Eigentliche Wirklichkeit

Eigentlich ist alles okay. Ja wirklich! Denn eigentlich ist alles gut so wie es ist. Wir zwei sind ein gutes Team. Ein ziemlich gutes sogar. Erzählen uns viel und alles. Trinken Gin Tonic bis es hell wird. Hören deine Spotify-Playlist hoch und runter. Lachen und weinen über uns selbst und über dieses verrückte Leben da draußen.

Und in Wirklichkeit muss ich mich zusammenreißen. Zusammenreißen, dass mein Blick nicht zu verdächtig lange in deinen Augen hängenbleibt. Dass du nicht merkst, wie meine Finger manchmal leicht zittern, wenn du sie unbedacht streifst. Dass du nicht merkst, wie ich in Gedanken immer wieder ganz weit in mich hinein verschwinde. Dorthin, wo in Wirklichkeit alles wild umherfliegt. Denn eigentlich gibt es da etwas, das du nicht weißt. Und in Wirklichkeit auch nicht.

In Wirklichkeit ist vieles nicht so, wie es scheint. Wir haben unsere Geheimnisse. Ich kenne deins, du nicht meins. Du bist mutiger als ich. Vertraust mir mehr als ich dir.

Die Wirklichkeit ist manchmal schwer zu ertragen. Du erträgst deine Wirklichkeit weniger schwer, seitdem du sie teilst. Mit mir. Das ist gut. Meine Wirklichkeit würde alles niederreißen und sie tonnenschwer werden lassen. Deshalb bleibt sie bei mir. Leichter wird sie dadurch nicht. Natürlich nicht.

Eigentlich sollte ich mich mal eine Weile von dir fernhalten und wieder klarkommen. Dich einfach eine Zeit lang mal nicht sehen. In Wirklichkeit ertrage ich das aber nicht. In Wirklichkeit ist das Vermissen jedes Mal so viel unerträglicher, dass es in keinem Verhältnis zum Post-Brainfuck steht, der abgeht, wenn wir uns gerade wieder verabschiedet haben.

Eigentlich sollte ich meine Wirklichkeit mit dir teilen. In Wirklichkeit würde das aber alles verändern. Du würdest wissen, dass ich all die Zeit etwas verheimliche. Würdest wissen, dass ich dich mit anderen Augen betrachte als du mich. Die ganze Zeit schon. Und die Zeit, die wir zusammen verbringen, würde ab sofort genauso unerträglich werden wie die Zeit, in der ich dich vermisse.

Nein! In Wirklichkeit bin ich nicht bereit, das herzugeben, was wir haben. Die Tauschware wäre ohnehin nur halb so viel wert. Wenn überhaupt. Und deshalb ist eigentlich alles gut so wie es ist.

Aber eben nur eigentlich.

Denn meine Wirklichkeit ist, dass ich dich eigentlich liebe!

Lara lebt in Hamburg, macht beruflich irgendwas mit Medien und feiert die Tatsache, dass 30 sein nicht zwingend mit Falten, grauen Haaren und geistigem Verfall einhergeht. Eigentlich alles ganz geil gerade. Kopfkino gucken gehört zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Da laufen schließlich die besten Schnulzen – straight outta real life!

Headerfoto: Felipe Alonso via Creative Commons Lizenz 2.0! (Gedankenspiel-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

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