In 16 Texten durch 2016

Es gab geile Jahre – und es gab 2016. Viele von euch werden mir zustimmen, wenn ich mal sachte sage: Dieses Jahr hatte einige Tiefpunkte in petto; privat, gefühlstechnisch, weltpolitisch, universell. Die meisten werden zum Abschied wohl den doppelten Mittelfinger rausholen und dann schnell nach 2017 rübermachen. Das ist okay. Aber wisst ihr was? Dem Digitalisierungs-Konsum-Ellenbogen-Vereinsamungs-Radikalisierungs-Blödsinn kann man vor allem eines entgegenbringen: Liebe. Für sich selbst und alle anderen auch – sogar für diesen nervigen Raucherhusten-Opa aus dem zwoten Stock oder die Ex, die uns das Herz gebrochen und sofort im Anschluss ihren Traumprinzen gefunden hat. Wie immer gilt es, ordentlich durchzuatmen, Fakten und Emotionen zu sortieren und alles an Ballast abzuwerfen, das keine Miete zahlt.

2016 haben wir uns dazu bekannt, dass wir introvertiert und hochsensibel – lies: ein bisschen weird – sind oder einsam oder unverbindlich oder dazu, dass wir untenrum bluten und obenrum abkotzen. Wir sind nackt durch den Wald und über den Strand gehechtet, haben die Liebe verflucht und sie dann wieder vermisst, haben uns die Seele aus dem Leib gepimpert, und laut “Stopp” gerufen, als alle Welt plötzlich behauptete, niemand sei mehr beziehungsfähig! Das Jahr hatte auch richtig viele Highlights und ich bin froh, dass diese Hitliste mit Texten endet, die Liebeserklärungen an unsere beste Freundin, den einwandfreien Crush und letztlich uns selbst sind. Denn wenn wir diese Welt zusammen zu einem geileren Ort machen wollen, dann fangen wir am besten genau da an, wo wir easy hinkommen: bei uns.

Ein dickes Danke an alle unseren zauberhaften Autoren und Autorinnen, die mit uns ihre Gefühle und Weltanschauungen teilen, dass uns die Herzklappen schlackern. We love you! <3 Wer nächstes Jahr mittexten mag, darf sich vertrauensvoll an dieses Formular wenden. Und jetzt lehnt euch zurück und scrollt durch die Perlen des Jahres; ihr habt es euch verdient.  

1. Von meinem Leben als Hochsensible | Judith Poznan

“Jeder Mensch, der hochsensibel ist, kämpft sich durch den Alltag. Hochsensibel sein bedeutet, dass vieles im Leben sehr anstrengend ist, vor allem deswegen, weil man selbst sehr anstrengend ist.”

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(Foto: Ombeline_v via Creative Commons Lizenz 2.0)

2. Liebe ist eine Hure von Gefühl | Mariam

“Diese verdammten Gefühle! Ich habe so viele davon, ich mache ein All-You-Can-Vomit-Buffet meiner Gefühle, Second Hand, im Sonderangebot, zum Alle-Jahreszeiten-Schlussverkauf.  Ich bin eine Massenproduktion des gesamten Emotionsspektrums. Ich bin die Weltwirtschaftskrise meiner Empfindungen.”

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(Foto: Leanne Surfleet via Creative Commons Lizenz!)

3. Halbe Liebe | Roberto

“Meist ist es nicht die Angst davor, dass ein Date scheiße endet, und man danach wieder allein ist. Vielmehr ist es die Angst, dass man sich wieder so sehr in jemanden verliebt, dass es einen erneut so verbrennen kann.”

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(Foto: Leanne Surfleet via Creative Commons Lizenz!)

4. Ich bin nicht depressiv, ich bin introvertiert … | Jule Müller

“Lange, lange fragte ich mich, was mit mir wohl nicht stimmt. Als klassische Introvertierte ziehe ich mich oft zurück. Mir werden häufig Attribute wie emotionslos, desinteressiert oder kühl zugeschrieben, die wirklich so gar nicht wiederspiegeln, was in meinem Kopf und Herzen los ist.”

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(Foto: Jule Müller.)

5. Ich kann es nicht mehr hören | Jule

“Niemand aus unserer Generation ist jetzt plötzlich weniger beziehungsfähig, aber viele nehmen all diese Thesen, um weniger verantwortlich für ihr Tun zu sein. Ehrlich gesagt ist mir das zu doof. Ich möchte mit 31 Jahren nicht mehr auf 15 machen.”

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(Foto: Leo Rey via Creative Commons Lizenz 2.0.)

6. Endlich | nachtfarben

“Drücke mein Gesicht an deine Schenkel und versuche nicht zu laut zu stöhnen, als mein XXX das erste Mal in deinen warmen Mund gleitet. Deine Zunge verwöhnt mich, quält mich, kontrolliert meinen Rhythmus und spült alles aus meinem Kopf. Bis auf den Gedanken, dich endlich zu XXX.”

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(Foto: Lilit Matevosyan via Creative Commons Lizenz.)

7. Wir sind die Unverbindlichen | Tobi

“Wir Unverbindlichen verlangen, dass man uns in unserer Eigenart akzeptiert, dass man Rücksicht nimmt, dass man nach unseren Regeln spielt und liebt. Wer Forderungen stellt, wer klammert, der wird gnadenlos aussortiert: ‘Unsere Verbindung ist gerade schlecht, ich melde mich später noch mal.’ So sind wir. Wir nerven uns selbst.”

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(Foto: Matthew Dix via Unsplash Lizenz.)

8. Herzklopfen-resistent | Viola

“Wenn er mich zum Abschied innig küsst, ist das wohl mittlerweile einfach nur eine moderne Art der Umarmung. Eine Gute Nacht-Nachricht am Abend ist das Kontakthalten, falls Claudia am Dienstag absagt. Und ein ,Nee, sorry, muss morgen früh raus’ ist oft eine Metapher für ,Heute knall ich schon Sophie’.”

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(Foto: Miguel Soll via Creative Commons Lizenz.)

9. Liebe und so | Ailine

“Inzwischen ist die große Liebe so lange her, dass ich gar nicht mehr so richtig weiß, wie sie sich anfühlt.”

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(Foto: Savannah van der Niet via Creative Commons Lizenz.)

10. Bloody Sex | Nina Wagner

“Das Erste, das ich fühle, ist, dass ich immer noch oder schon wieder sehr feucht bin. Ungewöhnlich feucht. Ein leiser Verdacht regt sich. Oh nein, bitte nicht. Bitte, bitte nicht. Ich greife mir zwischen die Beine und betrachte meine Finger. Blut. Viel Blut. Scheiße. Scheiße. Scheiße. SCHEISSE! MAX!”

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(Foto: Simon Lefebvre via Creative Commons Lizenz 2.0.)

11. How to not give a Fuck | Mariam

“Jede mögliche Antwort, die ich in meinem Kopf durchgespielt habe, ließ mich nur wieder mit dem einen, dem größten Feind des Loslassens zurück: Hoffnung. Der Teil in mir, der sofort anfängt, hochzudrehen, durchzudrehen und zu diskutieren: Siehst du. Sag ich doch. Er denkt an dich. He does care about you. Vielleicht ist da doch noch … Fuck.”

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(Foto: lookcatalog via Creative Commons Lizenz 2.0.)

12. Bindungsproblem | Bora

“Ich habe immer mehr zugelassen, ich selbst zu sein. So ziehe ich auch eher Männer an, die genau das wollen. Mich. Mich phasenweise melancholisch abschweifenden Dummkopf, der unkontrolliert Geräusche und Laute von sich gibt. Kurios, aber durchaus liebenswert. Und genau so wird mich eines Tages einer lieben – so wie ich ihn.”

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(Foto: Nicholas Gercken via Unsplash License.)

13. Von einer, die (sich) auszog, um zu relaxen | Jule Müller

“Ich bin das Gegenteil von relaxt. Ich bin dauergestresst. Wenn mich jemand in den letzten zwei Jahren fragte, wie es mir geht, sagte ich: ‘Viel zu viel zu tun.’ Als wäre das eine adäquate Gefühlslagenbeschreibung. So habe ich mich ganz schleichend zur personifizierten Gestresstheit gestresst. Das stresst mich ziemlich.”

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(Foto: Jule Müller.)

14. Du bist wundervoll | Markourt

“Ich werde dir nicht oft genug sagen können, wie viel du mir bedeutest, wenngleich du es verdient hast. Du bist wundervoll. Du bist wunderschön. Du bist das Wichtigste. Und ich möchte, dass du mir versprichst, immer daran zu glauben.”

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(Foto: Lena Bell via Unsplash.)

15. Warum ich dich mag | Luisa Münch

“”Ich musste mich ein bisschen in dich verlieben, einfach, weil du es viel zu sehr verdienst, geliebt zu werden. Weil du nicht urteilst, ganz gleich, was ich dir erzähle. Weil du mir Tag für Tag beibringst, dass das Leben so viel einfacher ist, wenn man sich selbst ein bisschen mag. Danke. Für dich.”

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(Foto: Daniela Brown via Creative Commons Lizenz.)

16. Ein Crashkurs in Selbstliebe | Ludwig

“Ohne ein gesundes Fundament an Selbstliebe geht gar nichts. Das Glaubensmuster ‘Ich bin nicht gut genug’ wird dir ein Leben lang auf den Fersen sein und dich in ein Hamsterrad der Selbstoptimierung zwängen. Der Weg in die Selbstliebe ist ein Weg, für den du dich jederzeit entscheiden kannst! Heute ist ein guter Tag. Packen wir’s an.”

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(Foto: Ludwig | Seelenrave.)

JULE ist Gründerin von im gegenteil und Head of Love. Sie schreibt (hauptsächlich zu therapeutischen Zwecken über ihr eigenes Leben), fotografiert Menschen (weil die alle so schön sind) und hat sogar mal ein Buch verfasst. Mit richtigen Seiten! Bei im gegenteil kümmert sie sich hauptsächlich um Kreatives, Redaktionelles und Steuererklärungen, also alles, was hinter dem Rechner stattfindet. In ihrer Freizeit schläft sie gerne, sortiert Dinge nach Farben und/oder trägt Zebraprint. Wer kann, der kann. Inzwischen ist sie - entgegen ihrer bisherigen Erwartungen - glücklich verheiratet.

1 Comment

  • Echt geil, eine der besten Seite für dieses Thema im Netz. Die Texte sind immer so Klasse geschrieben das man garnicht aufhören mag mit lesen.Macht weiter so im kommenden Jahr.
    Lg Chris

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