde ich mir darüber niemals Sorgen machen.

  • Dein Fazit dass Frauen sich nicht wirklich für die Penisgröße ihres Partners interessieren ist ungefähr so überraschend wie Schnee im Winter. Wer hat denn jemals das Gerücht in die Welt gesetzt, dass uns so etwas interessiert? Und dass Frauen gerne Partner haben die Gesellschaftlich und auch körperlich höher gestellt sind ist auch nichts neues. Dafür muss man wirklich kein Soziologe sein.

  • Vielleicht lieber bei Soziologie bleiben, wenn man keine Ahnung von Biologie hat. Körpergewicht und Statur haben nichts mit Penisgröße bzw vaginaler Muskulatur zu tun. Auch das Bindegewebe nicht. Das ist fast zum lachen, wenn es nicht so erschreckend wäre, was für Vorstellungen manche vom menschlichen Körper haben. Schlecht geschriebener Text über anatomisch inkorrekte Vorstellungen von einem Autor, der leider gar kei Fachwissen besitzt. Offensichtlich nicht mal in seinem eigenen Gebiet: Was Frauen als attraktiv empfinden (oder auch Männer) ist zum Teil gesellschaftlich Bedingt. Das Frauen sich also häufig nach dem starken Mann sehnen ist nicht zwangläufig durch ihre Gene codiert. Da noch verwirrte Andeutungen über Feminismus hineinzuwirren, macht es nur noch schlechter. Sowas wird hier veröffentlicht??

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